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Mexiko verhaftet führenden Drogenboss

15. Januar 2010

Hunderte von Menschen sterben täglich in Mexiko in gewaltsamen Drogenkämpfen. Innerhalb eines Monats gelangen der Polizei gleich zwei spekuläre Verhaftungen. Ein Hoffnungsschimmer zur Besserung der Lage in Mexiko?

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Polizist überwacht Straße
Kehrt nach Simentals Verhaftung in den Straßen von Mexiko Ruhe ein?Bild: AP

Der mexikanischen Polizei ist ein weiterer Schlag gegen die Rauschgiftkriminalität gelungen. Nach offiziellen Angaben wurde Teodoro García Simental alias "El Teo" oder „Tres Letras" am vergangenen Dienstag (12.01.2010) in La Paz im Bundestaat Baja California Sur gefasst. Simental galt als einer der meist gesuchten Drogenbosse. Mit Folter und grausamen Tötungsmethoden sollen er und seine Auftragsmörder auf der Seite des meistgesuchten Mannes Mexikos, Joaquín "Shorty" Guzmán, um die Kontrolle über wichtige Schmuggelwege in Nordmexiko gekämpft haben. Für seine Ergreifung hatte die Regierung eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 1,6 Millionen Euro ausgesetzt. Er gilt als einer der führenden Köpfe des Tijuana-Kartells und soll Medienberichten zufolge besonders brutal gewesen sein. So soll er die Leichen seiner Opfer in Säure aufgelöst haben.

verhaftete Drogenbosse
Einige Drogenbosse konnten schon im vergangenen Jahr festgenommen werden: Daniel Eduardo Trejo, Edgar Erubey Murillo, Nicolas Delgadillo, Pedro Preciado und Alberto LeyvaBild: AP

Zweiter großer Erfolg gegen die Drogenkriminalität

Mit der Festnahme Simentals konnte die mexikanische Polizei nun einen zweiten großen Erfolg gegen die Drogenkriminalität innerhalb eines Monats verbuchen. Mitte Dezember vergangenen Jahres gelang es Marinesoldaten in einer Schießerei mit Sicherheitskräften von Arturo Beltrán Leyva alias der “Boss der Bosse“, einen der größten Drogenmafiabosse Mexikos, zu töten. Leyva hatte sich mit seiner Bande 2007 vom Sinaloa-Kartell, an dessen Spitze Joaquín “Capo“ Guzmán steht, abgespalten. Guzmán soll auch mit dem nun festgenommenen “El Teo“ in Verbindung gestanden haben.

Blutige Auseinandersetzungen wegen Streit um Schmuggelrouten

Karte Grenzgebiet Mexiko und USA
Vor allem Grenzstädte wie Ciudad Juárez sind von der Drogenkriminalität betroffen. Hier streiten sich die Kartelle um lukrative Schmuggelrouten in die USABild: DW

Die vier großen Rauschgiftkartelle Sinaloa, Juárez, Tijuana und das Golf-Kartell kämpfen um profitable Schmuggelrouten für Drogen in die USA. Nach Erkenntnissen der US-Drogenfahnder ist Mexiko die wichtigste Drehscheibe für Rauschgift, vor allem für Kokain. 90 Prozent des in den USA konsumierten Kokains kommt über Mexiko ins Land.

Ciudad Juárez –“Welthauptstadt des Verbrechens“

Vor allem die Städte im Norden von Mexiko an der Grenze zu den USA sind täglich Schauplatz des Horrors. In der sogenannten “Welthauptstadt des Verbrechens“, Ciudad Juárez, einer Millionenstadt gegenüber dem texanischen El Paso, sterben im Schnitt zehn Menschen pro Tag. Das sind mehr Menschen als anderswo auf der Welt. Auf 100 000 Einwohner kommen hier 130 Morde pro Jahr. Insgesamt sind im Drogenkrieg im vergangenen Jahr mehr als 7100 Menschen in ganz Mexiko ums Leben gekommen, allein 2500 Morde ereigneten sich in Ciudad Juárez.

Somit war das Jahr 2009 das bislang blutigste Jahr des mexikanischen Drogenkriegs seit Beginn der Amtszeit Ende 2006

von Präsident Felipe Calderón.

Kokain-Konsument
Die meisten Kokain-Konsumenten stammen aus den USA. 90 Prozent des in den USA konsumierten Kokains wird über Mexiko geliefert

Kampf der Regierung gegen die Kartelle

Um die Kartelle zu bekämpfen, schickte Präsident Calderón 50.000 Soldaten an Brennpunkte des Landes. Trotz der jüngsten Fahndungserfolge zeigt die Jahresbilanz an Mafiamorden, dass Calderóns Strategie gescheitert ist. Ihm wird von mexikanischen Menschenrechtlern vorgeworfen, dass die Soldaten, die im Drogenkrieg eingesetzt werden, nicht die erforderliche Ausbildung hätten.

Der US-amerikanische Präsident Barack Obama sicherte Calderón im vergangenen April seine Hilfe zur Bekämpfung der mächtigen Drogenbosse zu. Mit Hilfe von speziellen Militärhubschraubern, den sogenannten Blackhawks-Hubschraubern, soll verstärkt gegen die rivalisierenden Drogenbosse vorgegangen werden. Außerdem will Obama die Kontrollen und Militärpräsenz an der Grenze zu Mexiko erhöhen.

Autorin: Daniela Späth (afp/rts/dpa/apn)

Redaktion: Mirjam Gehrke