EU will keinen Handelsstreit mit den USA
3. Februar 2025Der deutsche Kanzler fügte hinzu: "Das müssen und werden wir dann auch tun." Erstes Ziel sei aber eine Verständigung mit Trump. Immerhin, so Olaf Scholz, würden die USA wie Europa vom Austausch von Waren und Dienstleistungen profitieren. "Wenn jetzt Zollpolitik das schwierig macht, dann wäre das schlecht für die USA, schlecht für Europa."
Kallas mahnt zur Besonnenheit
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schloss Gegenmaßnahmen ebenfalls nicht aus: Wenn die EU "bei Handelsthemen angegriffen würde, müsste sich Europa als selbstbewusste Macht Respekt verschaffen und daher reagieren", unterstrich er. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief zu einer besonnenen Reaktion gegenüber den Drohungen von Donald Trump auf: "Wir brauchen Amerika, und Amerika braucht uns auch", sagte sie. Es gebe "keine Gewinner in Handelskriegen". Polens Regierungschef Donald Tusk sagte, die EU müsse "alles tun, um diese völlig überflüssigen und dummen Tarifhürden oder Handelskriege zu vermeiden".
Scharfe Töne aus Luxemburg
Ausgesprochen kämpferisch gab sich Luxemburgs Premierminister Luc Frieden. "Wir sind nicht schwächer als die Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn jemand einen Handelskrieg will, dann kriegt er ihn", sagte der 61-Jährige. Er betonte aber zugleich, man müsse dafür sorgen, dass es gute transatlantische Beziehungen gebe. "Handelskonflikte sind immer schlecht", sagte der Luxemburger.
Donald Trump hatte am Samstag per Dekret Zollaufschläge in Höhe von 25 Prozent für Produkte aus Kanada und Mexiko beschlossen und von zehn Prozent für chinesische Produkte. Er drohte den Europäern erneut mit ähnlichen Maßnahmen. Angesprochen auf Handelszölle für die Länder der Europäischen Union sagte Trump: "Das wird definitiv passieren". Es gebe keinen Zeitplan, aber es werde "ziemlich bald" geschehen.
Sie nehmen fast nichts - klagt Trump
"Sie haben wirklich ihren Vorteil aus uns gezogen", sagte Trump. Die USA hätten ein 300-Milliarden-Dollar-Handelsdefizit gegenüber der EU. "Sie nehmen keine Autos von uns, keine Agrarprodukte - sie nehmen fast nichts", sagte er. Großbritannien sei ebenfalls außerhalb der Spur, doch dieses Problem könne möglicherweise gelöst werden. "Aber die EU ist wirklich außerhalb der Spur. Was sie getan haben, ist ein Gräuel", sagte der US-Präsident.
Ungeachtet dieser scharfen Rhetorik bleibt allerdings unklar, ob es US-Strafzölle gegen die EU tatsächlich geben wird. Sollte es dazu kommen, könnte dies Deutschland und insbesondere der Autoindustrie stark schaden. Bereits als Reaktion auf die Zölle gegen Mexiko, Kanada und China fielen die Aktienkurse von BMW und Mercedes um knapp vier Prozent, Volkswagen gab sogar um über fünf Prozent nach. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sprach von einem "deutlichen Rückschlag für den regelbasierten Welthandel".
haz/rb (dpa, rtr,afp)