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Flasbarth will UNEP-Chef werden

Jens Thurau1. März 2016

Die Klimakonferenz von Paris war sein Meisterstück. Jetzt will Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth Chef des UN-Umweltprogramms werden. Seine Stärke? Jahrzehntelange Expertise.

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Porträt von Jochen Flasbarth . (Foto: Bundesregierung/S. Steins)
Bild: Bundesregierung/S. Steins

Das war schon eine sehr ungewöhnliche Entscheidung des Präsidenten der Pariser Klimakonferenz: Die Verhandlungen stockten, der ersehnte Klimavertrag schien in weiter Ferne, da rief Frankreichs damaliger Außenminister Laurent Fabius, Chef des Klimatreffens, im Dezember 2015 ein neues Gremium ins Leben. 14 Umweltminister aus wichtigen Ländern, armen und reichen, sollten die Blockade überwinden. 14 Minister? Nicht ganz richtig. Deutschland schickte nicht Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in die Runde, sondern ihren Staatssekretär, Jochen Flasbarth.

Fabius selbst soll sich gewünscht haben, dass Flasbarth das übernimmt. Ein richtiger Schachzug: Das eilig ins Leben gerufene Gremium konnte die Blockade lösen, der Klimavertrag kam zustande, allen waren glücklich.

Die Vorgänger: Steiner und Töpfer

Jetzt will Flasbarth den Schwung von Paris für den nächsten Karriereschritt nutzen: Der 53-jährige Bonner will neuer Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP) mit Sitz in Nairobi werden - und damit einer der höchsten UN-Funktionäre aus Deutschland. Außenminister Frank-Walter Steinmeier gab das jetzt in New York offiziell bekannt, nachdem das Gerücht schon seit Jahresbeginn im politischen Berlin herumging.

Auf dem Weg nach Paris: Flasbarth ganz rechts mit Umweltministerin Hendricks (zweite von links) Foto: Adam Berry/Getty Images)
Auf dem Weg nach Paris: Flasbarth ganz rechts mit Umweltministerin HendricksBild: Getty Images/A. Berry

Wenn die deutsche Bewerbung klappt, bleibt das UNEP fest in deutscher Hand: Noch ist der vielsprachige deutsche Diplomat Achim Steiner UNEP-Chef, seit 2006 leitet er das Programm. Davor war Klaus Töpfer acht Jahre lang allgegenwärtiger Exekutivdirektor der Behörde, ehemals bekannt als der Umweltminister, der durch den Rhein schwamm und so populär war wie kaum einer seiner Nachfolger.

Ob es die Chancen von Flasbarth erhöht, dass schon zwei Deutsche das oberste Umweltorgan der UN leiteten? Das wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Steinmeier jedenfalls ist voll des Lobes: "Mit Jochen Flasbarth bewirbt sich ein hervorragender Kandidat um den Posten des UNEP-Exekutivdirektors. Er verfügt über jahrzehntelange Expertise und Führungserfahrung im Bereich Klima, Umwelt und Naturschutz."

Schon als Jugendlicher Umweltschützer

Das stimmt wohl. Flasbarth engagierte sich schon als Jugendlicher für den Vogelschutz. Mit gerade einmal 32 Jahren wurde er dann 1994 Präsident des Naturschutzbundes Deutschlands NABU, einer der einflussreichsten Umweltgruppen in Deutschland. Und erwies sich als ein den Medien zugewandter, treffsicher formulierender Präsident.

2003 ging er in die Politik, wurde Leiter der Abteilung Naturschutz im Umweltministerium in Berlin. Da sorgte er für das Zustandekommen des europaweiten Netzes von Naturschutzflächen NATURA 2000. Hier erwies er sich als geborener Diplomat auf internationalen Umwelttreffen.

2009 wurde er Chef der obersten Fachbehörde, des Umweltbundeamtes in Dessau. Und seit 2013 ist er die rechte Hand der Umweltministerin, ein stets nervenstarker, humorvoller Staatssekretär, der in Paris vor allem dafür sorgte, dass die Europäer - auch beim Umweltschutz derzeit eher zerstritten als geeint - mit einer Stimme sprachen. Auf dieser Konferenz waren jedenfalls viele voll des Lobes.

"Ich mag den Kerl", sagte Todd Stern, Klimaberater von US-Präsident Obama, der Online-Plattform Klimaretter.info in Paris. Und Antonio Marcondes, Klimabotschafter aus Brasilien, fügte hinzu: "Vor allem ist er extrem kenntnisreich. Flasbarth tut sein Äußerstes, um die unterschiedlichen Länderinteressen zusammenzubekommen." Dieses Talent könnte er als neuer UNEP-Chef gut gebrauchen.