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Winterkorn in den USA im Dieselskandal angeklagt

3. Mai 2018

Die USA weiten ihre strafrechtlichen Ermittlungen gegen VW-Mitarbeiter in der Dieselgate-Affäre aus. Jetzt ist auch der langjährige Konzernchef Martin Winterkorn unter den Beschuldigten.

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Deutschland Martin Winterkorn vor Abgas-Untersuchungsausschuss
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Das US-Justizministerium beschuldigt Volkswagens ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn der Mittäterschaft im Abgasskandal. Das geht aus einer erweiterten Anklageschrift hervor, die vom zuständigen Gericht in Detroit im Bundesstaat Michigan veröffentlicht wurde. Winterkorn und fünf weitere VW-Manager hätten "bewusst und absichtlich Betrug begangen", um die Abgasvorschriften zu umgehen, heißt es dort.

Sessions: "Mit maximaler Härte des Gesetzes bestrafen"

Winterkorn habe bereits im Mai 2014 von den Manipulationen bei Abgasmessungen gewusst und entschieden, den Betrug fortzusetzen, erklärte das US-Justizministerium. Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Diesel-Fahrzeuge unterschiedlicher Marken eine illegale Software eingebaut zu haben. Das Programm verringert den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden bei standardisierten Tests, aber nicht im Normalbetrieb auf der Straße. Justizminister Jeff Sessions drohte: "Wir werden diesen Fall mit der maximalen Härte des Gesetzes bestrafen." Man gehe davon aus, dass das VW-Komplott "bis in die Unternehmensspitze" hinaufreichte. 

Volkswagen betonte nach der Anklage gegen den Ex-Chef seine Kooperationsbereitschaft. Der Autobauer arbeite weiterhin vollumfänglich mit dem US-Justizministerium zusammen, teilte das Unternehmen mit. Allerdings sei es nicht angemessen, zu individuellen Strafverfahren Stellung zu nehmen.

Bis zu 25 Jahre Haft

Winterkorn war nach Bekanntwerden des Skandals von seinem Amt zurückgetreten, hatte aber stets betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 70-Jährigen einem Gerichtssprecher zufolge bis zu 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe von maximal 275.000 US-Dollar. Die US-Behörden vermuten Winterkorn laut Justizkreisen in Deutschland, von wo ihm vorerst keine Auslieferung drohen dürfte.

VW musste wegen des Skandals in den USA Milliarden an Strafen zahlen. Durch die Affäre wurde auch das Image des Diesels schwer beschädigt. Diese Krise hält bis heute an.

Zwei VW-Mitarbeiter wurden bereits verurteilt

Die US-Justizbehörden hatten zuvor bereits Strafanzeigen gegen acht amtierende und frühere Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Zwei von ihnen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt. Gegen Winterkorn und andere Manager wird auch in Deutschland ermittelt. Zum einen wegen des Anfangsverdachts des Betruges, zum anderen wegen Marktmanipulation.

Anleger klagen deswegen auf Schadenersatz in Milliardenhöhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt ging. Die Manager sollen die Finanzmärkte im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskandal informiert haben. Der Konzern betont stets, dies rechtzeitig getan zu haben.

rk/gri (dpa, rtr, afp)