EU verurteilt Vorgehen gegen Demonstranten in Georgien
3. Februar 2025Bei erneuten Protesten georgischer Regierungskritiker in der Hauptstadt Tiflis sind Berichten zufolge auch zwei Oppositionspolitiker festgenommen worden. Die Polizei habe Gigi Ugulawa und Nika Melia am Sonntag in Gewahrsam genommen und sich gewaltsame Auseinandersetzungen mit Demonstranten geliefert, meldet die Nachrichtenagentur Interpress. Die Menschenmenge blockierte demnach eine Straße im Stadtzentrum und forderte Neuwahlen sowie die Freilassung politischer Gefangener.
Melia ist der Vorsitzende der Oppositionspartei "Koalition für den Wandel", Ugalawa war früher Bürgermeister von Tiflis. Melia wurde später gegen Kaution wieder freigelassen.
EU-Außenbeauftragte findet klare Worte
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas schrieb auf X, "das brutale Vorgehen gegen friedliche Demonstranten, Journalisten und Politiker" in Tiflis sei inakzeptabel. "Georgien bleibt hinter jeglichen Erwartungen an einen Beitrittskandidaten zurück. Die EU steht an der Seite der Menschen in Georgien in ihrem Kampf für Freiheit und Demokratie."
Hintergrund der seit Monaten andauernden Proteste in Georgien sind unter anderem Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl im Oktober sowie die Ankündigung der offiziell zum Wahlsieger erklärten Regierungspartei Georgischer Traum, den EU-Beitrittsprozess bis 2028auf Eis zu legen. Kritiker befürchten, dass dies auch mit politischem Einfluss Russlands zu tun hat und Moskau eine Anbindung des kleinen Staats im Südkaukasus an den Westen zu verhindern versucht. Grund für diese Befürchtung ist auch die Tatsache, dass die Partei Georgischer Traum von dem in Russland reich gewordenen Milliardär Bidsina Iwanischwili gegründet wurde.
Fast täglich gibt es Kundgebungen
Viele Georgier sind seit November vergangenen Jahres fast jede Nacht auf die Straße gegangen, um gegen ihre Regierung zu demonstrieren. Die Demonstranten fordern eine Rückkehr zu dem in der Verfassung des Landes festgeschriebenen EU-Kurs. Bei ihren Protesten kam es zuletzt wiederholt zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, es gab Verletzte und Hunderte Festnahmen. Der Polizei in Georgien wird überzogene Gewaltanwendung und Folter vorgeworfen.
haz/sti (dpa, rtr, afp)