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"Die Politiker müssen ihre Show beenden"

Thierry Khondé9. Januar 2015

Die Zentralafrikanische Republik kommt nicht zur Ruhe. Beteuerungen des Friedenswillens der Konfliktparteien seien nur Lippenbekenntnisse, sagt der Bischof der Haupstadt Bangui, Dieudonné Nzapalainga, im DW- Interview.

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Dieudonné Nzapalainga Erzbischof von Bangui 14.01.2014
Bild: Martijn Beekman/AFP/Getty Images

In der Zentralafrikanischen Republik ist die Sicherheitslage trotz des Einsatzes einer UN-Friedenstruppe unverändert prekär. Wegen der Kämpfe zwischen den vorwiegend christlichen Anti-Balaka und der muslimischen Séléka-Miliz sind mehr als 800.000 Menschen auf der Flucht. Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza will mit einem Gipfel in der Hauptstadt Bangui einen Versöhnungsprozess zwischen beiden Parteien vorantreiben. Ursprünglich sollte auf dem Treffen vor allem über die Entwaffnung der Milizen geredet werden. Doch auf Druck der Séléka wurde das Thema gestrichen.

Deutsche Welle: Die Entwaffnung der Milizen in der Zentralafrikanischen Republik ist zunächst aufgeschoben worden, obwohl es eigentlich der erste Punkt einer Road Map für das Land war. Kann so die Krise überwunden werden?

Dieudonné Nzapalainga: Da wurden wichtige Entscheidungen in der Hauptstadt Bangui oder in New York und Paris über die Köpfe der betroffenen Menschen hinweg getroffen. Die Bewohner auf dem Land brauchen Sicherheit. Solange keine Sicherheit herrscht, kann es keinerlei Entwicklung geben: keine Schulen und auch kein funktionierendes Gesundheitssystem. Der Staat kann sich nicht durchsetzen, weil Angst herrscht. Die Präsenz des Staates wäre dann gegeben, wenn die Landräte, Bürgermeister, die Polizisten und die Ärzte ihre Pflichten nachgehen könnten. Diese Leute werden zurzeit an vielen Orten in der Zentralafrikanischen Republik daran gehindert zu arbeiten. Man hat aber den Eindruck, dass es Leute gibt, die das Chaos befeuern. Man sollte die Wahrheit klar aussprechen: Es gibt Rebellen aus verschiedenen Ländern, aus dem Sudan oder Tschad, die immer noch hier sind. Wir erwarten, dass diese Länder sich klar dazu äußern.

Es gibt Bemühungen, den ehemaligen Präsidenten Francois Bozizé und Rebellenchef Michel Djotodia auf dem anstehenden Gipfel zusammen zu bringen. Wie wichtig ist das?

Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, wer nach Bangui kommen soll. Dafür sind die Politiker zuständig. Was ich aber persönlich verlange, ist Frieden für die Bevölkerung. Ich bin die politischen Auseinandersetzungen leid. Die Verantwortlichen sollten dem Volk und der Jugend zuliebe und um der Entwicklung Willen mit ihrer Show aufhören. Wir haben zu lange mit dem menschlichen Leben gespielt.

Welche Erwartungen haben Sie an den Gipfel?

Es bringt nichts, wenn jeder seine eigene Sicht der Dinge oder seine eigenen Interessen durchzusetzen versucht. Die verschiedenen Parteien sollten nur zusammenkommen, wenn ein echter Wille das Land aufzubauen vorhanden ist. Nur dann kann der Dialog eine Bedeutung haben. Ich hoffe, dass die Politiker sich dieser Verantwortung bewusst sind. Wenn man an diesem Gipfel teilnehmen will, dann soll man im Name der Bevölkerung oder einer Gemeinschaft sprechen und nicht nur für sich selbst. Das ist, was wir vom Gipfel erwarten. Bei den Gesprächen darf es nicht nur darum gehen, Lippenbekenntnisse zu geben, sondern um eine Neugründung des zentralafrikanischen Lebens, bei der man sich verpflichtet, nie wieder das zu wiederholen, was in den vergangenen Jahren hier passiert ist.

Dieudonné Nzapalainga ist Erzbischof von Bangui, der Hauptstadt der zentralafrikanischen Republik.

Das Interview führte Thierry Khondé