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Europa Interview

Ruth Reichstein3. August 2007

Karl-Heinz Florenz ist Abgeordneter der deutschen CDU-Fraktion im Europaparlament und Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Volksgesundheit. Ruth Reichstein hat mit ihm über das Thema "Übergewicht in Europa" gesprochen.

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Bild: EU

Herr Florenz, was haben Sie denn heute zum Frühstück gegessen?

In so einem Abgeordneten-Appartement gibt es meistens nicht so viel, also Schwarzbrot und Joghurt und ein bisschen Marmelade.

Das klingt ja ganz gesund.

Ja, ich habe vor 18 Jahren angefangen hier. Da hatte ich 18 Kilo mehr als heute.

Der Verbraucherschutz-Kommissar hat sich ja den Kampf gegen das Übergewicht auf die Fahnen geschrieben. Was halten Sie davon?

Wir müssen leider feststellen, dass wir in Europa eine neue Krankheit haben, die Fettleibigkeit. Das ist ein ernsthaftes Problem. Die Frage ist nur, ob man das mit der Gesetzeskeule machen muss oder ob man nicht erst mal moderatere Wege finden könnte.

Was wären denn dann in ihren Augen – wenn keine Keulengesetze – richtige Wege, dagegen zu kämpfen?

Also zuerst einmal muss man sehr deutlich aussprechen, dass die Eltern eine Verantwortung gegenüber ihren Kindern haben. Ich weiß ja, wovon ich rede. Ich habe selbst drei Kinder. Ich weiß wie schwer es ist, denen klar zu machen, dass Schokolade in Maßen eine gute Sache ist, und in Übermaßen eine schlechte Sache ist. Für mich steht an allererster Stelle die Verantwortung der Eltern, und dann kommt eine ganze Zeit lang nichts. Die Eltern müssen wieder zurück in die Verantwortung geholt werden. Aber dann muss man natürlich auch überlegen, in welcher Kondition kommen unsere Kinder in die Schule? Haben die Eltern den Kinder ein ordentliches Frühstück gemacht oder gibt es angemessene Verpflegung in der Schule? Das sind so Instrumente über die man nachdenken kann.

Ein anderer Punkt, der auch gegen das Übergewicht gekämpft, ist die Bewegung und der Sport. Wenn es um Erziehungsfragen geht, sehen Sie da auch eine Verantwortung der EU?

Bildung ist und bleibt nationale Aufgabe. Aber das Bewusstsein zu schärfen, dass diese Gesellschaft die Verantwortung übernehmen kann und dass der Staat nicht alles machen kann, das muss auch hier in Brüssel noch mal klar gesagt werden. Viele Leute denken, dass sie mit europäischen Anstrengungen in Form von Gesetzgebung private Verantwortung abgeben können. Das geht nicht.

Aber man könnte ja trotzdem sagen, wir führen jetzt ein europaweit ein gesundes Schulfrühstück ein mit Müsli, einem Apfel und einem Pott Joghurt.

Das halte ich nicht für ausgeschlossen, dass wir dafür auch noch Mehrheiten finden würden. Ich halte das für falsch. Ich finde, die Mutter soll entscheiden, was die Kinder zum Frühstück bekommen, und ich werde einen Teufel tun, europäische Frühstücke zu definieren.