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Seuchengefahr für Flüchtlinge

24. Mai 2008

Wegen der Gewaltexzesse in Südafrika haben tausende Einwanderer aus Mosambik und Simbabwe Zuflucht in überfüllten Notunterkünften gesucht. Doch nun drohen Krankheiten und Seuchen.

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Demonstranten in Johannesburg. Sie halten ein Banner mit der Aufschrift "Schande auf uns" hoch. (Quelle AP)
Demonstranten fordern ein Ende der Gewalt in JohannesburgBild: AP

Tausende Menschen haben am Samstag (24.5.2008) im südafrikanischen Johannesburg gegen die fremdenfeindlichen Ausschreitungen der vergangenen Tage demonstriert. Auf Plakaten verglichen sie die Gewalt mit der Rassentrennung der Apartheid-Zeit und forderten ein Ende der Übergriffe. Organisiert wurde die Demonstration im Geschäftszentrum Johannesburgs von kirchlichen Organisationen und Gewerkschaften.

Hilfsorganisationen warnen vor Krankheiten und Seuchen

Schwarze Mutter mit Kind in einem Tragetuch (Quelle AP)
Vor allem Menschen aus Simbabwe und Mosambik suchen Zuflucht in den völlig überfüllten NotunterkünftenBild: AP

Bei der seit knapp zwei Wochen andauernden Hetzjagd auf Einwanderer aus Simbabwe und Mosambik sind nach offiziellen Angaben mindestens 42 Menschen getötet worden, mehr als 25.000 haben in Notunterkünften wie Polizeistationen oder Kirchen Schutz gesucht. Hilfsorganisationen warnten vor Seuchengefahr. "In den völlig überfüllten Notunterkünften gibt es oft keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser", sagte Bianca Tolboom von "Ärzte ohne Grenzen". Andere Flüchtlinge schliefen trotz der Kälte im derzeitigen Winter auf der südlichen Erdhalbkugel im Freien. Deshalb seien Atemwegs- und Durchfallerkrankungen zu befürchten. Aus Angst vor weiteren Gewaltexzessen strömten weiter Tausende Flüchtlinge über die Grenze nach Mosambik, darunter auch Simbabwer.

Südafrikas Regierung zunehmend in der Kritik

Polizisten schießen, Rauchentwicklung (Quelle AP)
Seit dem 11. Mai hält die Gewalt gegen Einwanderer in Südafrika anBild: AP

Viele Südafrikaner werfen den Immigranten vor, ihnen die Arbeit wegzunehmen und für den Anstieg der Kriminalität verantwortlich zu sein. Die Regierung ist wegen ihrer schleppenden Reaktion auf die Unruhen - die schwersten seit dem Ende der Apartheid vor 14 Jahren - in die Kritik geraten. Zudem werfen ihr Beobachter Versagen bei der Bekämpfung der Armut vor, die als Nährboden für die Gewalt gilt. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki wehrt sich gegen die Vorwürfe. Schuld an den Gewaltausbrüchen seien rivalisierende kriminelle Banden. Die Opposition, die Demokratische Allianz, nannte es inakzeptabel, dass sowohl Präsident Mbeki als auch ANC-Präsident Jacob Zuma sich im Ausland aufhielten, statt sich um die Beilegung der Krise zu kümmern.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Freitag mitgeteilt, sie wollten ein Sondergericht einsetzen, um die Gewalttäter zügig vor Gericht zu stellen. Die Justiz solle die Fälle der rund 500 festgenommenen Verdächtigen mit besonderer Dringlichkeit behandeln. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch drängte in einer Erklärung darauf, die Opfer der Gewalt zu schützen und sicherzustellen, dass sie trotz ihres teilweise illegalen Status als Zeugen vor Gericht aussagen dürfen.

Lage hat sich etwas beruhigt

bewaffneter weißer Polizist steht vor schwarzen Demonstranten (Quelle AP)
Die Polizei versucht in Johannesburg für Ordnung und Ruhe zu sorgenBild: AP

Die Elendsviertel um Johannesburg, in denen die Ausschreitungen am 11. Mai begonnen hatten, waren am Samstag nach Polizeiangaben ruhig. Noch am Freitag hatte ein Soldat einen Township-Bewohner erschossen. Der Zwischenfall hatte sich am Rande von Johannesburg in einem Armenviertel der Stadt Springs bei der Absicherung einer Polizeiaktion ereignet. In der Touristenhochburg Kapstadt behielten die Sicherheitskräfte mehrere Brennpunkte der Übergriffe vom Freitag im Blick. Diese hatten bis in die Nacht angedauert. Das größte dortige Elendsviertel Khayelitsha verließen den Behörden zufolge die meisten Ausländer freiwillig oder unter Polizeischutz. (as)

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