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EU kippt Fusion von Sony und BMG

13. Juli 2006

Der zweitgrößte Musikkonzern der Welt Sony BMG steht vor einer ungewissen Zukunft: Ein europäisches Gericht hat die Genehmigung für den Zusammenschluss der Musiksparten von Bertelsmann und Sony aufgehoben.

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Auweia: Die Zukunft von Bruce Springsteens Arbeitgeber steht auf der KippeBild: picture-alliance/ dpa

Damit gab das EU-Gericht erster Instanz am Donnerstag (13.7.2006) einer Klage unabhängiger Musikproduzenten gegen die Fusion zu Sony BMG nach. Das zweithöchste EU-Gericht erklärte, die EU-Wettbewerbshüter hätten 2004 nicht hinlänglich geprüft, ob das fusionierte Unternehmen eine dominante Marktposition habe. Außerdem habe die Kommission bei ihrer Entscheidung nicht alle notwendigen Fakten berücksichtigt, so dass ihre Entscheidung auch deshalb fehlerhaft sei.

Sieg und Strafe für Impala

Mit seiner Entscheidung unterstützte das EU-Gericht die Position der unabhängigen Plattenfirma Impala. Allerdings warfen die Richter gleichzeitig auch Impala vor, das Verfahren verzögert zu haben, und verurteilten das Unternehmen dazu, ein Viertel der Kosten zu übernehmen. Das Verfahren muss nun möglicherweise neu aufgerollt werden. Ein Kommissionssprecher kündigte an, die Fusion erneut zu prüfen. Die Kommission kann gegen die Entscheidung Berufung beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) einlegen.

"Das heutige Urteil hat keine Auswirkungen auf den Bestand des Joint Ventures Sony BMG", hieß es bei Bertelsmann. "Das Gemeinschaftsunternehmen wurde bereits im August 2004 etabliert - nach einer gründlichen Prüfung der Europäischen Kommission gemäß der gültigen Fusionskontrollverordnung." Bertelsmann kündigte an, das Urteil sorgfältig zu prüfen und mit der EU-Kommission die nächsten Schritte zu besprechen.

Weitere Fusionen fraglich

Die Entscheidung des zweithöchsten EU-Gerichts könnte auch eine große Hürde für einen Zusammenschluss von Warner Music und EMI bedeuten. Die weltweit dritt- und viertgrößten Musikkonzerne haben rund 4,6 Milliarden Dollar geboten, um den jeweils anderen zu übernehmen, beide Konkurrenten lehnten das Angebot aber ab. Bei der Genehmigung der Fusion von Sony Music und BMG hatte die EU-Kommission angekündigt, alle weiteren Konsolidierungsschritte in der Branche sorgfältig zu prüfen.

Unterdessen war aus Kreisen bekannt geworden, dass Bertelsmann erwägt, sich von seiner 50-Prozent-Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Sony Music teilweise zu trennen. "Im Wesentlichen geht es um die Hälfte jetzt und die Hälfte später", hatte eine mit der Situation vertraute Person gesagt. Der japanische Unterhaltungskonzern Sony muss nach der Joint-Venture-Vereinbarung jeder Veränderung der Anteile zustimmen.

Avril Lavigne Rock am Ring 2004
Avril LavigneBild: AP

Das Gemeinschaftsunternehmen Sony BMG, an dem Sony und Bertelsmann jeweils 50 Prozent der Anteile halten, war bereit im August 2004 unmittelbar nach der uneingeschränkten Genehmigung der Fusion durch die EU-Kommission etabliert worden. Das neue Unternehmen vereint unter seinem Dach Künstler wie Bruce Springsteen, Eros Ramazotti, Santana, Avril Lavigne und Alicia Keys. Nach Universal Music ist Sony BMG der zweitgrößte Musikanbieter weltweit. Die vier großen Musikunternehmen - der zum Vivendi-Konzern gehörende Branchenführer Universal, Sony BMG, EMI und Warner Music - bringen drei von vier weltweit erscheinenden Platten heraus. (sams)