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Exportprognose 2006: Deutschland wird wieder Weltmeister

Klaus Ulrich11. Februar 2006

Um sechseinhalb Prozent werden deutsche Exporte in diesen Jahr wachsen und der Bundesrepublik wieder einmal den Titel "Exportweltmeister" einbringen - das zumindest erwartet die Bundesagentur für Außenwirtschaft.

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Weltmeister = Weltmeister?Bild: AP

Im Jahr der Fußballweltmeisterschaft wird sich die deutsche Wirtschaft mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest mit dem Titel "Exportweltmeister" schmücken können. Die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) legte am Donnerstag (9.2.) ihre Exportprognose vor. Sie fasst die Einschätzungen von Marktbeobachtern in rund 50 Ländern zusammen.

Der Direktor der bfai, Gerd Herx, rechnet beim Wert der deutschen Warenausfuhren wieder mit Rekordzahlen: "Wir glauben, dass wir an diesem Jahr mit einem realen Wachstum von 6,5 Prozent wieder einen neuen Rekord erreichen werden. In Euro dürften es sein 850 Milliarden, in US-Dollar nehmen wir an: 1 Billion US-Dollar."

China auf der Überholspur

China: Textilarbeiterin
Textilfabrik in ChinaBild: AP

Damit werde Deutschland zum vierten Mal in Folge auf dem ersten Rang der großen Export-Nationen stehen. Ob diese Entwicklung aber so weiter gehen wird, sieht die bfai eher skeptisch. China sei bereits der weltweit bedeutendste Exporteur von elektronischen Erzeugnissen. Das Reich der Mitte schicke sich außerdem an, Deutschland und die USA auch in anderen Bereichen zu überholen. Die bfai rechnet damit, dass China im Jahr 2008 Ausfuhrspitzenreiter wird.

Ermutigend für Deutschland sei jedoch die Entwicklung im Vergleich zu den europäischen Wettbewerbern. "Deutschland hat im vergangenen Jahr rund 7,5 Prozent Steigerung an Export gehabt. Das ist beträchtlich höher als die Exportanteile und Zuwachsraten in anderen wichtigen Wettbewerbsländern der EU wie zum Beispiel Frankreich, Vereinigtes Königreich oder auch Italien", so Gerd Herx.

Absatzmarkt Indien

China gehöre als einer der Wachstumsmärkte der Welt zu den großen Abnehmern deutscher Güter. Allerdings müsse in diesem Jahr auch Indien besonderes Augenmerk gelten, weil sich die deutsche und die indische Volkswirtschaft gut ergänzten. Indien brauche - ebenso wie China - für die eigene Modernisierung genau die Maschinen und Ausrüstungen, die Deutschland tatsächlich liefern kann. Insofern habe man die Ausfuhren nach Indien im vergangenen Jahr um 30 Prozent steigern können. Und dieser Trend werde sich fortsetzen.

Dagegen könne Indien seinerseits als Exporteur noch lange nicht zur Spitze der Weltmärkte aufschließen. "Man darf Indien noch bei weitem nicht als Giganten betrachten. China hat einen Anteil an der Weltausfuhr von 6,5 Prozent, während Indien bei nur 0,8 liegt ", sagt bfai-Experte Bernd Schaaf.

Russische Wolkenkratzer

Ein anderer wichtiger Wachstumsmarkt bleibe Russland. Nach bfai-Schätzungen werden die deutschen Warenausfuhren nach Russland in diesem Jahr einen Wert von rund 25 Milliarden US-Dollar erreichen. Marktbeobachter rechnen in Zukunft mit Umsatzsprüngen von 10 Prozent pro Jahr in Russland.

Osteuropa-Referent Gerit Schulze von der bfai wählte zur Illustration dieses Wachstums ein Beispiel aus der Baubranche: "Sinnbildlich könnte man den so genannten Federazia Turm in Moskau nennen, das wird mit rund 430 Metern Höhe und einer halben Milliarde Dollar Investition der größte Wolkenkratzer Europas. Das zeigt, wie viel Musik in der russischen Baubranche aktuell drin ist."

Zu den wachsenden Märkten zähle auch der Nahe Osten mit seinen Öl exportierenden Nationen, in die Deutschland bereits im Jahr 2005 Waren im Wert von rund 46 Milliarden Euro lieferte.

Irak auf deutsche Zulieferungen angewiesen

bfai-Direktor Gerd Herx betonte in diesem Zusammenhang mehrfach, dass er über die Folgen möglicher politischer Konflikte keine konkreten Angaben machen könne. "Vor zwei Jahren hieß es, dass die Deutschen nicht mehr an Lieferungen in den Irak beteiligt sind, weil die Amerikaner eben der dominierende Initiator und Auftraggeber zum Wiederaufbau des Iraks waren", sagt Herx und fährt fort: "Trotzdem haben sich die deutschen Firmen auch in dieser Phase nicht so beklagt wie man es allgemein hätte annehmen könne, denn sie waren häufig als Subauftragnehmer zum Zuge gekommen, weil die Amerikaner nicht alles in der gewünschten Art und Qualität liefern konnten."