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Europäische Energiebehörden

Klaudia Prevezanos2. September 2003

Ab Juli 2004 soll auch in Deutschland eine Regulierungsbehörde für den Wettbewerb am Energiemarkt ihre Arbeit aufnehmen. Wie machen es die anderen EU-Länder? Einige Beispiele.

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In Österreich gibt es seit März 2001 die E-Control GmbH (ECG). Sie hat die Aufgabe, die Liberalisierung des österreichischen Strom- und Gasmarktes zu überwachen, zu begleiten und gegebenenfalls regulierend einzugreifen. Träger der GmbH ist das österreichische Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Das Unternehmen hat neben dem Geschäftsführer nur wenige Mitglieder, die alle relevanten Entscheidungen für den Strom- und Gasmarkt im Alpenstaat treffen. Dadurch soll die GmbH schnell und effektiv handeln können. Kontrolliert wird sie von einer Kommission. Wolfgang Irrek, Energieexperte vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, meint, die E-Control GmbH habe bislang sehr erfolgreich gearbeitet. "Die Preise für die Netznutzung sind insgesamt um rund 13 Prozent gesunken. Und es soll damit weitergehen." Die ECG setzt dabei vor allem auf die Möglichkeiten des "Benchmarking": Ist ein Netzbetreiber womöglich zu teuer, wird er mit einem Konkurrenten verglichen, der eine ähnliche Kundenstruktur und Größe hat. Bietet der den Zugang zu seinem Netz billiger an, muss der teurere Anbieter seine Preise ebenfalls anpassen. Eine andere Möglichkeit der Kostenkontrolle ist die Betrachtung der reinen Kostenstruktur der einzelnen Unternehmen. Die zuletzt von der EU geforderte Kennzeichnungspflicht des Stroms auf den Kundenrechnungen soll in Österreich bereits bald umgesetzt werden.

In Italien hat die Regulierungsbehörde "L'Autorità per l'energia elettrica e il gas" eine mathematische Formel entwickelt, mit der berechnet wird, welche Erlöse die Energieunternehmen maximal erzielen dürfen. Überschreiten sie diesen Wert, sind sie also zu teuer, müssen die Betreiber ihre Erlöse senken, zum Beispiel über Kosteneinsparungen. Die Formel berücksicht neben verschiedenen Kostentreibern auch die Anzahl der Kunden, die Länge der Netze und Effizienzanreize. Zum einen sind die Unternehmen dazu angehalten, ökonomisch effizienter zu sein, also Kosten zu senken und den Output trotzdem zu steigern. Die sind aber auch verpflichtet, jedes Jahr die Energieeffizienz um einen bestimmten Prozentsatz zu erhöhen. Das ist vor allem durch neue Techniken zu erreichen. Die "Autorità per l'energia elettrica e il gas" hat ihre Arbeit bereits 1997 aufgenommen.

In Großbritannien gibt es die Regulierungsbehörde für Energie, Ofgem (Office of Gas and Electricity Markets). Sie hat zuletzt Druck auf den britischen Energieversorger National Grid gemacht, der den Stromausfall in London Ende August 2003 erklären muss. Ofgem wurde im Juni 1999 gebildet, seitdem hat die Regulierungsbehörde den Strom- und Gasmarkt in Großbritannien mit zum Teil ungewöhnlichen Mitteln geöffnet. So wurden gerade auch private Kunden per Werbekampagne dazu angeregt, den Energieanbieter zu wechseln. "Das hat zu einem enormen Wettbewerb geführt, die Preise sind gesunken", sagt Irrek vom Wuppertal Institut. Aber auch die Besitzverhältnisse am Energiemarkt auf der Insel haben sich verändert, viele ausländische Unternehmen wie E.ON oder Eau de France sind dort eingestiegen. Eine weitere Maßnahme der Ofgem: Die Lieferanten von Strom und Gas sind verpflichtet, Möglichkeiten zum Einsparen von Energie zu nutzen.