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Erntehilfe per SMS

11. August 2009

Weltweit gibt es mehr als vier Milliarden Mobiltelefone. In Afrika werden diese Geräte immer beliebter - nicht nur zum Telefonieren. In Uganda helfen sie, ländliche Entwicklung zu fördern und Armut zu mindern.

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Männer und Frauen aus Uganda fotografieren mit dem Mobiltelefon Bananenstauden auf einer Bananenplantage.
Handys nützen der ugandischen LandwirtschaftBild: Barbara Gruber

Sieben Millionen Menschen in Uganda haben bereits ein Handy. Tendenz steigend! Eric Cantor von der Entwicklungsstiftung Grameen Foundation sieht darin eine Herausforderung. "Wir können soviel tun, um nicht nur das Telefonieren zu erleichtern, sondern auch den Menschen zu helfen, ihr Leben zu verbessern, zum Beispiel im Bereich Gesundheit, Landwirtschaft oder Bildung." Ihn fasziniert die Technik, aber eigentlich noch mehr die Frage, wie das Handy zur ländlichen Entwicklung beitragen kann.

Er und seine Mitstreiter haben in ganz Uganda mit vielen armen Bauern gesprochen. "Wir müssen herausfinden, wie wir das Mobiltelefon nutzen können, um einerseits Informationen zu liefern, und andererseits Informationen zu sammeln, die Geldgeber, Regierung und Privatwirtschaft benötigen, um diesen Menschen besser helfen zu können."

Ausbildung zum "Wissensvermittler"

Mit finanzieller Unterstützung der Bill und Melinda Gates Stiftung und vielen lokalen ugandischen Organisationen hat die Grameen Foundation auf dem Land mit lokalen Gemeindemitgliedern ein Netzwerk sogenannter Community Knowledge Worker aufgebaut.

Zwei Frauen und ein Mann aus Uganda stehen in einer Bananenplantage und haben in einer Hand einen bedrucktem Papierbogen auf einer DIN A 4 Schreibunterlage und in der anderen einen Stift. Sie sind TeilnehmerInnen eines Workshops im ländlichen Uganda.
Auch "Wissensvermittler" müssen lernen!Bild: Barbara Gruber

Ausgestattet mit neuesten Handys leiten sie wichtige landwirtschaftliche Informationen an die Bauern weiter und vernetzen sie mit Märkten. Gleichzeitig sammeln sie wichtige Informationen über die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung, zum Beispiel welche Probleme sie mit ihren Ernten haben.

Um keine Antwort verlegen

Gesammelt werden die vielen Fragen in einem Call-Center. Fiona ist eine von drei jungen Frauen, die dort arbeiten. Sie sitzt an einem Computer und recherchiert Anfragen im Internet. Ihr knallgelbes Telefon klingelt im Fünf-Minutentakt. In der Leitung sind die Community Knowledge Worker, die Fragen der Bauern weiterleiten.

Ein Anrufer möchte wissen, wann die Bananen-Welke-Krankheit zum ersten Mal in Uganda aufgetaucht ist und in welcher Region. "Wenn ich die Antwort weiß, hat der Anrufer die Antwort in zwei Minuten, wenn ich ein bisschen recherchieren muss, in etwa einer Viertel Stunde, und wenn ich nicht weiterkomme, leite ich die Frage an eine Landwirtschaftsexpertin weiter." Ein kurzer Blick in die Datenbank und Fiona hat die Antwort über die Bananenkrankheit.

Vor ländlichem Hintergrund in Uganda. Eine Person, im Anschnitt zu sehen, hält ein Mobiltelefon in der Hand. Das Mobiltelefon stellt den Bildmittelpunkt dar.
Recherche über das Handy: Anworten auf alle FragenBild: Barbara Gruber

Die Revolution der Kommunikation

Seit Kurzem gibt es noch eine weitere Variante, um die ugandischen Landbevölkerung über das Handy mit wichtigen Informationen zu versorgen. Zum Beispiel über Google SMS. Die Idee ist sehr einfach: Wenn man Auskünfte zum Thema Landwirtschaft oder Gesundheit möchte, tippt man seine Frage ins Handy und schickt sie per SMS an die Nummer 6001.

Fiona Lee hat diese Applikation für Google entwickelt. Es ist die beste Art ohne Internetzugang zu recherchieren, sagt Lee. "Die Nutzer können selbst entscheiden, welche Auskünfte sie über das Handy erhalten wollen. ‚Kann ich mich zum Beispiel beim Küssen mit HIV/AIDS infizieren, oder was mache ich, wenn meine Kuh Zecken hat?’ Einfach eine SMS schicken, und Google durchsucht diverse Datenbanken und schickt die beste Antwort zurück."

Vor dem Hintergrund einer auf der Erde liegenden unreifen Bananenstaude ist eine Hand zu sehen. die ei Mobiltelefon hält. Aufgenommen im ländlichen Uganda.
Das Mobiltelefon als Wegbereiter ländlicher Entwicklung in UgandaBild: Barbara Gruber

Das Handy - Retter aus der Not?

Der Zugang zu Information sei wichtig für den Entwicklungsprozess eines Landes, sagt Ugandas Informations- und Kommunikationsminister Aggrey Siryori Awori. Denn so seien die Bauern zukünftig in der Lage, relevante Auskünfte zum Thema Landwirtschaft oder Handel zu erhalten. Damit lässt sich eines der größten Probleme von Kleinbauern lösen - ihr schwieriger Zugang zu Märkten. Wenn Bauern nämlich die gängigen Marktpreise ihrer Produkte nicht kennen, werden sie häufig von Zwischenhändlern über’s Ohr gehauen.

Google und seine zahlreichen Partner hoffen, so den Bauern in armen und abgelegenen Regionen zu helfen. Doch noch stecken in Uganda die neuen Applikationen in den Kinderschuhen. Wenn sie sich landesweit durchsetzen, besteht kein Zweifel: das Mobiltelefon ist ein Erfolg versprechendes Instrument im Kampf gegen die Armut auf dem afrikanischen Kontinent.

Autorin: Barbara Gruber
Redaktion: Peter Koppen