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EU noch in der Rezession

13. August 2009

Die Wirtschaft in Deutschland wächst wieder leicht. In der Europäischen Union insgesamt ist sie dagegen immer noch auf gebremster Talfahrt. Die EU-Kommission sieht Anzeichen für eine baldige Besserung.

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kleiner setzling wächst aus Erdhaufen (Foto: picture-alliance/dpa)
Ein ganz zartes Pflänzchen: Konjunktur in EuropaBild: picture-alliance/dpa

Obwohl die Schwergewichte Deutschland und Frankreich mit 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2009 abschnitten, befinden sich die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union insgesamt immer noch in einer Schrumpfungsphase. Das Bruttoinlandsprodukt der 27 ging im zweiten Quartal nach Angaben der Europäischen Statistikbehörde EUROSTAT um 0,3 Prozent zurück. Vergleicht man dieses Quartal mit dem zweiten Quartal des Vorjahres ergibt sich ein dickes Minus von 4,8 Prozentpunkten. In Großbritannien ging die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,8 Prozent zurück, immerhin weniger stark als im ersten Quartal, wo es noch ein Minus von 2,4 Prozent war.

EU-Kommission gedämpft optimistisch

Joaquin Almunia vor einem Schaubild mit scharf nach unten zeigenden Wirtschaftskurven (Foto: picture-alliance)
Sinkende Kurven: EU-Kommissar AlmuniaBild: picture alliance / Photoshot

Die Europäische Union sieht bei Früh-Indikatoren und Geschäftsklima-Indizes positive Signale für die Entwicklung der Wirtschaftleistung in Europa. Ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel sagte, die schlimmste Schrumpfung der Wirtschaft scheine überstanden zu sein. EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia mahnte aber bereits vor Wochen realistisch zu bleiben: Der Finanzsektor werde für lange Zeit nicht mehr die Wachstumslokokmotive sein können, die er in den vergangenen zehn Jahren war. Die Erholung werde lange dauern.

Betrachtet man nur die Länder der Euro-Zone, also jene 16 Staaten, die den starken Euro als Gemeinschaftswährung haben, fallen die Zahlen positiver aus: In der Eurozone war im zweiten Quartal 2009 mit -0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung praktisch ein Stillstand zu verzeichnen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hatte vergangene Woche nach der Sitzung des Zentralbankrates in Frankfurt am Main gesagt, er rechne mit einer deutlichen Abschwächung des Abschwungs. Allerdings werde die Konjunktur auch in den nächsten Monaten schwach bleiben. Erst im kommenden Jahr sieht Trichet eine spürbare Erholung.

Lettland und Litauen unter Druck

Auch in Italien und den Niederlanden schrumpfte die Wirtschaft noch leicht. Wachstum melden hingegen die Solwakei (2,2 Prozent) und Portugal (0,3 Prozent). In Litauen ist die Wirtschaft auch im zweiten Quartal stark eingebrochen: Der Rückgang der Wirtschaftsleitung betrug 12,6 Prozent. Für Lettland senkte die Ratingagentur Standard&Poors den Indikator für Kreditwürdigkeit des Landes von BB+ auf BB. Der Ausblick bleibe negativ, ließ Standard&Poors mitteilen. Ein weiterer Schlag für den Finanz- und Bankensektor in dem baltischen Staat. Der Nachbar Estland (-3,7) kam verglichen mit Litauen noch glimpflich davon. In Lettland droht eine Abwertung der Währung. Lettlands Ministerpräsident Valdis Dombrovskis äußerte sich dennoch optimistisch. Das Schlimmste sei überstanden. Lettland wird zurzeit durch Notkredite des Internationalen Währungsfonds und der EU massiv gestützt.

Das Schlimmste könnte in Osteuropa überstanden sein

Lettlands Premier Valdis Dombrovskis, sehr jung aussehend, spricht in Mikrofone (Foto: RIA Novosti)
Der neue Ministerpräsident Dombrovskis will Lettland aus der Krise führenBild: RIA Novosti

Auch Rumänien erhält Notkredite von der Europäischen Union. Dort ist ein leichter Aufwärtstrend zu erkennten. Nach 4,6 Prozent im ersten Quartal 2009 schrumpfte die Wirtschaft in Rumänien im vergangenen Quartal nur noch um 1,2 Prozent. Wie in Rumänien konnte in den anderen Ländern Ost- und Mitteleuropas der drohende wirtschaftliche Kollaps durch Milliardenhilfen von Internationalem Währungsfonds und Europäischer Union verhindert werden. Die Staatsverschuldung schwillt allerdings immer weiter an und auch die Arbeitslosenraten werden noch einige Zeit wachsen. Von Wachstumsraten von sechs oder sieben Prozent, die vor der Finanzkrise verzeichnet wurden, sind die osteuropäischen Staaten weit entfernt.

Die osteuropäischen Währungen wie der polnische Zloty, der ungarische Forint und die tschechische Krone haben wieder an Wert gewonnen. Polen, die größte der osteuropäischen Volkswirtschaften, könnte die Krise einigermaßen glimpflich überstehen, ohne dass die Wirtschaftleistung nennenswert schrumpft.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Julia Kuckelkorn