1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Südafrikas Homosexuelle feiern

29. September 2009

In Südafrika haben homosexuelle Paare so viele Rechte wie in keinem anderen afrikanischen Land. Doch Gewalt gegen Schwule und Lesben ist auch dort ein Fakt - worauf sie jetzt mit "Soweto Pride" aufmerksam gemacht haben.

https://p.dw.com/p/JtGb
Drag Queen Zimpo (hinten rechts) ist umgeben von Fans.Bild: DW/Katrin Gänsler

Im Meadowlands Park in Soweto ist die Stimmung ausgelassen. Auf der kleinen Bühne sorgt ein Diskjockey für Partylaune. Einige Gäste tanzen. Andere haben sich Campingstühle und einen Grill mitgebracht, wippen im Takt mit, unterhalten sich und genießen die Atmosphäre. Gemeinsam haben sie, dass sie entweder lesbisch, schwul oder transsexuell sind, was sie während des viertägigen Festivals nicht verheimlichen müssen. Darüber ist Tiny ganz besonders froh. Denn dort, wo die Mutter einer vierjährigen Tochter herkommt, verstecken sich Lesben und Schwule immer noch. “Viele haben einfach Angst, weil es in Rustenberg so viel Kritik gibt. Sie sind isoliert“, sagt sie über ihre Heimatstadt, die nordwestlich von Johannesburg liegt.

Drag Queen Zimpo wird gefeiert

Feiern-Kopie.jpg
Im Meadowlands Park wird ausgelassen getanztBild: DW/Katrin Gänsler

Sich zu verstecken, das würde für Drag Queen Zimpo nie in Frage kommen. Zimpo, der eigentlich Mann ist, ist einer der Stars der Soweto Pride. Dafür hat sich die Drag Queen extra herausgeputzt, trägt große Ohrringe, hat sich langes, blondes Kunsthaar einflechten lassen und gleich drei Lieder eingeübt. Die hat sie am Vormittag während des Demonstrationszuges durch Soweto gesungen. Im Meadowlands Park wird sie nun von ihren Fans umgarnt und genießt das sichtlich. “Ich liebe diese Veranstaltungen einfach. Hier können wir unserer Gemeinschaft, aber auch unseren Familien und Freunden zeigen, wer wir wirklich sind.“

Für Zimpo ist es selbstverständlich, dass Familie und Freunde stolz auf ihre Drag Queen sind. Gewöhnlich ist das für viele andere Schwule und Lesben indes nicht. Die 26-jährige Dee etwa hat ihrer Mutter nie davon erzählt, dass sie viel lieber ein Mann wäre und auf Frauen steht. Um wenigstens einmal ganz offen damit umgehen zu können, ist Dee aus der botswanischen Hauptstadt Gaborone zur Soweto Pride gefahren. Denn anders als in Südafrika ist Homosexualität in Botswana illegal. “Seit den 70er Jahren versuchen wir, die Verfassung zu ändern. Aber wir erleben viel Gewalt, die aus Hass begangen wird“, sagt Dee, die deshalb die entspannte Atmosphäre im Meadowlands Park umso mehr genießt.

Schwule werden aus Bars geschmissen und verprügelt

Soweto Pride
Ein T-Shirt erinnert an die grausigen Morde an zwei Lesben und fordert ein Ende der Gewalt . Copyright: DW/Katrin GänslerBild: DW/Katrin Gänsler

In Botswana, so hat Dee immer wieder erlebt, werden Schwule und Lesben regelmäßig aus Bars geworfen und sogar verprügelt. “In Botswana ist das brutal. Deshalb überlege ich, nach Johannesburg zu ziehen.“ Doch auch dort gibt es immer wieder Probleme, woran der Veranstaltungsort der Soweto Pride, der Meadowlands Park, ganz besonders eindrücklich erinnert. Denn in diesem Park sind am 7. Juli 2007 Sizakele Sigasa und Salome Masooa ermordet worden. Die beiden Frauen sind lesbisch gewesen und wollten sich nicht verstecken. An die grausige Tat erinnern deshalb viele Teilnehmer der Soweto Pride, indem sie T-Shirts mit dem denkwürdigen Datum tragen und fordern, dass das nie wieder passiert.

Mord an lesbischer Frau erschüttert

Soweto Pride
Die Soweto Pride, ein Schwulen- und Lesbenfestival im ehemaligen südafrikanischen Township Soweto - das größte seiner Art in Afrika. Viele Teilnehmer haben ihre Kinder mitbracht, die auf der Bühne mitfeiern Copyright: DW/Katrin GänslerBild: DW/Katrin Gänsler

Doch geglückt ist das nicht. “Der schlimmste Fall, den wir jetzt erst wieder hatten, war eine Vergewaltigung mit anschließendem Mord. Die Frau hieß Judith“, sagt Lindi Radebe, die für das Forum of the Empowerment of Women arbeitet und die Soweto Pride mitorganisiert hat. Deshalb ist für sie das Festival, das vor fünf Jahren als kleine Veranstaltung von schwarzen Lesben ins Leben gerufen wurde, wichtiger denn je. “Wir sind hier, um ein Bewusstsein zu schaffen, aufzuklären und Fragen zu beantworten.“ Und damit möchten sich die Veranstalter von der großen Joburg Pride abgrenzen, die eine Woche später gefeiert wird und an der vor allem weiße Homosexuelle teilnehmen. “Das ist eine Spaßveranstaltung geworden“, ärgert sich Lindi Radebe.

Autorin: Katrin Gänsler

Redaktion: Dirk Bathe