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Bald Prozess gegen Ex-Rebellenchef?

21. Januar 2016

Der Angeklagte ist nicht geständig. "Davon stimmt nichts", sagte Dominic Ongwen in Den Haag. Der Internationale Strafgerichtshof prüft dort, ob es einen Prozess gegen den Ex-Chef der Rebellenmiliz in Uganda eröffnet.

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Niederlande Dominic Ongwen
Bild: picture alliance/dpa/P. Dejong

Die Vorwürfe sind erdrückend. Für den ehemaligen Kommandanten der berüchtigten Rebellenmiliz LRA in Uganda, Dominic Ongwen (Artikelbild), ist die Bezeichnung Verbrecher demnach noch eine zurückhaltende Beschreibung. Die Anklage beschuldigt ihn der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 70 Fällen. Ongwen sei verantwortlich für Mord, Sklaverei, Verstümmelung, Vergewaltigung und den Einsatz von Kindersoldaten, sagte der Ankläger Benjamin Gumpert. "Die Opfer waren unschuldige Bürger, darunter auch viele Kinder."

Es handelt sich zunächst um einen sogenannten Vorprozess. Das Gericht muss in diesem Verfahren prüfen, ob die Beweise der Anklage für die Eröffnung des Hauptverfahrens ausreichen.

Mehr als 100.000 Tote?

Die LRA ("Lord's Resistance Army") strebt nach einem christlichen Gottesstaat und war oder ist in Uganda, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan und Kongo aktiv. Die christlich-fundamentalistische Organisation wird beschuldigt, seit dem Beginn ihrer Rebellion 1987 mehr als 100.000 Menschen getötet und 50.000 Kinder verschleppt zu haben.

Der etwa 40 Jahre alte Angeklagte, der selbst Kindersoldat gewesen war, wies die Vorwürfe zurück: "Davon stimmt nichts", sagte Ongwen. Er hat nach Überzeugung der Ankläger als Stellvertreter des berüchtigten LRA-Kommandanten Joseph Kony gewirkt, der noch flüchtig ist. Ongwen hatte sich Anfang 2015 nach zehn Jahren auf der Flucht in der Zentralafrikanischen Republik ergeben. Fünf Millionen Dollar hatten die USA auf die Ergreifung des Mannes ausgesetzt.

USA unterstützen Uganda bei der Jagt auf Joseph Kony
Soldaten der ugandischen Armee suchen nach LRA-Chef KonyBild: picture-alliance/dpa/Tylle

Das Verlesen der Anklagepunkte sei "Zeitverschwendung", sagte Ongwen. Die Vertreter der Anklage haben nun fünf Tage Zeit, das Gericht davon zu überzeugen, gegen den Afrikaner tatsächlich den Prozess zu eröffnen. Dabei konzentrieren sie sich auf vier tödliche Attacken der LRA gegen Flüchtlingslager und Verschleppungen von Zivilisten.

ml/se (dpa,afp)