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Der König hat Geburtstag

Tobias Grote-Beverborg5. Dezember 2007

Wer sich in Thailand über den König lustig macht, kann ins Gefängnis kommen. König Rama IX. ist den Thais heilig - auch, weil er sich in die Politik einmischt. Jetzt wird der dienstälteste Monarch der Welt 80 Jahre alt.

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Thailands König Bhumibol Adulyadej (12.9.2007, Quelle: AP)
Von seinen Landsleuten verehrt: Thailands König Rama IX.Bild: AP

Gerade 18 Jahre ist er alt, als der in den USA geborene Bhumibol Adulyadej völlig überraschend zum neunten König der thailändischen Chakri-Dynastie berufen wird. Sein älterer Bruder, Prinz Ananda Mahidol, der zunächst die ordnungsgemäße Thronfolge angetreten hatte, kam unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben: Er wird am frühen Morgen des 9. Juni 1946 mit einer tödlichen Schusswunde in seinem Bett vorgefunden. Bis heute sind die damaligen Geschehnisse im Königspalast nicht aufgeklärt. Offizielle Quellen sprechen - wenn überhaupt - immer nur vom "plötzlichen und unerwarteten Unfalltod" Anandas.

Thailands König Rama IX. nimmt die Ehrengarde anlässlich seines 80. Geburtstags ab (2.12.2007, Quelle: DPA)
Der dienstälteste Monarch der WeltBild: picture-alliance/ dpa

Obwohl Bhumibol am gleichen Tag die offizielle Thronfolge übernimmt, sollte es noch vier Jahre dauern, bis er 1950 tatsächlich zum König von Thailand gekrönt wird. Während ein Onkel die Amtsgeschäfte führt, schließt Bhumibol sein in der Schweiz begonnenes Studium der Politik- und Rechtswissenschaft ab. In dieser Zeit lernt er auch seine zukünftige Ehefrau Sirikit kennen.

Liebling der Klatschpresse

Erst 1950 kehrt Bhumibol als König Rama der IX. in seine Heimat zurück. Die Hochzeit mit Sirikit sowie die kurz darauffolgenden Krönungsfeierlichkeiten am 5. Mai 1950 machen weltweit Schlagzeilen. Schnell wird der junge und gut aussehende Mann, der schnelle Autos und schöne Frauen liebt, zum Liebling der internationalen Klatschpresse.

Doch die Regenbogenpresse sollte von dem jungen Monarchen enttäuscht werden: Obwohl er leidenschaftlicher Segler, Fotograf und Jazz-Fan ist - er tritt als Saxophonist mit Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Benny Goodman auf und schreibt eigene Kompositionen - nimmt er seine Rolle als königliches Oberhaupt von Beginn an ernst.

Reisender Bewässerungsfachmann

Den größten Teil des Jahres verbringt Bhumibol damit, sein Land zu bereisen und Entwicklungs- und Sozialprojekte ins Leben zu rufen. Als Fachmann für Bewässerungsfragen sorgt er für den Bau von Bewässerungsanlagen, kümmert sich um den Schutz der Umwelt, setzt sich für eine bessere Gesundheitsvorsorge ein und erwirbt sich so schnell den Ruf als oberster Entwicklungshelfer Thailands.

Obwohl die thailändische Verfassung die Rechte des Königs stark einschränkt, schreckt Bhumibol in Krisenzeiten auch nicht vor politischer Einmischung zurück: In den 1970er-Jahren gewährt er Regimekritikern in seinem königlichen Palast Zuflucht vor der Verfolgung durch brutale Militärs. Anfang der 90er zwingt er nach der blutigen Niederschlagung von Protesten in einer vom Fernsehen übertragenen Audienz die Verantwortlichen zum öffentlichen Kniefall - und damit zum Rücktritt.

König erzwang Rücktritt

Der thailändische Ex-Premier Thaksin Shinawatra (2003, Quelle: AP)
Vom König zum Rücktritt gezwungen: Ex-Premier Thaksin ShinawatraBild: AP

Seinen letzten Coup landete er im April 2006: Nach der von der Opposition boykottierten Parlamentswahl musste der umstrittene Premierminister Thaksin Shinawatra nach einer Audienz beim König seinen Rücktritt ankündigen.

Dabei sind sich die Thais in einem Punkt schon lange einig: König Bhumibol ist und bleibt die Halt gebende Leitfigur in einem Land, das in den vergangenen 60 Jahren 18 Verfassungen, 17 Staatsstreiche und 24 Premierminister erlebt hat. Seine Untertanen wissen, dass sich Bhumibol, auch wenn er sich aus der aktuellen Tagespolitik heraushält, immer dann einmischt, wenn Thailands Demokratie in Gefahr ist.

Von den Thais geliebt

Geliebt und verehrt aber wird Bhumibol vor allem wegen seiner Nähe zum Volk, die er bis vor kurzem nicht nur durch seine regelmäßigen Reisen in die entlegensten Winkel des Landes unter Beweis stellte, sondern auch durch seine inzwischen mehr als 2000 Sozialprojekte, die zeigen, dass ihm Wohl und Wehe seiner Untertanen ein echtes Anliegen sind.