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Portal widerlegt Gerüchte über Flüchtlinge

Nicole Goebel / ch15. Februar 2016

Aufklärungsarbeit im Netz: Zwei Deutsche zeigen mit einer interaktiven Karte, was alles an Falschmeldungen über Flüchtlinge in die Welt gesetzt wird. Das Portal widerlegt die böswilligen Gerüchte.

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Sreenshot der Website hoaxmap.org (Foto: hoaxmap.org)
Bild: hoaxmap.org

"Neues aus der Gerüchteküche", heißt es ironisch auf dem Portal hoaxmap.org. Doch das Thema ist keineswegs spaßig gemeint. Fast jeden Tag werden irgendwo in Deutschland böswillige Gerüchte über Flüchtlinge verbreitet, die reine Erfindung sind und die Bevölkerung offenbar gegen sie aufbringen sollen.

Auf der Plattform kann man über eine Googlemaps-Karte auf einzelne Punkte klicken. Dahinter verbergen sich Städte in Deutschland. Nach dem Click öffnet sich sowohl eine Falschmeldung über Flüchtlinge sowie ein Zeitungsartikel oder eine andere Quelle, die sie widerlegt.

Hoaxmap (von englisch "hoax", Falschmeldung) war eine Idee der beiden Leipziger Karolin Schwarz und Lutz Helm. Sie wollten zeigen, was im Internet so alles an Bosheiten über Flüchtlinge kursiert - und wieviel davon frei erfunden ist. Die Meldungen sind auch mit Twitter verlinkt.

Diebstahl ist in der digitalen Gerüchteküche ein Dauerthema. Schlimmer noch: Flüchtlingen und Migranten werden nicht nur Diebstahldelikte vorgeworfen, sondern auch Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen von Frauen. Ebenso bösartig, aber wenigstens phantasievoller sind da schon Gerüchte, Flüchtlinge hätten es auf das Fleisch von Schwänen und Pferden abgesehen, oder sie urinierten auf Grabsteine.

Am 8. Februar ist das Portal online gegangen, und die Reaktion war "überwältigend und weitgehend positiv", wie Schwarz der Deutschen Welle sagte. Jeden Tag kämen über Twitter oder E-mail Dutzende neue Hinweise über falsche Gerüchte herein. Manchmal hätten einzelne Menschen oder Gruppen sogar ganze Listen mit regionalen Vorfällen zusammengestellt.

Gerüchte über Flüchtlinge haben in letzter Zeit stark zugenommen. In diese Flut habe sie "Ordnung bringen" wollen, so die Unternehmensberaterin Karolin Schwarz. Für seine Widerlegungen verwendet Hoaxmap.org vor allem lokale und regionale Pressemeldungen, manchmal auch Polizeiberichte. Doch Schwarz gibt zu, es gebe zu wenig Zeit, jede Meldung einzeln zu prüfen. Sie und Helm haben immerhin ihre normalen Alltagsjobs zu tun.

Die beiden bekommen zwar eine Menge Lob für ihr Projekt, doch manche bemängeln, es sei einseitig und ignoriere Fälle, in denen sich Flüchtlinge tatsächlich etwas zuschulden haben kommen lassen. Einen konkreten Verbesserungsvorschlag macht dieser Twitter-Benutzer:

Doch Schwarz meint, das würde das ganze Projekt kaputtmachen. Ziel des Portals sei es zu zeigen, dass es eine Menge von "völlig absurden" Gerüchten gebe. Schwarz fügt hinzu, es gehe ihr nicht nur um Falschmeldungen über Flüchtlinge, sondern über Minderheiten ganz allgemein.

Es gibt ähnliche Portale in anderen Ländern, so wie hoaxbuster.com in Frankreich oder Mimikama in Österreich, die ebenfalls solche Gerüchte widerlegen. Doch das besondere an hoaxmap.org ist, dass es sich auf ein ganz bestimmtes Thema in Deutschland konzentriert und die interaktive Karte benutzt.