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Fünf Fragen zum Bergwald

6. April 2010

Was ist ein Bergwald, welche Funktion hat er in der Natur und was passiert, wenn ein Bergwald zerstört wird? Antworten auf diese Fragen gibt Markus Radday, Tropenwald-Referent beim WWF Deutschland.

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Panorama Berge von Uluguru (Foto: DW / Sascha Quaiser)
Bild: Sascha Quaiser

1.) Was ist ein Bergwald?

Bergwälder machen etwa ein Drittel der gesamten Naturwaldfläche weltweit aus. Es gibt sie auf allen Kontinenten (außer in der Antarktis). Sie wachsen oberhalb von 500 Metern. Wegen ihrer Lage bestehen Bergwälder aus Bäumen, die es im Flachland nicht gibt. Die Bäume haben sich an das kühlere Klima, höhere Niederschläge und intensivere UV-Strahlung angepasst. Im Flachland werden sie durch andere Baumarten verdrängt. Als erster europäischer Wissenschaftler hat übrigens Alexander von Humboldt 1801 den Zusammenhang zwischen Temperaturgradient und Vegetationsgesellschaften beschrieben.

2.) Welche Funktionen haben Bergwälder in der Natur?

Die bedeutendsten Funktionen der Bergwälder sind der Wasserrückhalt und der Schutz gegen Erosion. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle für das regionale Klima. Bergwälder können wie ein Schwamm die Regenfälle aufnehmen. Besonders tropische Bergregenwälder geben die enormen Niederschläge wieder langsam in Form von Quellen, Bächen und Flüssen an die Umgebung ab, sie sorgen damit für eine gleichmäßige Wasserverteilung über den Jahresverlauf und schützen den Boden vor Erosion. Die Wälder üben gleichzeitig einen kühlenden Effekt aus und sorgen für ein ausgeglichenes regionales Klima.

In Bergwäldern finden wir eine ganz andere Artenzusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt als im Flachland. Hierzu zählen sehr stark spezialisierte Arten, die es im Tiefland nicht gibt. Wegen der zerklüfteten Landschaft und der unterschiedlichen Temperaturzonen ergibt sich eine viel höhere Zahl unterschiedlicher Lebensräume. Diese können auch sehr klein sein. So entstehen Inseln der Artenvielfalt mit hoch spezialisierten Arten.

3.) Wie und wo sind Bergwälder heute bedroht?

Bergwälder sind vor allem durch menschliche Nutzung, aber auch durch den Klimawandel bedroht. Zur menschlichen Nutzung zählen z.B.: Überweidung, Brennholznutzung sowie Kaffe- und Teeplantagen. Besonders bedrohte Regionen sind Bergwälder in: Ostafrika (Ruanda, Burundi, Kenia, Tansania, Äthiopien, Malawi, Uganda), Himalaya (Nepal, Indien, Pakistan), Kaukasus (Armenien, Georgien, Aserbaidschan), Indochina (Laos, Kambodscha), Madagaskar. Viele Bergwälder sind auch schon fast vollständig verschwunden, etwa in den Karibikstaaten, auf den Philippinen und im Mittelmeerraum.

4.) Werden die Fehler Europas aus der Vergangenheit heute anderswo wiederholt?

Die Karstgebiete im Mittelmeerraum waren bis zur Antike vollständig bewaldet. Sie wurden abgeholzt für den Holzbedarf und nachfolgend durch Überweidung und Brände weiter geschädigt. Die heute vorkommende Nachfolgevegetation ist auch sehr artenreich, entspricht aber nicht der natürlichen Vegetation auf diesen Standorten. Trotzdem sind die Karstgebiete im Mittelmeerraum auch Kulturlandschaften, die eine vergleichsweise geringe Bevölkerung über Jahrhunderte ernähren konnten.

5.) Welche Rolle spielen Bergwälder beim Kampf gegen Klimawandel?

Wie alle Wälder speichern sie große Mengen an Kohlenstoff. Werden die Wälder vernichtet, gerät der Kohlenstoff als Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre und trägt zum Klimawandel bei.

Autor: Martin Schrader
Redaktion: Klaus Esterluß