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Favres glücklicher Start beim BVB

Jörg Strohschein aus Dortmund
26. August 2018

Lucien Favre gewinnt seine erste Partie mit Borussia Dortmund. Gegen Leipzig benötigt der BVB-Trainer allerdings eine große Portion Glück. Denn seine Vorstellungen werden von seinen Spielern noch kaum umgesetzt.

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Fußball 1. Bundesliga | Borussia Dortmund v RB Leipzig (3:1)
Bild: picture-alliance/dpa/G. Kirchner

Es war die Zeit zum Durchatmen gekommen. Lucien Favre schien erst einmal einen kurzen Moment für sich selbst zu benötigen, bis sich seine Freude gegen die Anspannung durchsetzen konnte. Mit 4:1 (3:1) hatte der Trainer von Borussia Dortmund ein paar Sekunden zuvor sein Premierenspiel gegen RB Leipzig gewonnen. Doch so deutlich, wie das Ergebnis am Ende auf der Videowand im Dortmunder Stadion abzulesen war, war der sportliche Unterschied zwischen beiden Teams nicht. Das hatte auch der 60 Jahre alte Fußballlehrer so gesehen.

"Sie waren besser als wir. Vor allem am Anfang. Sie waren besser in den Zweikämpfen. Sie hatten Torchancen, weil wir nicht gut verteidigt haben", sagte Favre noch sichtlich bewegt, als die Partie schon fast eine Stunde beendet war. Die Fehler seiner Spieler schienen in diesem Moment noch einmal vor seinem geistigen Augen abzulaufen. Und das erneute Erleben missfiel ihm sichtlich.

Rangnick kann Niederlage nicht fassen

Entsprechen konsterniert war dann auch Ralf Rangnick. "Für uns ein komisches Gefühl, wenn man sieht, wie das Spiel abgelaufen ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal solch ein groteskes Spiel gesehen habe", sagte der Trainer von RB Leipzig.

Am Ende ging es dann doch gut aus für den BVB, weil die Dortmunder mit viel Engagement und einer großen Portion Glück den frühen Rückstand durch Jean-Kevin Augustin (1. Minute) drehen konnten. Mo Dahoud (21.), ein Eigentor von Marcel Sabitzer (40.) nach Freistoß von Marco Reus, das 3:1 von Axel Witsel (43.) und das 100. Bundesliga-Tor von Kapitän Reus in der Nachspielzeit (90.+1) entschieden die Partie. 

"Wir machen das 3:1 im richtigen Moment. Mit dieser Führung kommt auch das Selbstvertrauen wieder", sagte Favre. Während der 90 Minuten stand Favre nahezu ausnahmslos an der Seitenlinie, folgte mit seinem Oberkörper gleichzeitig dem Körpertäuschungen seiner Spieler. Zuckte zusammen, wenn sich sein Team einen Ballverlust erlaubte. Und er blies die Luft erleichtert und tief aus seinen Lungen, wenn Torhüter Roman Bürki eine seiner Glanzparaden zeigte, mit der er weitere Treffer der Sachsen teilweise spektakulär verhinderte. 

Favre unzufrieden, Kehl optimistisch

"Es gibt viele Sachen zu korrigieren. Bei Ballbesitz sollten wir viel breiter spielen wegen des Pressings der Leipziger. Und ein paar tiefe Läufe hinter die Abwehr sollten die Angreifer auch machen. Wir haben viel zu langsam gespielt", analysierte Favre ungewohnt offen und zählte ein paar Defizite auf. Zwischen den Zeilen war deutlich zu erkennen, dass der Fußballlehrer mit dem Vortrag seiner Spieler insgesamt alles andere als zufrieden war. Es klappte nicht viel, auch wenn das Endergebnis etwas völlig anderes zu bedeuten schien. Ein 4:1, weil Marco Reus kurz vor dem Ende sogar noch erhöht hatte.

Fußball 1. Bundesliga | Borussia Dortmund v RB Leipzig | Parade von Roman Bürki
Teufelskerl Roman Bürki - der Torwart war entscheidend am BVB-Sieg beteiligtBild: Imago/Team 2

Den Favre-Fußball, der taktisch ausgefeilt und technisch anspruchsvoll ist, der das Flachpass- und Positionsspiel in den Vordergrund rückt, war nur sehr selten in der ersten Partie der Saison zu erkennen. "Unser Ziel ist es, mehrere Sachen zu beherrschen", sagte der Fußballlehrer.

Während Favre eher unzufrieden wirkte, versuchte es Sebastian Kehl mit Optimismus, was das erste Spiel unter Favre anbelangte. "Es braucht noch ein bisschen Zeit. Aber man hat auch gesehen, dass wir an Standardsituationen gearbeitet haben", sagte der neue sportliche Leiter des BVB. Entscheidend aber ist, dass die gemeinsame Arbeit unter einem guten Stern begann. Auch wenn das Favre'sche Mantra ("Wir müssen noch viel arbeiten") für die BVB-Ambitionen durchaus begründet erscheint.