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Euro-Industrie legt den Rückwärtsgang ein

21. Februar 2019

Erstmals seit Mitte 2013 ist der Einkaufsmanagerindex in der Eurozone unter die Marke von 50 Punkten gefallen. Das deutsche Barometer legt dank der Dienstleister deutlich zu.

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Bild: REUTERS/W. Rattay

Die Geschäfte der Euro-Industrie sind auch wegen der schwächelnden deutschen Hersteller erstmals seit fünfeinhalb Jahren geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Februar um 1,3 auf 49,2 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Damit liegt das Barometer erstmals seit Mitte 2013 wieder unter der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. "Die Eurozone kam auch im Februar kaum vom Fleck", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Die Dienstleister wuchsen zwar wieder kräftiger, aber wegen der Flaute in der Industrie zeichne sich im ersten Quartal nur ein mageres Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent ab.

Das liegt nicht zuletzt an der Flaute in den beiden größten Volkswirtschaften der Währungsunion. In Deutschland deute sich nur wegen des von der guten Binnenkonjunktur profitierenden Dienstleistungssektors ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Quartal ab, "während Frankreichs Wirtschaftskraft stagnieren oder leicht schrumpfen dürfte", sagte Williamson. "Die übrigen Länder schneiden aktuell so schlecht ab wie zuletzt Ende 2013, hier herrschte im Februar annähernd Stillstand."

Da sich die Unternehmen verstärkt auf den Brexit vorbereiten würden und die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich nachließen, gebe es zumindest ein bisschen Auftrieb. "Insgesamt bleibt die Konjunkturentwicklung jedoch nach wie vor gedämpft", sagte Williamson. Schwachpunkt sei die Industrie. "Und da sich das Auftragsminus hier weiter vergrößerte, dürfte sich in den nächsten Monaten auch der Produktionsrückgang beschleunigen."

"Knapp an Rezession vorbei"

Bankenvolkswirte sehen das ähnlich. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Euro-Wirtschaft am Ende an einer Rezession vorbeischrammt", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Grund zum Jubeln besteht aber nicht." Dem stehe die anhaltende Schwächephase der Industrie entgegen. "Dabei wird immer deutlicher, dass diese nicht allein auf die Probleme mit dem neuen Emissionstestverfahrens (WLTP) zurückzuführen ist", sagte Weil. "Denn sie dürften inzwischen weitgehend überwunden sein, wie ein Blick auf die Auftragseingänge in der deutschen Automobilindustrie zeigt. Vielmehr scheint der Gegenwind von der Außenwirtschaft noch an Stärke gewonnen zu haben."

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft stieg überraschend um 0,6 auf 52,7 Punkte. "In Deutschland blieben Industrie und Servicesektor auf vollkommen gegensätzlichem Kurs", sagte Markit-Ökonom Phil Smith. "Während die Dienstleister von der kräftigen Binnennachfrage profitierten, belasteten die rückläufigen Exporte die Industrie abermals enorm. Insgesamt deuten unsere Daten auf ein äußerst verhaltenes Wirtschaftswachstum hin." Das Barometer für die Dienstleister kletterte um 2,1 auf 55,1 Punkte, während das für die Industrie um 2,1 Zähler auf 47,6 nachgab. Das ist der schlechteste Wert seit mehr als sechs Jahren.

zdh/dk (rtr)