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Politik

Fillon kämpft um sein politisches Überleben

6. März 2017

Trotz wachsenden Widerstands aus der eigenen Partei hält der französische Konservative François Fillon an seiner Präsidentschaftskandidatur fest. Im Fernsehen warf er seinen parteiinternen Kritikern "Fahnenflucht" vor.

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Frankreich Francois Fillon im TV-Interview in Paris
Im Fernsehen schließt der konservative Kandidat Fillon erneut einen Rückzug von der Kandidatur ausBild: Getty Images/AFP/J. Demarthon

Im Fernsehsender France 2 sagte der Spitzenkandidat der Partei "Die Republikaner", François Fillon, seine Bewerbung werde nach wie vor von einer "Mehrheit der Wähler der Rechten und der Mitte" unterstützt. Das habe er mit der jüngsten Kundgebung am Sonntagnachmittag gezeigt. "Niemand kann mich heute daran hindern, Kandidat zu sein", insistierte Fillon, der am Samstag 63 Jahre alt geworden war. Auf die Frage, ob er den Rufen nach einem Rückzug seiner Kandidatur folgen werde, sagte er: "Meine Antwort ist 'Nein'." Falls er die Kandidatur niederlegen würde, würde dies seine politische Familie "in eine Sackgasse bringen".

Fillon hatte zuvor zahlreiche Anhänger für eine Kundgebung in Paris mobilisiert. Die Veranstalter sprachen von 200.000 Teilnehmern. Der Sender BFMTV berichtet dagegen unter Berufung auf eine Polizeiquelle von 35.000 bis 40.000 Menschen. Auch auf der Kundgebung stemmte sich Fillon gegen Rücktrittsforderungen aus dem eigenen Lager. Zugleich entschuldigte er sich für Fehler im Zusammenhang mit der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Familie. Es sei ein "Fehler", seine Frau Penelope als bezahlte Parlamentsassistentin eingestellt zu haben. Er habe sich dabei aber an die Gesetze gehalten und sei zuversichtlich, dass die Justiz die Vorwürfe letztlich fallen lasse.

Penelope meldet sich zu Wort

Penelope Fillon hatte sich zuvor erstmals in einem Interview zu der Affäre geäußert und versichert, dass sie tatsächlich für ihren Mann gearbeitet habe. Ende Januar war bekanntgeworden, dass Frau Fillon jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann und dessen Nachfolger in der Nationalversammlung angestellt war. Das ist an sich legal, falls sie wirklich gearbeitet hat. Fillon ist für Mitte März von Ermittlungsrichtern vorgeladen, dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens.

Sieben Wochen vor der ersten Runde der Präsidentenwahl wächst die Nervosität bei den konservativen Republikanern. Für Montagabend hat die Partei ein Treffen ihres politischen Komitees angesetzt, in dem alle wichtigen Parteigrößen vertreten sind. Zahlreiche Politiker aus Fillons Partei haben sich inzwischen von dem Kandidaten abgewandt. Nach einer Zählung der linksgerichteten Zeitung "Libération" sind inzwischen mehr als 300 Politiker der Republikaner und ihrer Verbündeten von ihm abgerückt. Nach Fillons Sprecher Thierry Solère kündigte auch sein Wahlkampfleiter Patrick Stefanini an, sein Amt niederzulegen. Der Regionalpräsident von Provence-Alpes-Côte d'Azur, Christian Estrosi, kündigte eine Initiative mit Parteifreunden an, die Fillon einen "respektvollen" Abgang ermöglichen solle. Ein Kandidatenwechsel sei angesichts der Scheinbeschäftigungsaffäre um Fillons Familie "zwingend", sagte Estrosi.

Ersatzkandidat Juppé?

Zudem wurde bekannt, dass sich Fillons Rivalen aus der parteiinternen Vorwahl um die Präsidentschaftskandidatur, Alain Juppé und Nicolas Sarkozy, zu einem Gespräch getroffen haben, um einen "Ausweg aus der Krise" zu finden. Juppé hatte bereits zu erkennen gegeben, dass er an der Übernahme der Präsidentschaftskandidatur Interesse hat. Der 71-Jährige kündigte über Twitter für Montagvormittag eine Pressekonferenz in Bordeaux an, wo er Bürgermeister ist.

Nach der jüngsten Umfrage des Instituts Kantar Sofres OnePoint für den Nachrichtensender LCI und die Zeitung "Le Figaro" käme Fillon nur noch auf 17 Prozent, der Mitte-Kandidat Emmanuel Macron bliebe stabil bei 25 Prozent und die Rechtsextreme Marine Le Pen wäre bei 26 Prozent (minus einen Punkt). Im Falle einer Kandidatur Juppés käme dieser demnach hingegen auf 24,5 Prozent, Macron würde mit nur 20 Prozent den Einzug in die Stichwahl verpassen, und Le Pen würde mit 27 Prozent führen.

kle/wa (afp, dpa, rtre)