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Fan-Frust statt Frieden

Calle Kops12. Dezember 2012

Während die DFL Geschlossenheit demonstriert, kündigen die Fußball-Anhänger neue Proteste an. Unmittelbar nach der Frankfurter Vollversammlung bringen die Fans ihren Unmut zum Ausdruck.

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Fußballfans unterschiedlicher Bundesligavereine haben sich vor einem Tagungshotel in Frankfurt versammelt, das von der Polizei bewacht wird (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
Fußballfans unterschiedlicher Bundesligavereine haben sich vor einem Tagungshotel in Frankfurt versammelt, das von der Polizei bewacht wirdBild: picture-alliance/dpa

Der deutsche Profifußball besteht die Zerreißprobe und verhindert eine Einmischung der Politik – betonen die Einen. Die Anderen fühlen sich nicht angehört und drohen eine neue Dimension der Fanproteste an. Schon als die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) ihr neues Sicherheitskonzept verabschiedete, formierte sich vor den Türen des Tagungshotels in Frankfurt am Main der Widerstand. Wichtigste Punkte des Konzeptes, das in seiner ersten Fassung noch erheblichen Protest auch vonseiten der Vereine hervorgerufen hatte, sind Verbesserungen der Einlasskontrollen sowie die Festlegung der Risikospiele und Ticketkontingente.

Während Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball den DFL-Beschluss mit großer Erleichterung lobte ("Der professionelle Fußball ist als Gewinner aus dieser Veranstaltung hervorgegangen"), waren die Anhänger nicht zu besänftigen. Die rund 600 vor den Türen versammelten Fans planten direkt neue Aktionen. Sogar ein Boykott eines kompletten Bundesliga-Spieltags wird von den Fans als Reaktion auf das umstrittene Papier ins Spiel gebracht.

"Das Ergebnis ist sehr unschön. Ich gehe davon aus, dass es neue Proteste geben wird", sagte Philipp Markhardt, Sprecher der Organisation "Pro Fans" und der Aktion "12:12 - Ohne Stimme keine Stimmung". Allerdings sei noch nichts "in trockenen Tüchern". Die Anhänger würden nun abwarten, wie sich die DFL und die Vereine in der Umsetzung verhalten.

Ultra-Sprecher Philipp Markhardt (Foto: Axel Heimken/dpa)
Der Fan-Sprecher Philipp Markhardt ist enttäuscht von der Beschlussfassung in FrankfurtBild: picture-alliance/dpa

Unnötige Hektik

Kritik kam auch von Seiten der Vereine. So meinte beispielsweise der Geschäftsführer von Werder Bremen Klaus-Dieter Fischer: "Wir hätten es begrüßt, wenn diese Debatte nicht unter dem gegenwärtigen Zeitdruck hätte stattfinden müssen. Die Vertagung wäre ein hilfreicher Schritt gewesen, die aktuelle Hektik aus den Diskussionen zu bannen und intensive Gespräche abseits aktionistischer Reflexe zu führen."

Das Ganze "geht auf den Druck von einigen sich im Wahlkampf befindenden Innenministern zurück", bemängelte die sportpolitische Sprecherin der Grünen Viola von Cramon. "Bei genauer Betrachtung sieht man das den gefundenen Maßnahmen auch an – das Papier entpuppt sich in den entscheidenden Punkten als Nullnummer."

Umsetzung abwarten

Ben Praße von der Fanvereinigung "Unsere Kurve" meinte nach der Bekanntgabe des Ergebnisses: "Wir sind enttäuscht, dass der Antrag der Vertagung nicht stattgegeben wurde. Wie die einzelnen Fans reagieren, wird man am Wochenende sehen. Es sind jedoch keine organisierten Maßnahmen geplant."

Und Alex Schulz von der Fanvereinigung "Pro Fans" brachte die Gefühlslage auf den Punkt: "Die Frustration ist bei vielen Fans groß. Die Gefahr ist groß, dass jetzt Probleme auftreten, die es vorher nicht gab. Wir können unsere Gruppen nur aufrufen, weiter am Dialog zu arbeiten."

Den Sorgen der Fans trat Rauball bereits entschieden entgegen. "Wir können allen Fans versichern, dass die Beschlüsse die Fußball-Kultur in Deutschland nicht gefährden", sagte der 65-Jährige.