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Erstmals Astronautinnen-Duo im Außeneinsatz

18. Oktober 2019

Die US-Astronautinnen Christina Koch und Jessica Meir haben mit einem Außeneinsatz Raumfahrt-Geschichte geschrieben. Denn bislang sind Frauen auf der Raumstation ISS nur in männlicher Begleitung ins Weltall gegangen.

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Austronautin Jessica Meir (links) und Christina Koch
Jessica Meir (l.) und Christina Koch bereiten sich auf ihren "Weltraumspaziergang" vor Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/NASA

Die NASA-Astronautinnen Christina Koch und Jessica Meir haben gemeinsam die Internationale Raumstation ISS verlassen. Sie sollen einen Stromregler an der Außenwand der Station ersetzen. Eigentlich ein Routineinsatz. Die Astronautinnen wie auch die NASA erklärten, dass der Einsatz ein wichtiger Meilenstein für Frauen in der Raumfahrt sei.

In der Vergangenheit hätten bislang nur 15 Raumfahrerinnen Außeneinsätze absolviert - einen nur mit Frauen besetzten gab es bislang noch nie. Die NASA hatte diese Premiere ursprünglich schon im Frühjahr geplant. Es gab aber nicht genug Raumanzüge in kleinen Größen.

Dass Frauen ins All fliegen, ist längst nichts Neues. Aber bei den Außeneinsätzen haperte es mit der Gleichberechtigung: Mehr als 200 Männer durften bereits für diese Arbeiten aus der ISS aussteigen. Jedoch folgten ihnen nur rund ein Dutzend Frauen - immer in Begleitung eines Kollegen.

Koch und Meir brechen nun als erstes Frauen-Duo in diese Männerdomäne ein. Warum hat das so lange gedauert? Bereits 1963 flog die sowjetische Kosmonautin Valentina Tereschkowa in den Weltraum - und kämpfte trotz des Erfolgs aber weiter mit Vorurteilen ihrer männlichen Kollegen. Frauen seien nicht so stark und durchhaltefähig wie die Kosmonauten, hieß es jahrelang.

Körperliche Schwerstarbeit

Der russische Raumfahrer Pawel Winogradow betonte noch vor wenigen Jahren: "Das Arbeiten im All ist körperlich schwere Arbeit - selbst für starke Männer". Das sei Quatsch, sagten Koch und Meir bei den Vorbereitungen zu ihrem Außeneinsatz. "Wir denken in unserer täglichen Arbeit eigentlich gar nicht darüber nach, ob die Arbeiten von einem Mann oder einer Frau gemacht werden", sagte Meir.

Frauen absolvierten immer wieder problemlos Außeneinsätze. Die erste Raumfahrerin auf einem Außeneinsatz war 1984 Swetlana Sawizkaja aus der damaligen Sowjetunion, den Rekord hält die Amerikanerin Peggy Whitson mit zehn so genannten Spaziergängen.

Kalorienverbrauch wie bei einem Marathon

Außenarbeiten rund 400 Kilometer über der Erde sind für alle extrem anstrengend. Stundenlang hängen die Raumfahrer in der Schwerelosigkeit in ihren klobigen Anzügen im All. Außerdem ist die lebensgefährliche Arbeit extrem schweißtreibend. Nach Angaben der NASA verbrennt ein Raumfahrer bei dem mehrstündigen Einsatz deutlich mehr als 2000 Kalorien - ähnlich viel wie bei einem Marathonlauf.

ISS Raumstation | Jessica Meir und Christina Koch
Christina Koch (r) soll rund 330 Tage am Stück im All bleiben und damit zusätzlich Geschichte schreibenBild: picturea-lliance/AP Photo/NASA

Nachholbedarf hat vor allem Europa, sagt die deutsche Wissenschaftlerin Insa Thiele-Eich, die im Rahmen der privaten Initiative "Die Astronautin" für einen Flug zur ISS trainiert. "Eine große Hürde für Frauen in der Raumfahrt sind besonders in Deutschland die fehlenden Vorbilder", beklagt sie.

Bislang keine Deutsche im All

Bislang flogen elf Deutsche ins All, darunter war aber keine Frau. Das sei für junge Frauen nicht sonderlich motivierend, liege aber auf keinen Fall an mangelndem Interesse. "Dass es erst jetzt zu diesem Außeneinsatz von zwei Frauen kommt, liegt daran, dass es deutlich weniger Astronautinnen gibt", sagte Thiele-Eich.

Die NASA achtet seit Jahren darauf, gleich viele Männer wie Frauen in ihren Astronauten-Corps zu haben. 1983 startete Sally Ride als erste Amerikanerin ins All, ein Jahr später mit Ann Fisher auch die erste Mutter. Mehr als 40 weitere Amerikanerinnen folgten. Für die Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) waren weit weniger Raumfahrerinnen im Einsatz: Als bisher letzte ESA-Astronautin war 2014 die Italienerin Samantha Cristoforetti auf der ISS. Zuvor betreute 2001 Claudie Haigneré aus Frankreich zahlreiche Experimente auf der Raumstation, zudem war noch eine Britin im All.

Zur Zeit will Christina Koch neben dem Außeneinsatz zusätzlich weibliche Raumfahrt-Geschichte schreiben: Koch soll rund 330 Tage am Stück im All bleiben. Keine Frau vor ihr hätte so eine lange Zeit ohne Unterbrechung im Weltall verbracht.

uh/kle (ap, dpa)