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Europäer wollen Großbritannien halten

20. Juni 2016

Eine Mehrheit der EU-Bürger wünscht sich, dass Großbritannien in der Europäischen Union bleibt. Allzu groß ist die Liebe allerdings nicht: Das Ergebnis ist knapp. Vielsagend ist ein Blick in die einzelnen Länder.

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Brexit-Gegner am Sonntag in Berlin (Foto: AP)
Brexit-Gegner am Sonntag in BerlinBild: picture-alliance/AP Photo/J. Carstensen

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung mit dem Titel "Bleibt doch" sprechen sich 54 Prozent der EU-Bürger für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union aus. Rund jeder fünfte will, dass die Briten die Staaten-Gemeinschaft verlassen. Auffallend nach Meinung der Forscher ist, dass 25 Prozent nicht wissen, welchen Standpunkt sie bei dieser Frage einnehmen sollen. Am 23. Juni entscheiden die Briten in einem Referendum über den Brexit, also den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union.

Auch Gegner des Brexits blieben bei einem Austritt des Vereinigten Königreichs gelassen. Auswirkungen für ihr eigenes Land befürchten nur wenige: Über zwei Drittel der befragten EU-Bürger erwarten keine Konsequenzen. "Auch wenn vielen Bürgern ihre Alltagssorgen näher sind als die Wahlergebnisse aus London - ein Austritt Großbritanniens wäre ein Verlustgeschäft für alle Europäer", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

Der EU-Gegner Boris Johnson (l.) mit Premierminister David Cameron (Archivbild: PA)
Der EU-Gegner Boris Johnson (l.) mit Premierminister David Cameron (Archivbild)Bild: picture alliance/empics/Y. Mok

Konsequenzen für die EU als Ganzes aber befürchten deutlich mehr EU-Bürger. 45 Prozent der Befragten außerhalb Großbritanniens erwarten, dass sich die Lage der Union durch einen Austritt Großbritanniens verschlechtern würde. 45 Prozent gehen von einer wirtschaftlichen Schwächung aus. 26 Prozent sehen einen Machtverlust der EU ohne die Briten.

Blick in die Länder

Dabei lohnt sich ein Blick in die einzelnen Länder. 51 Prozent der Polen und 48 Prozent der Deutschen machen sich Sorgen um die Konsequenzen eines möglichen Brexits für die EU. Franzosen, Spanier und Italiener sind da deutlich gelassener. Eine Mehrheit in diesen Ländern sieht keine negativen Auswirkungen.

Demonstranten vor dem Colosseum in Rom versichern den Briten: "Rom liebt Euch!" (Foto: AP)
Demonstranten vor dem Colosseum in Rom versichern den Briten: "Rom liebt Euch!"Bild: picture-alliance/AP Photo/F. Frustaci

Laut Studie haben Alter und Wissen der Befragten wenig Einfluss auf die Meinung zum möglichen Brexit. Entscheidend sei die Grundeinstellung zur EU. Mit 72 Prozent wünscht sich eine große Mehrheit der EU-Fans den Verbleib der Briten. Bei den Europaskeptikern sind es nur 30 Prozent. In dieser Gruppe aber gibt es nach Ansicht der Bertelsmann-Forscher eine Überraschung. Nur 38 Prozent der EU-Kritiker wünschen sich den Austritt des Königreichs. Mit 32 Prozent wissen fast ebensoviele der Skeptiker nicht, was sie sich wünschen sollen.

Am Sonntag hatten vor dem Parlament in London, dem Brandenburger Tor in Berlin, vor dem Kolosseum in Rom und am Eiffelturm in Paris mehrere hundert Menschen mit Küssen für den Verbleib Großbritanniens in der EU geworben. Die Teilnehmer sandten eine "Herzensbotschaft" an die Briten: "Lasst uns zusammenbleiben!", erklärte der Veranstalter, die Nichtregierungsorganisation Avaaz. An der Kuss-Kette beteiligten sich den Angaben zufolge europaweit insgesamt fast 800 Menschen - in Berlin etwa waren es rund 200. Sie hätten mit ihren Küssen und Umarmungen ein Zeichen für Zusammenhalt an Großbritannien senden wollen, "um die Stimmen derer zu übertönen, die Hass und Spaltung propagieren".

stu/wl (afp, dpa)