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"FearCon": Horror zum Anfassen

Paula Rösler
21. Oktober 2017

Als Grusel-Messe findet die "FearCon" zum ersten Mal statt. Fans und Stars der Horrorfilm-Szene treffen sich dort - kurz vor Halloween. DW-Reporterin Paula Rösler hat sich unter Zombies und Vampire in Bonn gemischt.

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Horrorclown
Bild: Imago/Agencia EFE

Eine aufgerissene, fleischige Wange, ein tiefer rotblutender Schnitt durchs Gesicht, eine Riesen-Zecke auf der Stirn oder ein Vampir-Biss im Nacken? Ich habe die Qual der Wahl und entscheide mich für einen schlichten Kieferbruch. Enrico Lein zückt seine Waffen und verpasst mir eine klaffende Wunde vom rechten Ohr bis zum Kinn.

Zum Glück tut es nicht weh, und passiert ganz ohne Gewalt. Weder Faust noch Axt kommen zum Einsatz, stattdessen Pinsel, Silikon und Farbe. Enrico Lein ist Maskenbildner, an seinem Messestand auf der "FearCon" im Bonner Kongresscenter "Maritim" stehen die Besucher Schlange. Viele tragen bereits ausgefallene Zombie-Kostüme, aber ein bisschen mehr Blut geht immer.

Maskenbildner Enrico Lein stattet DW-Reporterin Paula Rösler mit einem Accessoire für die "FearCon" aus
Maskenbildner Enrico Lein stattet DW-Reporterin Paula Rösler mit einem Accessoire für die "FearCon" aus Bild: DW/P. Rösler

Blutrünstige Zombies und fliegende Köpfe

Es ist Tag eins von dreien auf der Grusel-Convention, einer Mischung aus Messe für Horrorfilmartikel und bundesweitem Szenetreffpunkt. Am frühen Nachmittag sind die Mitarbeiter in schlichten roten T-Shirts noch in der Überzahl. Aber nach und nach übernehmen kostümierte Zombies und Vampire die Szenerie in den Gängen und Sälen des Hotels.

Mit meinem aufgemalten Kieferbruch mische ich mich mitten unter die Horror-Fans, und schaue plötzlich in die blutroten Augen von Anja. Sie und ihre Freundin Bianca outen sich mir gegenüber als absolute Horror-Serien-Junkies. "Eigentlich ist es schon ein bisschen bekloppt, darauf abzufahren, wenn irgendwelche Leute umgebracht werden", sagt Anja. Aber für die beiden gibt es eine Grenze: "Wenn nur noch Köpfe und Gedärme fliegen, wird auch uns schlecht."

Bianca (l.) und Anja (r.) haben drei Kostüme im Gepäck
Bianca (l.) und Anja (r.) haben drei Kostüme im GepäckBild: DW/P. Rösler

Viele Besucher dieser ersten "FearCon" verbringen das ganze Wochenende auf der Convention. Beinahe rund um die Uhr gibt es Programm: Kostüm-Workshops, Vorträge - über den mythenumwobenen Horrorautor H.P. Lovecraft zum Beispiel, Gruselfilme, Heavy-Metal-Konzerte und ein spezielles Abendprogramm wie der Vampir-Ball oder das Zombie-Fest.

Die Filmstars aus den Horrorfilmen sind nochmal eine besondere Attraktion. Für Sara und Thomas ist eine Fotosession mit ihren Idolen das absolute Highlight der "FearCon": "So ein Bild mit einem Schauspieler, den ich sonst nur im Fernsehen sehe, das ist einfach eine tolle Erinnerung", findet Thomas und zahlt dafür auch gerne 20 bis 25 Euro zusätzlich zu dem Preis für ein Wochenendticket von 75 Euro.

Szenetreff für eingefleischte Gruselfans

Als Schauspieler mit dabei sind die unter Grusel-Fans beliebten Filmstars wie Camden Toy ("Angel – Jäger der Finsternis"), Leslie Easterbrook ("Halloween"), Brandon Jay MacLaren ("The Killing") und Michael Mundy ("The Walking Dead"). Die Spannweite reicht von den Stars der 30 Jahre alten Horrorfilm-Klassiker bis hin zu Darstellern erfolgreicher Zombie-Serien aus dem Netflix-Repertoire.

Für Akihiro Kitamura, bekannt aus der Horrorserie "Heroes", ist die Arbeit als Schauspieler in Horror-Filmen eine besondere Herausforderung: "Um wirklich authentisch zu sein, müssen alle möglichen Emotionen zusammenkommen", so der 38-Jährige. "Jemanden darzustellen, der um sein Leben fürchtet, bedeutet, aus tiefster Seele heraus zu spielen, beinahe etwas von sich selbst zu opfern." 

Dirk Bartholomä, der Veranstalter der "FearCon", glaubt, dass die Faszination für den Horror viele Gründe hat: "Es ist die Begeisterung für die Schauspieler, aber auch der Freude am Verkleiden und sich erschrecken lassen." Auf der Angst-Convention haben Grusel-Fans auch die Möglichkeit, Gleichgesinnte aus der Szene zu treffen.

Die "FearCon 2017" ist die neueste Veranstaltung aus der Reihe der etablierten Bonner "FedCon"-Events. Was in den Neunzigerjahren hier mit einer "Star Trek Convention" begann, hat mittlerweile zahlreiche Ableger, wie die "RingCon", die "HobbitCon" oder die "BloodyCon". Veranstalter Bartholomä hofft, dass auch die "FearCon" ein Erfolg wird.

Akihiro Kitamura im Interview mit DW-Reporterin Paula Rösler
Akihiro Kitamura im Interview mit DW-Reporterin Paula Rösler Bild: DW/P. Rösler

Zombies können Spaß machen

Mein Fazit nach einem Tag auf der eher biederen Horror-Messe: Zombies können nicht nur Schrecken verbreiten, sondern auch Spaß machen. Ich muss über mich selbst lachen, als mir im sogenannten "Haunted House" – einer Art Horrorlabyrinth – trotz höchster Konzentration, mich nicht erschrecken zu lassen, ein Schrei rausrutscht. Und ich freue mich über die achtungsvollen Blicke und Komplimente, die ich für mein blutrünstiges Accessoire am Kieferknochen einheimse. Weh tut es erst, als ich die Silikonwunde vor der Heimfahrt wieder abziehe.