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FC St. Pauli: Der Kultklub ist zurück

2. August 2010

In der Saison 2001/2002 war der FC St. Pauli zum letzten Mal erstklassig. Danach drohten die Kiezkicker zeitweise in der Versenkung zu verschwinden. Jetzt ist der Hamburger Stadtteilklub zurück in der 1. Bundesliga.

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Fas des FC St. Pauli Foto: Sebastian Widmann +++(c) dpa - Report+++
Die Fans sind das wichtigste Kapital von St. PauliBild: picture alliance/dpa

Einlaufmusik von AC/DC, Totenköpfe auf den Eckfahnen und ein Stadion, in dem auf der Stehplatztribüne der Hartz IV-Empfänger neben dem Akademiker einfach Spaß am Spiel hat – fast egal, wie es am Ende ausgeht.

Der FC St. Pauli war und ist der etwas andere Verein im deutschen Fußball. Und wahrscheinlich sind es gerade diese Abweichungen von der Norm, die den Kiezklub so anziehend machen. Alleine in Deutschland haben die Hamburger 19 Millionen Sympathisanten. Dazu kommen Fanclubs in Schweden, den Niederlanden, der Schweiz, den USA und sogar in Indien.

Tribünen voll, Kassen leer

Fans des FC St. Pauli mit der Freibeuterflagge +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Freibeuterflagge ist auf St. Pauli normal - aber auch nur dortBild: picture-alliance / dpa

Trainer Holger Stanislawski bezeichnet die Fans nicht umsonst als "das Herzstück des Vereins“. De facto sind sie sogar die Überlebensversicherung des Klubs. Gleich zwei Mal waren die Hamburger dem finanziellen Aus nur um Haaresbreite entgangen.

Zuletzt war das im Sommer 2003 der Fall. Nach dem Abstieg in die Regionalliga, betrug das Defizit knapp 2 Millionen Euro. Einen Monat hatte der Verein Zeit, um das Loch zu stopfen und schaffte es schließlich – neben einem Benefizspiel gegen Bayern München gab es T-Shirts mit dem Aufdruck "Retter“, die von den Fans so zahlreich gekauft wurden, dass St. Pauli überlebte.

Tribünen fertig, Kassen voll

"Das ist schon wie in so einem schlechten amerikanischen Film. Beide Tribünen fertig zur neuen Saison, 100-Jahr-Feier, Aufstieg in die 1. Liga. Das ist eigentlich nicht zu toppen“, konstatierte Erfolgstrainer Holger Stanislawski nach dem insgesamt fünften Aufstieg der Hamburger ins Oberhaus. Es passt momentan halt einfach alles und das pünktlich zum runden Geburtstag.

Dass sich der Klub mittlerweile wieder in einem ruhigeren Fahrwasser befindet, ist das Ergebnis einer vernünftigen Wirtschafts- und Personalpolitik in den vergangenen Jahren.


Man soll gehen, wenn es am schönsten ist

Der ehemalige Vereinspräsident Corny Littmann Foto: Bodo Marks dpa/lno +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Mann hinter St. Pauli - der langjährige Präsident Corny LittmannBild: picture alliance / dpa

Bei St. Pauli gibt es einige Väter der aktuellen Erfolgsgeschichte. Neben Trainer Holger Stanislawski haben auch Sportdirektor Helmut Schulte sowie der langjährige Präsident Corny Littmann ihren Teil dazu beigetragen. Letzterer jedoch hat inzwischen die Brücke verlassen. Allerdings nicht aus Angst vor einem Rückfall in alte Zeiten. Denn dass sich die 1. Liga sportlich und wirtschaftlich negativ auf den Verein auswirken wird, daran glaubt Corny Littmann nicht: "Ich glaube, sie verändert uns, wenn denn überhaupt im positiven Sinne. Der Sprung jetzt in die 1. Liga, wird dem Verein in jeder Beziehung gut tun“.

Gerald Asamoah: Everybody's Darling

Gerald Asamoah (AP Photo/Vladimir Rys, Pool)
Der neue Star von St. Pauli - Gerald AsamoahBild: AP

Auf dem Transfermarkt hat sich der Aufstieg für den Verein schon ausgezahlt. Da gelang den Hamburgern in der Sommerpause mit der Verpflichtung von Gerald Asamoah ein echter Überraschungscoup. Der Stürmer wechselt für zwei Jahre von Schalke ans Millerntor und ist nicht nur nominell der spektakulärste Neuzugang der Hamburger.

Ob der neue Publikumsliebling den Kiezkickern qualitativ aber wirklich weiterhelfen kann, bleibt abzuwarten – wobei die Erwartungen der Fans hinsichtlich des Erstliga-Comebacks sowieso gar nicht so hoch sind – für sie und den Verein heißt die Mission schlicht und einfach "Spaß haben und Klasse halten“. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Autor: Torsten Ahles
Redaktion: Wolfgang van Kann