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WTA setzt Turniere in China aus

2. Dezember 2021

Keine leere Drohung: Der Tennisweltverband WTA macht ernst. Wegen des weiter unklaren Schicksals der Tennisspielerin Peng Shuai stoppt der Verband die Zusammenarbeit mit China.

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Australian Open Tennis | Peng Shuai
Peng Chuai während eines Spiels bei den Australian Open in Melbourne 2020Bild: Andy Brownbill/AP Photo/picture alliance

Weil die Signale aus China zum Schicksal der Tennisspielerin Peng Shuai ihr nicht ausreichen, hat die WTA, der Weltverband der Profitennisspielerinnen, die Drohung wahrgemacht und alle Turniere in China und Hongkong bis auf weiteres ausgesetzt. WTA-Chef Steve Simon sagte, die Entscheidung könnte auch über das Jahr 2022 hinaus gelten: "Das ist ein organisatorischer Versuch, der wirklich etwas anspricht, bei dem es darum geht, was richtig und falsch ist."

Infografik WTA China DE

China ist ein wichtiger Geldgeber der WTA. So wurde das WTA-Finale, der traditionelle Saisonabschluss, per Vertrag für zehn Jahre an die Stadt Shenzen vergeben. Für 2021 waren insgesamt elf Turnier in China geplant, ehe sie wegen der Corona-Pandemie abgesagt oder verlegt werden mussten. Ein Ende der Beziehungen zu China könnte den Verband Millionen Dollar kosten. Keine Unterstützung kommt vom Tennisverband der Männer. Die ATP hat es abgelehnt, sich dem China-Boykott wegen der zeitweise verschwundenen chinesischen Tennisspielerin anzuschließen.

Weiteres IOC-Gespräch mit Peng

Die 35 Jahre alte Tennisspielerin Peng Shuai hatte am 2. November auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo den früheren Vizepremier Zhang Gaoli beschuldigt, sexuell übergriffig geworden zu sein. Nachdem sie vor zehn Jahren vorübergehend eine Affäre gehabt hätten, habe Zhang sie 2018 in seiner Wohnung gegen ihren Willen zum Sex zwingen wollen, schrieb Peng. Ihr Post war kurz darauf gelöscht worden, sie selbst war für zwei Wochen verschwunden.

Vertreter aus Sport, Politik und von Menschenrechtsgruppen sorgen sich um das Wohlergehen der Tennisspielerin - auch noch, nachdem sie vor anderthalb Wochen per Videoschalte mit Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), gesprochen hatte. Das IOC teile die Sorgen um Peng, ließ die Organisation jetzt wissen. Es habe inzwischen ein weiteres Gespräch mit der Spielerin gegeben, das IOC setzte in dem Fall auf "stille Diplomatie". Mit der Entscheidung der WTA nimmt auch der Druck auf das IOC gut zwei Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking zu.

Tennis IOC-Präsident Thomas Bach im Gespräch mit Peng Shuai per Videoanruf
IOC-Präsident Thomas Bach sprach am 21. November erstmals per Videoschalte mit Peng ShuaiBild: Greg Martin/AFP

"Mit gutem Gewissen sehe ich nicht, wie wir unsere Athleten fragen können, dort [in China - Anm. d. Red.] anzutreten, wenn Peng Shuai nicht erlaubt ist, frei zu kommunizieren", schrieb WTA-Chef Simon. Peng Shuai werde anscheinend unter Druck gesetzt, ihre Vorwürfe der sexuellen Übergriffe zu widerrufen. "Wenn mächtige Menschen die Stimmen von Frauen unterdrücken können und Vorwürfe von sexuellem Missbrauch unter den Teppich kehren, dann würde das Fundament, auf dem die WTA gegründet wurde - Gleichberechtigung für Frauen - einen immensen Rückschlag erleiden", so Simon. Chinas Führung habe ihm keine andere Wahl gelassen.

Billie Jean King: "Auf der richtigen Seite der Geschichte"

In der Tennisszene wurde die Entscheidung der WTA begrüßt. "Ich unterstütze die Haltung der WTA voll und ganz, weil wir nicht genug Informationen über Peng Shuai und ihr Wohlergehen haben", sagte der Weltranglisten-Erste bei den Männern, der Serbe Novak Djokovic. Die Chefin der deutschen Tennisspielerinnen, Barbara Rittner sprach von einem "konsequenten und vorbildlichen Handeln" der WTA. Sie sei stolz auf den Weltverband. Die frühere Weltklassespielerin Billie Jean King aus den USA bescheinigte der WTA, "auf der richtigen Seite der Geschichte" zu stehen. 

Die Führung in Peking reagierte verstimmt auf die Entscheidung des Tennisverbands. "Wir sind entschieden dagegen, dass der Sport politisiert wird", sagte Außenministeriumssprecher Wang Weibin.

sn/jk (dpa, sid)