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FBI: Galgenstrick kein Hassverbrechen

24. Juni 2020

Die US-Bundespolizei stellt die Ermittlungen wegen eines angeblichen Galgenstricks in der Garage von Nascar-Fahrer Bubba Wallace ein. Es handele sich nicht um ein rassistisches Verbrechen. Wallace selbst kritisiert das.

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USA NASCAR Cup Bubba Wallace
Nascar-Fahrer Bubba Wallace hatte in seiner Garage einen Galgen-Strick vorgefundenBild: picture-alliance/AP Photo/J. Bazemore

Das FBI sei zu dem Ergebnis gekommen, "dass das wie eine Schlinge geformte Garagentor-Zugseil dort bereits im letzten Herbst positioniert war", ist auf der Nascar-Homepage zu lesen. Demnach wurde die Schlinge lange vor Ankunft des Teams von Darrell "Bubba" Wallace, dem einzigen schwarzen Fahrer der US-Rennserie, dort auf dem Talladega Superspeedway in Loncoln/Alabama platziert. Es wird keine Anklage erhoben, die Ermittlungen der US-Bundespolizei sind abgeschlossen. Die Rassismus-Probleme im US-Motorsport sind es dagegen noch lange nicht.

Während sich Nascar in der Stellungnahme dankbar zeigt, "zu erfahren, dass dies keine absichtliche, rassistische Handlung gegen Bubba war", zieht Wallace selbst das Ergebnis der Ermittlungen in Zweifel. Das Bild von dem Gegenstand, das er gesehen habe, habe kein Garagentor-Zugseil gezeigt, sagte er dem US-amerikanischen TV-Sender CNN. "Es war ein Galgenstrick. Ob im Jahr 2019 geknüpft oder was auch immer, es war ein Galgenstrick." 

Historischer Rassismus im US-Motorsport

Um zu verstehen, welche Botschaft ein wann auch immer geknüpfter und dort platzierter Galgenknoten in der Garage eines schwarzen Rennfahrers aussendet, muss man einen Blick in die US-amerikanische Geschichte werfen: Die Rennen des US-amerikanischen Motorsportverbands Nascar (National Association for Stock Car Auto Racing) gehören in den USA zu den populärsten Sportevents. Entstanden sind sie in den Zeiten der Prohibition in den USA (1920 bis 1933), um illegal gebrannten Alkohol zu verteilen - und sich dabei mit frisierten Autos Wettrennen mit der Polizei zu liefern. Nach Ende des Verbots setzten die Fahrer ihre Wettrennen am Strand von Daytona Beach in Florida fort, der Geburtsstätte von Nascar. Bis heute werden dort Rennen gefahren.

Und bis heute ist die Rennserie vor allem bei der konservativen, weißen, männlichen Mittelschicht beliebt. Die Szene unterhält zudem gute Kontakte zu US-Präsident Donald Trump, der sich vor seiner Wahl 2016 sogar über Wahl-Werbung durch ein Nascar-Team freuen durfte.

USA Nascar Sprint Cup Series AAA Texas 500 Wahlplakat für Trump im Jahr 2016
Willkommene Wahlwerbung für Donald Trump 2016Bild: Getty Images/R. Laberge

Florida und Alabama gehören zu den 16 sogenannte Südstaaten der USA, wo ein großer Teil der Rennen stattfindet. In dieser Region hat es in der Geschichte der USA zahlreiche Auseinandersetzungen verschiedener ethnischen Gruppen gegeben. Die Gewalttaten des vor allem dort aktiven Geheimverbunds Ku-Klux-Klan richteten sich hauptsächlich gegen Schwarze. Der Galgenknoten gilt als Symbol für diese rassistischen Verbrechen und Morde des Ku-Klux-Clans, der sich auch gern mit der mit weißen Sternen auf einem blauen X verzierten roten Flagge der Konföderierten brüstet. Ein Symbol für die Sklaverei, entstanden im Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten (1861 bis 1865), in dem die konföderierten Südstaaten gegen die Abschaffung der Sklaverei kämpften.

Wallace setzt ein Zeichen im weißen Traditionssport

NASCAR-Rennen 2015: Series Subway Firecracker 250
Die Konföderiertenflagge gehört bei vielen Anhängern der Nascar-Serie dazuBild: Getty Images/P. Smith

Erst vor kurzem hatte die US-Rennserie auf den Appell ihres Fahrers Wallace reagiert und die Flagge der Konföderierten bei den Rennen, bei denen sie häufig geschwenkt wurde, ab dem 10. Juni verboten. Schon 2015 hatten die Verantwortlichen der Rennserie die Flagge als "beleidigendes und entzweiendes" Symbol bezeichnet, aber erst jetzt gehandelt. Wohl auch vor dem Hintergrund der aktuell andauernden Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt nach der tödlichen Festnahme des Afroamerikaners George Floyd.

Und so steht nun auch Bubba Wallace im Mittelpunkt des Protests gegen Rassismus und für Veränderung in der Rennsport-Szene. Er selbst wurde schon mit 13 Jahren auf einer Rennstrecke rassistisch beleidigt, sein Bruder von einem weißen Polizisten erschossen.

Das Fahrerlager und die Crews hatten sich nach dem Strick-Fund demonstrativ mit Wallace solidarisiert und seinen Wagen zum Start des Rennens auf dem Talladega Superspeedway von der Boxengasse nach vorn geschoben. Sie setzten damit ein Zeichen für Toleranz und gegen Rassismus - auch und vor allem in ihrer Sportart.

Diese Solidarität reicht über den Motorsport hinaus - auch Superstar LeBron James schrieb auf Twitter: "widerlich, Bubba Wallace, mein Bruder. Du bist nicht allein. Ich bin stolz auf dich, dass du dich für Veränderungen im Sport und in Amerika einsetzt."