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FAO macht bei Biosprit Druck auf USA

11. August 2012

Der Druck auf die Produzenten von Biokraftstoffen wächst. Wegen der schlimmen Dürre in den USA fordert die Welternährungsorganisation FAO von Washington, die Produktion von Biosprit aus Mais sofort auszusetzen.

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The Federal Supervisor School of Agriculture of Cameroon was founded by the government to strengthen the preparation of technicians for employment by the governmental agricultural services. The United Nations Food and Agricultural Organization (FAO) is providing experts to assist with teaching and administration. Ears of high quality corn are examined for future cultivation. Zwei Hände prüfen Maiskolben (Foto: UN)
MaiskolbenBild: UN Photo / BZ

Die Verarbeitung von rund 40 Prozent der Maisernte zu Bioethanol bedeute einen "riesigen Schaden", schreibt FAO-Generalsekretär José Graziano da Silva in der Londoner Zeitung "Financial Times". Mit Blick auf steigende Preise für Lebensmittel betont er, ein Stopp der Biosprit-Produktion in den USA würde den Markt entlasten. Auf diese Weise könne mehr Mais zu Lebens- und Futtermitteln verarbeitet werden. Bei der Versorgung mit Lebensmitteln sei die Lage bereits "heikel" - sie könne sich schnell zu einer Krise entwickeln. Zuvor hatten auch Mitglieder der G20-Staaten, darunter Frankreich, Indien und China, Besorgnis über die Bioethanol-Politik geäußert.

In den USA herrscht derzeit die schlimmste Dürre seit einem halben Jahrhundert. Der berühmte "Corn-Belt" (Mais-Gürtel), in dem der größte Teil des Maises in den USA angebaut wird, liegt im Epizentrum der Trockenheit. Seit Juni dauert die Hitze an, die Temperaturen erreichten im Juli ihren höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1895. Die Trockenheit hat dem Mais stark zugesetzt. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums sind nur 23 Prozent der Pflanzen noch in gutem oder sehr gutem Zustand. Der Preis für Mais ist seit Anfang Juni um 40 Prozent gestiegen.

US-Getreideernte sinkt

Am Freitag warnte das Ministerium, die Getreideernte werde in diesem Jahr voraussichtlich rund 13 Prozent niedriger ausfallen als 2011. Damit werde der Ernteertrag der geringste seit 1995 sein. Die Maisernte werde um 13 Prozent zurückgehen und auf ihren niedrigsten Stand seit sechs Jahren fallen. Düster sieht es auch beim Soja aus: Hier wird die Ernte 2012 wohl um zwölf Prozent sinken. Für die USA als weltgrößter Getreideanbauer und Agrarexporteur wäre es die dritte schlechte Ernte in Folge.

Die Ernteeinbußen beflügeln Ängste vor einer weltweiten Verteuerung der Nahrungsmittelpreise. Zuletzt waren 2007 und 2008 die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mais und Weizen stark gestiegen, was in armen Ländern zu Hunger und sozialen Unruhen geführt hat. Die Hilfsorganisation Oxfam warnte deswegen vor verheerenden Konsequenzen für die Armen.

Hiobsbotschaft mitten im Wahlkampf

Hintergrund des Aufrufs ist, dass die US-Raffinerien Milliarden von Litern an Bioethanol brauchen, um die Umweltauflagen für Sprit zu erfüllen. Der US-Kongress hat festgelegt, dass ein immer größerer Teil des verkauften Sprits aus erneuerbaren Quellen stammt, also Biosprit sein muss. Dem Benzin werden deshalb immer größere Mengen Ethanol beigemischt, das unter anderem aus Mais gewonnen wird.

Die Mahnung des FAO-Chefs trifft die Regierung von Präsident Barack Obama mitten im Präsidentschaftswahlkampf. Da Biokraftstoff in den USA hauptsächlich aus Mais hergestellt wird, teilt die Diskussion darüber Bundesstaaten wie Iowa, die von hohen Mais-Preisen profitieren, von Staaten wie Texas, die stärker auf Viehwirtschaft ausgerichtet sind.

Biosprit steht bei Umweltschützern seit Jahren in der Kritik. Sie vertreten die Ansicht, die Nutzung von Ackerflächen für den Anbau von Pflanzen zur Spriterzeugung verknappe das Lebensmittelangebot und lasse dadurch die Preise steigen. Außerdem würden für die Erzeugung von Bioethanol auch Urwälder in anderen Teilen der Erde zerstört.

kle/hp (afp, dapd, kna, dpa, rtr)