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Italien im Visier der Finanzmärkte

Dirk Kaufmann12. Juni 2012

Nach Spanien gerät nun Italien immer stärker unter Druck. Die österreichische Finanzministerin glaubt, auch die Nummer Drei der Euro-Zone werde die EU um Hilfe bitten müssen. Mario Montis Glanz verblasst.

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ARCHIV - ILLUSTRATION: Eine italienische Ein-Euro-Münze ist am Montag (11.07.2011) in Frankfurt (Oder) in einer Schale halb unter Wasser zu sehen, in der sich die Nationalfarben von Italien spiegeln. Die Ratingagentur Moody's hat ihre Bewertung für italienische Staatsanleihen zurückgenommen. Die Einstufung werde von «Aa2» auf «A2» gesenkt bei einem negativen Ausblick, teilte die Ratingagentur am Dienstagabend mit. Foto: Patrick Pleul dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Euro Ein Euro Münze Euromünze ItalienBild: picture-alliance/dpa

Italien muss für neues Geld immer höhere Zinsen bezahlen. Am Dienstag (12.06.12) musste die Regierung in Rom für Staatsanleihen bis zu 6,66 Prozent garantieren. Anleger versuchen, ihre Italien-Papiere zu verkaufen, der Handel mit Kreditausfallversicherungen blüht. Die Regierung von Mario Monti kommt immer mehr in Bedrängnis.

Die Regierung Rajoy in Madrid hat gerade einsehen müssen, dass sie die in Bedrängnis geratenen Banken ihres Landes nicht mehr retten kann, ohne dazu Hilfe aus Brüssel in Anspruch zu nehmen. Österreichs Finanzministerin Maria Fekter schließt das für die Regierung in Rom jetzt auch nicht mehr aus. Im österreichischen Fernsehen sagte sie am Montag, zunächst einmal müsse Italien allerdings alles versuchen, sich an den eigenen Haaren aus der Schuldenfalle zu ziehen.

Eine andere Dimension

Mit Spanien hat die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone eingestehen müssen, ihre Probleme nicht ohne Hilfe aus Brüssel lösen zu können. Sollte Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft, ebenfalls diesen Weg gehen müssen, würde das die europäische Schuldenkrise auf ein neues Niveau heben.

Österreichs Finanzministerin Maria Fekter im Gespräch mit Jean-Claude Juncker Foto: REUTERS/Fabian Bimmer
Maria Fekter glaubt nicht an ItalienBild: Reuters

Ein Vergleich der italienischen mit den spanischen Problemen enthüllt allerdings entscheidende Unterschiede. Jürgen Pfister, Chefvolkswirt bei der Bayern LB, nennt im Gespräch mit der Deutschen Welle den augenfälligsten: "Italien hat kein Bankenproblem, weil es auch keine geplatzte Immobilienblase hat wie Spanien." Die aktuellen Schwierigkeiten Roms liegen zum Beispiel in einem Rückgang seiner Wirtschaftsleistung. Und der, so Pfister, ist Resultat der Sparmaßnahmen der Regierung Monti. Es sei außerdem zu erwarten, dass die "auch im nächsten Jahr deutliche Bremsspuren in der Wirtschaft" hinterlassen.

Allerdings sei Rom mit seinen Bemühungen um eine Verringerung der Neuverschuldung im Vergleich zu Spanien schon weit gekommen. Während Italien eine Defizitquote von zwei Prozent anstreben könne, dürfte "Spanien, wenn wir Glück haben, in Richtung 6,5 Prozent kommen". Außerdem sprächen noch andere Gründe dafür, dass Rom eher als Madrid fähig ist, seine Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Pfister nennt da die Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Wirtschaft und die weiter entwickelte industrielle Struktur des Landes.

Der Schatten der Wahlen

Die aktuelle italienische "Regierung der Technokraten" unter dem Finanzfachmann Mario Monti war mit großen Vorschlusslorbeeren ins Amt gekommen. Doch nach Ansicht von Jürgen Pfister habe sie die in sie gesetzten Erwartungen letztlich nicht erfüllen können. Und schließlich müsse auch eine Regierung von Technokraten sich darum sorgen, wiedergewählt zu werden, wenn sie ihre Arbeit über einen längeren Zeitraum durchführen will. Daher werfe die Wahl im nächsten Jahr schon ihre Schatten voraus und mache das Kabinett Monti zu "einer Regierung auf Abruf".

Ministerpräsident Mario Monti vor dem EU-Parlament Foto: REUTERS/Vincent Kessler
Mario Monti hat noch viel zu tunBild: Reuters

Jürgen Pfister ist aber im Gegensatz zu Maria Fekter, der Finanzministerin eines Euro-Landes, nicht der Meinung, dass Rom um europäische Hilfe bitten wird. Er ist davon überzeugt, dass die Italiener ihre Probleme selbst in den Griff bekommen können. Und wenn nicht? Dann, so Pfister, hätte die Eurozone ein weiteres Problem: "Die Rettungsschirme, selbst in der erweiterten Form, würden für Italien nicht ausreichen."