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Treffpunkt Europa 30.09.2008 um 05:35 UTC

Sandra Pfister29. August 2008

Wollen Sie Kinder? Die Frage beantworten die allermeisten Europäer gleich: Ja! Trotzdem schwankt die Geburtenrate zwischen knapp über einem Kind pro Frau in Italien und 2,1 Prozent in Island.

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Etwa 200 Mütter und Väter beteiligen sich an einem Weltrekordversuch im Kinderwagenschieben (13.05.2006/dpa)
Eine Familie mit Kinderwagen ist in Deutschland ein seltenes BildBild: picture-alliance/dpa

Die Skandinavier, aber auch die Franzosen und Briten sind fruchtbar, die Italiener, Russen und nicht zuletzt die Deutschen befanden sich, überzogen gesagt, in den vergangenen Jahren tendenziell im Gebärstreik. Woran liegt das? Wie steuern die Familienpolitiker gegen – und in welchen Ländern tun sie das besonders erfolgreich?

Weitere Themen der Sendung am 30.09.2008 um 05:35 UTC:

Die Familienpolitik in Skandinavien gilt seit langem als großzügig und – je nach politischer Positionierung – auch als vorbildlich, denn Mutter-Sein ist in Schweden recht gut vereinbar mit einer Berufstätigkeit. Die Schweden setzen den Akzent ihrer Familienförderung auf staatliche Bildungs- und Betreuungsangebote; nur 30 Prozent der Förderung insgesamt fließen direkt als Geldtransfer an die Familien. Elterngeld gibt es in Schweden übrigens seit mehr als 30 Jahren – und zwar mittlerweile 16 Monate lang, für beide Eltern gemeinsam. Der, der zuhause bleibt, bekommt 80 Prozent des letzten Bruttolohns.

Kinder sind in britischen Mittel- und Oberklassefamilien chic

Die Familienpolitik in Deutschland galt bis zu den jüngsten Reformen als recht konservativ, von der selbstverständlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind insbesondere viele Frauen noch meilenweit entfernt. Dennoch muss die deutsche Familien- und Kinderförderung im Vergleich zur britischen als üppig bezeichnet werden. In Großbritannien gewähren die Betriebe maximal ein halbes Jahr Elternzeit, es gibt nur sechs Wochen lang einen Gehaltersatz vom Staat. Die britische Familienpolitik ist demnach als alles andere als fürsorglich. Dennoch: von Larmoyanz keine Spur. Die Britinnen kriegen mehr Kinder als der europäische Durchschnitt – und zwar auch in Führungspositionen. Teure Kinderwagenmodell gelten in einigen Wohngegenden als Statussymbol.

Russland: Gebärstreik wird zum Politikum

So weit ist Russland noch lange nicht. Vladimir Putin bezeichnete vor zwei Jahren die schwindende Bevölkerung als größte Bedrohung für Russland. Russische Paare haben im Schnitt nur ein Kind. Der Mutterschutz ist nur mangelhaft geregelt, und den Wegfall eines zweiten Gehaltes können sich viele Familien nicht leisten. Viele Frauen verweigern sich aber auch der Doppelbelastung, weil in Russland Kinderbetreuung traditionell als Rolle der Frau gilt.