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Mazedonien fürchtet EU-Importstopp

18. November 2010

Winzer aus Mazedonien dürfen künftig keinen Wein in die EU exportieren, wenn auf dem Etikett "Mazedonisch" steht. Athen hat die Ursprungsbezeichnung schützen lassen und sich den Vertrieb exklusiv gesichert.

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Verstaubte Weinflaschen in Regalen (Foto: DW/Euromaxx)
Skopje fürchtet um Absatz in EU

Ende 2009 haben die deutschen Behörden festgestellt, dass in Supermärkten Wein mit der Ursprungsbezeichnung "Mazedonisch" verkauft wird. Aufgrund eines schwelenden Namensstreits zwischen Griechenland und Mazedonien wollten die Deutschen sicher gehen und wissen, welches Land diese Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen kann.

Sie wandten sich an die Europäische Kommission und baten um eine offizielle Stellungnahme. Die Generaldirektion für Landwirtschaft in Brüssel hat daraufhin bestätigt, dass Wein mit der Bezeichnung "mazedonisch" nur aus Griechenland in die EU eingeführt werden darf, weil Athen diese Ursprungsbezeichnung bereits 1989 geschützt hat.

Rotweinglas mit Weinkrug (Foto: Bilderbox)
Neuer Streitpunkt Wein?Bild: Bilderbox

20 Jahre unbemerkt?

Quellen in der Europäischen Kommission, die auf Anonymität bestanden, haben für die Deutsche Welle bestätigt, dass diese Ursprungsbezeichnung künftig strenger kontrolliert werden soll. Ein Grund dafür, dass Mazedonien in den vergangenen 20 Jahren "mazedonischen" Wein problemlos in die EU ausgeführt habe, sei wahrscheinlich, dass es Billigweine wären und deswegen niemand auf die Ursprungsbezeichnung geachtet habe. In den vergangenen Jahren habe sich dies jedoch geändert, weil einige mazedonische Winzer versucht haben, sich auf dem europäischen Markt mit hochwertigen Weinen durchzusetzen.

Athen und Skopje streiten seit der Unabhängigkeit der ehemaligen jugoslawischen Republik vor fast 20 Jahren wegen des Namens Mazedonien, weil das EU-Mitglied eine gleichnamige Provinz hat und dem Nachbarstaat diesen Staatsnamen verweigert.

Vermittlungsbemühungen vor der UN hatten bislang keinen Erfolg. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, blockiert Griechenland den Beitritt Mazedoniens die NATO sowie die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen. Regelmäßig streiten Athen und Skopje um diesen Namen, so auch bei Sportveranstaltungen oder jetzt bei Weinetiketten.

Weinernte im Weinanbaugebiet Tikves (Foto: dpa)
Weinindustrie ohne Ursprungsbezeichnung gefährdetBild: dpa

Weitreichende Folgen

Winzer in Mazedonien fürchten, dass sich ein Einfuhrstopp in die EU katastrophal auf den ohnehin niedrigen Export in dieser Branche auswirken und die Krise in diesem Wirtschaftszweig vertiefen könnte. Den größten Teil seiner Weinproduktion führt Mazedonien nach Deutschland aus. Schätzungen zufolge handelt es sich um rund 33 Millionen Tonnen Wein jährlich.

Der EU-Norm zufolge soll künftig auf den Etiketten die Weinsorte und die Region in Mazedonien stehen, wo der Wein hergestellt wurde. Das Problem sei jedoch, dass Mazedonien keine Regulierungsbehörde habe, die die geografische oder regionale Herkunft eines Weins schützen und kontrollieren würde, so Wein-Experten.

Brüssel erwartet nun von den mazedonischen Behörden, dass sie bis zum Jahresende Regionen ihres Landes, wie zum Beispiel das obere Gebiet des Vardar (Povardarcije), in dem der meiste Wein des Landes produziert wird, für eine Liste geschützter Ursprungsbezeichnungen anmelden.

"Wenn Mazedonien sich nicht bis zum Fristende auf der Liste der Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung befindet, werden deutsche Importeure den eingeführten Wein nicht mit geschützter Ursprungsbezeichnung deklarieren können. Wenn dies geschieht, ist der gesamte Export mazedonischer Weine nach Deutschland und in die EU gefährdet", sagte der Deutschen Welle Koco Mocan von der Firma "Tehnometal" aus Frankfurt, die sich mit dem Vertrieb mazedonischer Weine in Deutschland befasst.

Die Winzer in Mazedonien klagen, dass sie sich in einer Sackgasse befinden und nicht wissen, wie sie künftig verfahren sollen. Einige von ihnen haben bereits auf ihren Etiketten die Aufschrift FYROM (ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien) gedruckt, die Bezeichnung, unter der das Land in die UN aufgenommen wurde. Dies sei aber keine langfristige Lösung.

Autoren: Boris Geogievski / Mirjana Dikic

Redaktion: Fabian Schmidt