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Ende des Schweigens

28. Mai 2007

Die USA und der Iran haben erstmals seit fast 30 Jahren wieder in aller Öffentlichkeit diplomatische Gespräche geführt. Vertreter beider Seiten kamen in der Grünen Zone in Bagdad für vier Stunden zusammen.

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Ryan Crocker, US-Botschafter im Irak (ganz links) mit Premierminister Nuri al-Maliki (am Kopf des Tisches) und dem iranischen Botschafter Hassan Kazemi Qom (ganz vorne), Quelle: AP
Ryan Crocker, US-Botschafter im Irak (ganz links) mit Premierminister Nuri al-Maliki (am Kopf des Tisches) und dem iranischen Botschafter Hassan Kasemi (ganz vorne)Bild: AP

Erstmals seit mehr als einem Vierteljahrhundert haben die Vereinigten Staaten am Montag (28.5.07) wieder Gespräche mit dem Iran auf Botschafterebene geführt. Der US-Botschafter im Irak, Ryan Crocker, und sein iranischer Kollege Hassan Kasemi trafen sich in der Residenz des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in Bagdad.

Bei dem Treffen sollte es nur um die Lage im Irak gehen. Die USA hatten nach der Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1980 die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen.

"Herzliches" Treffen

Crocker erklärte anschließend, er habe den Iran aufgefordert, keine Waffen mehr an schiitische Milizen im Irak zu liefern. "Die Gespräche verliefen positiv", erklärte Crocker. Jetzt erwarteten die USA Taten vom Iran. Dessen Vertreter seien nicht direkt auf die Forderung in Bezug auf die Milizen eingegangen. "Tatsache ist, dass ein Großteil des Sprengstoffs und der Munition, den diese Gruppen benutzen, aus dem Iran kommt." Beide Länder hätten keinen Termin für ein weiteres Gespräch vereinbart. Der Iran hatte die US-Vorwürfe bereits
zurückgewiesen.

Ein irakischer Regierungssprecher bezeichnete das Treffen als herzlich und erklärte, es sei dabei ausschließlich um den Irak gegangen.

"Bagdad begrüßt das Zusammentreffen zwischen den USA und dem Iran, und ich hoffe, dass dies der Anfang eines neuen Kapitels ist und ein Schritt für die Region", erklärte Ministerpräsident Nuri al-Maliki vor dem Treffen. Al-Maliki hatte die beiden Botschafter begrüßt und in den Konferenzraum geleitet, dann zog er sich zurück. In einer kurzen Ansprache zeigte er sich überzeugt, dass das Treffen das Vertrauen zwischen beiden Seiten stärken und zur Lösung der Probleme beitragen werde. Ein Berater Al-Malikis sagte der Nachrichtenagentur AP, der Irak wolle bei der Annäherung zwischen den USA und dem Iran eine Vermittlerrolle übernehmen. In Konfliktfragen zwischen beiden Seiten werde man sich neutral verhalten.

Gegenseitige Vorwürfe

Maliki sagte weiter, er hoffe, es werde neue Treffen geben, um die aktuellen Probleme zu lösen. Der iranische Außenminister Manuschehr Mottaki erklärte laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna erneut, die USA müssten ihre Politik im Irak ändern und die "Realität" anerkennen. Dann könnten bilaterale Gespräche zum Erfolg führen.

Unmittelbar vor den Gesprächen der Diplomaten beider Länder hatte die iranische Regierung die USA beschuldigt, Spionagenetzwerke in Grenzgebieten zum Irak unterstützt zu haben. Der Iran habe mehrere Spionagegruppen enttarnt, die Sabotageakte in verschiedenen Landesteilen geplant hätten, sagte der für die USA zuständige Direktor im Außenministerium, Ahmad Sobhani, am Sonntag nach Angaben iranischer Staatsmedien. Das Ministerium habe in der Sache seinen "starken Protest" an die Schweizer Botschaft in Teheran übermittelt. Diese vertritt seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen die Interessen Washingtons im Iran.

Weitere Atomgespräche

Die US-Regierung wirft dem Iran ihrerseits vor, radikale Schiiten-Gruppen im Irak zu unterstützen. Die USA ließen vor den Gesprächen in Bagdad zwei Flugzeugträger zu einem Manöver im Persischen Golf auffahren.

Bei dem Treffen sollte es nicht um das umstrittene Atomprogramm des Iran gehen, sondern ausschließlich um die Sicherheitslage im Irak. Das hatten sowohl der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad als auch die USA vorab noch einmal betont. Wegen des Atomprogramms wollen der EU-Außenbeauftragte Javier Solana und der iranische Atomunterhändler Ali Laridschani am Donnerstag zusammentreffen. Die EU und die Vereinigten Staaten fürchten, dass die iranische Führung an Atomwaffen arbeitet. (stu)