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Kostic - Profifußball statt Aktionskunst

18. Oktober 2019

Eintracht Frankfurt gewinnt gegen Bayer Leverkusen deutlich. Wieder einmal steht Filip Kostic im Mittelpunkt - der mit seiner Laufarbeit und seinem Willen zu einem der wichtigsten Spieler der Hessen geworden ist.

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Fußball Bundesliga Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen Filip Kostic
Bild: Imago Images

Der größte Applaus brandete auf, als Filip Kostic zu einer Grätsche auf Höhe des eigenen Strafraums ansetzte. Die Fans der Frankfurter Eintracht waren begeistert von dem gelernten Offensivspieler, der seit der vergangenen Saison das Verteidigen gelernt hat. Der 26-Jährige bearbeitete auch beim 3:0 (2.0) nach zwei Treffern von Goncalo Paciencia (4.;16.) und einem von Bas Dost (81.) gegen Bayer 04 Leverkusen seine gesamte linke Seite mit der Frequenz einer ratternden Nähmaschine. "Wir haben Kostic nicht in den Griff bekommen", sagte Leverkusens Angreifer Kevin Volland nach dem Schlusspfiff. 

Es ist nicht so, dass Kostic nur noch Abwehrarbeit verrichtet. Aber diese Eigenschaft gehört mittlerweile zu seinem Spiel, das auf seinen vormaligen Bundesliga-Stationen beim Hamburger SV und beim VfB Stuttgart oftmals ganz anders aussah.

Früher blieb er nach einer missglückten Angriffsaktion oft stehen und wünschte seinen Mitspielern hinter ihm viel Glück bei der Defensivarbeit. Das brachte dem Serben keinen guten Ruf in der Liga ein. Fiel sein Name, gingen damit häufig Begriffe wie "brotlose Kunst" oder "Egoist" einher. Sein (Offensiv-) Talent wollte ihm schon damals niemand absprechen, allerdings hielt sich sein läuferischer Aufwand in zu engen Grenzen. Mittlerweile hat er den Wandel vom Aktionskünstler zum ernsthaften Profi geschafft. "Wenn der Filip nach vorne losgeht, dann geht mir und jedem im Stadion das Herz auf. Dann mache ich auch gerne hinter ihm zu", sagte Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger.

Neue Lieblingsposition

Spätestens seit der vergangenen Saison, als ihn Trainer Adi Hütter ("Er ist ein Mentalitätsspieler") auch zur Überraschung Kostic' als linken Verteidiger aufgeboten hat, veränderte sich seine Spielauffassung nahezu vollständig. "Alle haben damals gesagt, der kann nicht defensiv spielen, der ist Offensivspieler. Aber der Trainer und die Mannschaft haben an mich geglaubt. Und ich habe gezeigt, dass ich es kann. Jetzt ist es meine Lieblingsposition", sagte Kostic in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau Anfang Oktober. Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass die vergangene Saison die beste seiner Karriere mit sechs Toren und elf Vorlagen in der Bundesliga war.

Das Spiel gegen die Rheinländer war ein guter Beweis dafür, dass Kostic diese Spielweise verinnerlicht hat und damit zu einem der wichtigsten Spieler der Hessen geworden ist. Kostic läuft und läuft und läuft. 

Bayer 04 beißt sich die Zähne an Kostic aus

Filip Kostic trifft gegen Leverkusen, steht aber im Abseits
Filip Kostic trifft gegen Leverkusen, steht aber im Abseits Bild: Imago Images/J. Hübner

Knapp eine halbe Stunde nur hatte es gedauert, bis der außerhalb des Spielfeldes so stille Kostic den ersten Gegenspieler verschlissen hatte. Leverkusen-Trainer Peter Bosz nahm den völlig überforderten Rechtsverteidiger Mitchell Weiser vom Feld und erlöste ihn damit. Aber auch der für Weiser eingewechselte Karim Bellarabi bekam Kostic nie in den Griff. Die gesamte Leverkusener Defensive biss sich an Kostic die Zähne aus, weil dieser überall auftauchte, die Seiten wechselte und damit nie auszurechnen war. Auf seinen ersten Treffer in dieser Spielzeit in der Liga wartet Kostic aber noch. Bei seinem vermeintlichen Treffer gegen die Werkself stand er im Abseits. 

Das Manko, das Kostic noch hat, ist wohl die Ruhe vor dem gegnerischen Tor. Mit ein wenig mehr Abgeklärtheit könnte er seine eigene Ausbeute noch deutlich vergrößern und die eine oder andere Vorlage mehr gegeben haben. Dann allerdings hätte er den Klub wohl schon verlassen, wie seine kongenialen Mitspieler der Vorsaison, Ante Rebic und Luka Jovic. Inter Mailand soll vor Saisonbeginn 40 Millionen Euro für den Serben geboten haben. Aber Kostic steht zu seinem Wort und spielt diese Saison weiter für die Hessen.

Wie es danach weitergeht, davon werden sich alle Beteiligten überraschen lassen. Eines steht jedenfalls fest: Gegen die Werkself hatte sich Kostic den neuerlichen Applaus der Zuschauer wieder einmal redlich verdient. Beide Seiten wirken äußerst zufrieden miteinander.