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Europa Interview

Gero Rueter21. September 2007

Doping ist eine Realität Im Kampf gegen Doping haben die nationalen Anti Doping Agenturen eine Schlüsselfunktion.

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Der deutsche Radsportler Jan Ullrich bei einer Pressekonferenz. Der unter Dopingverdacht stehende Radprofi Jan Ullrich hat seinen Rücktritt erklärt.Bild: picture alliance / dpa

Doping ist eine Realität

Die nationalen Anti Doping Agenturen sind in Zusammenarbeit mit den Sportverbänden und Wettkampforganisatoren dafür zuständig, dass die Athleten kontrolliert werden, es keine Dopingverstöße gibt und Dopingverstöße geahndet werden. Gero Rueter hat mit Ulrike Spitz von der Nationalen Anti Doping Agentur in Bonn über dieses Thema gesprochen. Ulrike Spitz war Skilangläuferin in der deutschen Nationalmannschaft, leitete 4 Jahre lang die Sportredaktion der Frankfurter Rundschau und ist seit Mai 2007 Kommunikationschefin der Anti-Doping Agentur NADA in Bonn.

Frau Spitz, eine Studie sagt, dass fast jeder zweite deutsche Kaderathlet mit Doping in Berührung kommt, Insider behaupten auch dass jeder zweite Fußballprofi gedopt sei. Doping ist also eine Realität. Glauben Sie, dass wir noch mal Spitzensport ohne Doping erleben werden?

Spitz: Wir werden keinen Spitzensport ohne Doping erleben, ich glaube, das ist eine Illusion, wenn wir uns das vormachen. Es ist natürlich unser Ziel, einen dopingfreien Sport zu haben, aber den haben wir nicht. Unser Ziel ist zunächst, dass wir die Instrumente schärfen müssen, mit denen wir versuchen, die Regeln einzuhalten, die der Sport sich selber gibt. Das heißt nun mal: Kein Doping. Dass es immer welche gibt, die es probieren, die auch dopen, das ist uns völlig klar. In den vergangenen Jahren waren die Instrumentarien meiner Meinung nach nicht scharf genug, das heißt, man hat das Problem vielleicht ein bisschen unterschätzt, und man hat auch tatsächlich unterschätzt, wie weit das Umfeld verseucht ist. Was dahinter steckt, das hat man wirklich erst diesen Sommer ganz stark mitbekommen, und ich glaube, diesen Sommer ist ganz stark ins Bewusstsein der Menschen eingedrungen, dass man mehr machen muss, dass man eben genau den Kampf gegen das Doping forcieren muss, um eine Art Normalität hinzubekommen.

Was muss mit den Leuten passieren, die die Sportler unterstützen beim Doping - Ärzte, Trainer und so weiter?

Spitz: Ich finde, die Sportärzte - überhaupt die Ärzte - haben eine ganz, ganz wichtige Aufgabe. Ich weiß aus meiner aktiven Zeit: Die Ärzte sind mit die Vertrauten, den Ärzten glaubt man. Sie haben die Kompetenz, man weiß genau: Die Ärzte wissen Bescheid. Und wenn ein Arzt zu einem jungen Sportler sagt: "Nein, das machen wir nicht mit, aus dem und dem Grund, ich kann das nicht mitmachen, wir sehen zu, dass wir andere Wege finden", dann hat das für mich eine ganz, ganz wichtige Aussagekraft. Ich finde, Ärzte sind Kraft ihres Amtes einfach dazu verpflichtet, Nein zum Doping zu sagen. Und wenn sie noch so verstrickt sein mögen, wenn sie auch mit den Sportlern gut klarkommen, wenn sie den Erfolg wollen, aber die Ärzte sind für mich ganz, ganz wichtig. Und die Trainer sowieso. Die Trainer sind die Vertrauenspersonen der jungen Athleten, deshalb haben wir in unsere Präventionskampagne jetzt stark die Trainer mit einbezogen, und wenn da was passiert, dann gehören die bestraft. Das sind jetzt sicher nicht unbedingt die Verführten, sondern das sind eher die Verführer als die Verführten, also da bin ich schon für ordentliche Strafen.

Frage: Was heißt das, "die gehören bestraft, die Ärzte und Trainer, die da involviert sind"?

Spitz:Da ist ja schon einiges passiert diesen Sommer. Es ist halt dann tatsächlich so, dass die Ärzte nicht mehr im Sport arbeiten dürfen - meiner Meinung nach ist das absolut notwendig, wenn einer sich verstrickt hat in Dopinggeschichten. Man muss auch darüber nachdenken, ob er als Arzt arbeiten kann, wenn die Verstrickung stark ist. Also, jugendlichen Sportlern Medikamente zu geben, die wissenschaftlich erforscht worden sind, um kranken Menschen zu helfen - die den jugendlichen Sportlern zu geben, um Leistung zu steigern, halte ich schon für sehr verwerflich. Und da bin jetzt ich sicher nicht die richtige Stelle, die darüber urteilen kann, aber da muss man, glaube ich, schon darüber nachdenken, wie man straft.