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Ehre und Motivation

Das Interview führte Daniel Martínez2. Juni 2008

Fernando Meira (VfB Stuttgart) schwärmt im Gespräch mit DW-WORLD.DE über Cristiano Ronaldo, und über die neue Generation des portugiesischen Fußballs, geführt von dem erfahrenen Trainer Felipe Scolari.

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Kann Fernando Meira auch bei der EM jubeln?Bild: picture-alliance/dpa

DW-WORLD.DE: Fernando Meira, Ihr Land war der letzte Gastgeber der Europameisterschaft, jetzt reist Portugal als Gast in die Schweiz. Welche Atmosphäre wünschen Sie sich?

Fernando Meira: Ich hoffe, dass die Zuschauer in der Schweiz auch die Mannschaft mitreissen können. Ich hoffe auch, dass in den Stadien, obwohl sie klein sind, die Stimmung noch besser sein kann als bei der letzten EM oder WM.

Sie mussten lange Zeit warten, um bei einer EM dabei zu sein. Wie fühlen Sie sich heute, wenn Sie an 2004 denken, als Sie nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurden.

Das war damals eine große Enttäuschung für mich, aber jetzt bin ich wieder dabei. Ich habe damals die Entscheidung einfach akzeptiert und weitergearbeitet. Danach habe ich meine Chancen gehabt, um eine EM zu spielen, und ich werde alles machen, um Erfolg zu haben.

In den letzten Jahren ist Portugal eine von den stärksten Mannschaften der Welt geworden. Warum hat es noch nicht mit einem Titel geklappt?

Der Grund ist, dass du auch andere Mannschaften mit super Fähigkeiten hast. Es ist nicht einfach, so ein Event (wie die EM) zu gewinnen. Trotzdem, das ist unser Ziel und wir werden weiter diese Ziele verfolgen.

Und dieses Ziel bei der EM 2008 erreichen?

Das ist natürlich eine Möglichkeit. Das wird ganz schwierig, aber wir werden alles dafür tun.

Einfach ist die Gruppe A tatsächlich nicht.

Das ist eine schwierige Gruppe, aber ich sehe auch keine andere einfachere Gruppe in dem Pott. Trotzdem, wir haben unsere Chancen und wir werden alles machen, um in die nächste Phase zu kommen.

Erreicht Portugal bei der EM wieder das Finale?

Ich denke nur bis zum 15. Juni, wenn unser drittes Spiel stattfindet. Ich hoffe, dass wir das große Potential, das wir haben, zeigen können. Unsere Gruppe ist natürlich ganz schwierig, aber wir werden, wir wollen, in dieser Gruppe unbedingt weiterkommen.

An diesem Datum spielen sie gegen den Gastgeber, die Schweiz, theoretisch die schwächste in ihrer Gruppe.

Nein, einfach ist keine. Die Spieler haben natürlich zu Hause die Unterstützung ihrer Leute, das ist auch extrem wichtig. Die Schweiz hat eine Mannschaft, die hinten relativ gut steht, das haben wir in der letzten WM gesehen. Es ist schwierig, gegen die Schweiz ein Tor zu machen, obwohl Deutschland in einem Freundschaftsspiel 4:0 gewonnen hat. Sie haben auch Spieler wie (Alexander) Frei oder (Tranquillo) Barnetta, die ein Spiel entscheiden können. Man muss natürlich auf solche Spieler aufpassen.

Wie schätzen sie die Türkei ein?

Sie haben auch Spieler mit Erfahrung, und wir müssen aufpassen, das sie nicht ein Tor vor uns schießen, weil es danach natürlich schwierig sein wird, denn sie sind eine Mannschaft, die normalerweise gut auf Kontern spielt.

Sind die Tschechen in der Gruppe eigentlich die Favoriten?

Die Tschechen sind eine Mannschaft mit mehr Erfahrung, sie haben ältere Spieler, die auch schon die EM und die WM gespielt haben, wobei (Jan) Koller vorne eine große Referenz ist. Sie haben jetzt (Tomas) Rosicky verloren, das ist auch eine wichtige Information für ihre Gegner. Trotzdem haben sie auch andere Spieler, die auch viel Qualität haben. Sie sind natürlich ein schwieriger Gegner.

Portugal hat im Kader den zurzeit begehrtesten Fußballstar: Cristiano Ronaldo. Welche Bedeutung hat es für die Mannschaft, mit so einem Star zusammen zu spielen?

Das ist eine Motivation und eine Ehre für uns, so einen Freund und so einen Topspieler dabei zu haben. Ich habe schon gesagt, dass wir ihm helfen werden, sein Spiel für unsere Mannschaft zu machen. Er ist ein Weltstar, ein Spieler, der jedes Spiel entscheiden kann. Wir wissen aber sehr wohl, dass er nicht alleine spielen kann und wir werden ihm weiterhin helfen, auch in seiner Entwicklung. Er ist natürlich unsere größte Verstärkung.

Das heißt nicht, das Portugal von Cristiano Ronaldo abhängig ist?

Das nicht, aber er ist unser größter Vorteil.

Die Zeit der Generation von Figo ist vorbei. Jetzt, da diese Leistungsträger fehlen, fängt alles wieder von Null an?

Nein, das ist ganz normal für die Entwicklung von einer Mannschaft. Die Renovierung ist ganz normal. Wir sind auch renoviert worden, wir haben unsere neuen Sachen. Von Spielern wie Figo, Rui Costa oder Maniche haben wir viel gelernt. Die neuen Spieler haben ihre eigene Persönlichkeit, ihre eigene Mentalität, wir werden auch mit diesen neuen Spielern Erfolg haben.

Die Zusammenarbeit mit dem Trainer Felipe Scolari hat sich gelohnt, nach der WM erreicht Portugal zum zweiten Mal in Folge die Endrunde eines großen Turniers.

Sie hat sich gelohnt. Er hat schon alles gewonnen. Wir haben mit ihm in den letzten Jahren viel Erfolg gehabt. Es ist natürlich eine Ehre, mit ihm zu arbeiten. Ich hoffe nur, dass er noch ein paar Jahre mit uns arbeiten kann. Portugal ist noch stärker mit Scolari, als ohne Scolari.

Mit Ihnen und Hugo Almeida sind zwei Spieler der Bundesliga im Kader der Nationalmannschaft Portugals. Was bringt ihre Erfahrung dem Nationalteam?

Zum Beispiel hat die Schweiz viele Spieler hier in der Bundesliga und für uns ist es natürlich ein Vorteil, solche Spieler zu kennen. Der Fußball in Deutschland ist ziemlich anders als in Portugal oder in Spanien, hier haben wir gelernt, mit anderen Systemen zu spielen. In der Bundesliga spielt man viel mit langen Bällen, dann ist es natürlich für dich einfach, gegen eine Nationalmannschaft zu spielen, die auch so spielt. Es ist natürlich auch von Vorteil, wenn man auch verschiedene Systeme kennt.

Tauscht ihr diese Informationen innerhalb der Mannschaft aus?

Wir (Almeida und ich) haben, was bestimmte Nationalmannschaften angeht, ein paar Sachen gelernt, wie hinsichtlich der Schweiz. Es ist für uns einfacher, weil wir schon die meisten Spieler von ihnen kennen.

In Stuttgart haben Sie einen Kollegen, Ludovic Magnin (Schweiz), der bei der EM "Feind“ sein wird.

Ja, auf dem Platz schon, aber ich hoffe, dass er eine gute EM spielen kann, weil er mein Freund ist. Trotzdem hoffe ich, dass er nicht gegen Portugal gewinnen kann.

Und das Portugal weiter kommt?

Das hoffe ich natürlich auch.



Zur Person
Fernando Meira (29 Jahre) spielt seit 2001 in der Bundesliga, in 2007 wurde er mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Der Abwehrspieler durfte nicht in seinem eigenen Land bei der EM 2004 teilnehmen, dafür erreichte er mit der Nationalmannschaft Portugals den 4. Platz bei der WM 2006 in Deutschland.