1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Erneut Proteste für und gegen Corona-Politik

17. Januar 2022

Montagabend in Deutschland - abermals treibt die Corona-Pandemie Zehntausende Bürger auf die Straßen. Die meisten protestieren gegen die Vorgaben zum Schutz gegen das Coronavirus, viele andere verteidigen die Maßnahmen.

https://p.dw.com/p/45f8G
Deutschland, Rostock | Proteste gegen Corona-Maßnahmen
Ein Protest gegen Corona-Beschränkungen in RostockBild: Frank Hormann/dpa ZB/picture alliance

Wie an mehreren vorherigen Montagen haben am Abend in ganz Deutschland Zehntausende Menschen gegen Corona-Beschränkungen und die angedachte Impfpflicht demonstriert. Nach einer Schätzung, die auf Polizeiangaben beruht, waren es diesmal mehr als 70.000. Die Proteste wurden von einem großen Polizeiaufgebot und vielerorts von Gegendemonstrationen begleitet. Es kam zunächst nur vereinzelt zu Zwischenfällen. Mehrfach wurden Versammlungen aufgelöst, weil die Polizei keinen Versammlungsleiter feststellen konnte oder etwa gegen die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht verstoßen wurde.

In Berlin protestierten nach Angaben der Polizei tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen. Bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor war auf Transparenten zu lesen: "Geimpfte und Ungeimpfte gegen die Impfpflicht". Nur wenige Menschen trugen Masken. Aus einem Lautsprecher-Wagen tönte: "Merkel, Spahn, Steinmeier, Drosten in den Knast". Vor dem Hauptstadtstudio des Zweiten Deutschen Fernsehens stoppte der Zug für eine Zwischenkundgebung. Ein Redner sprach von "Lügenpresse" und beschimpfte die deutschen Medien, die "gleichgeschaltet" seien wie 1933. In jenem Jahr hatte Adolf Hitler im Deutschen Reich die Macht ergriffen.

Deutschland, Berlin | Proteste gegen Corona-Maßnahmen
Demonstranten halten ein Banner mit der Aufschrift: "Wer in der Demokratie schläft wacht in der Diktatur auf!"Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Pro und Contra in Köln

In der Kölner Innenstadt trafen am Abend je rund 1000 Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen und Teilnehmer einer Gegendemonstration unter dem Motto "Köln ist solidarisch" aufeinander. Die Gegner der Corona-Maßnahmen hatten ihre Versammlung erneut als "Spaziergang" angekündigt. Im Aufruf zur Gegendemonstration hieß es: "Wir zeigen, dass Köln solidarisch ist und sich klar von rechten Verschwörungserzählungen abgrenzt." Die unterschiedlichen Lager hätten "lautstark ihre Meinungen ausgetauscht", sagte ein Polizeisprecher. Es habe aber keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben.

Deutschland, Köln | Gegenprotest zu Demos gegen Corona-Maßnahmen
Impf-Befürworter gehen in Köln auf die Straßen Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Gegenveranstaltungen zu Montags-"Spaziergängen" gab es laut Polizei auch in Duisburg und Paderborn: In Paderborn hätten etwa 250 Menschen gegen einen Aufzug von etwa 850 Corona-Maßnahmen-Gegnern protestiert. In Duisburg waren es bis zum frühen Abend etwa 500 Gegner der Corona-Maßnahmen und 55 Gegendemonstranten. Einige Gegner der Corona-Maßnahmen hätten gegen die Maskenpflicht verstoßen. Gegen sie seien Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden, teilte die Duisburger Polizei mit. In Dortmund wuchs die Zahl der Corona-"Spaziergänger" am Abend auf rund 1400 an.

Starke Beteiligung in Thüringen

In Thüringen beteiligten sich nach Angaben der Landespolizeidirektion an zahlreichen Orten mehr als 21.000 Menschen an Versammlungen. Hohe Teilnehmerzahlen meldete die Polizei auch aus Baden-Württemberg. In Rottweil nahmen etwa 1400 Demonstranten an einem nicht angemeldeten Zug durch die Stadt teil.

In Mecklenburg-Vorpommern heizte sich in der Rostocker Innenstadt die Stimmung nach einer Versammlungsauflösung auf, an zwei Kreuzungen fuhr die Polizei mit Wasserwerfern auf. Die Demonstranten wurden eingekesselt. Schätzungsweise ein Dutzend Störer wurde von Polizisten festgenommen. Auf dem Greifswalder Markt stellten Bürger mehr als 1500 Kerzen zum Gedenken an die Corona-Toten im Nordosten auf. "Wir wollen zeigen, dass Corona Realität ist", sagte Michael Steiger vom Bündnis "Greifswald für Alle".

Polizei in Cottbus greift durch

Im brandenburgischen Cottbus löste die Polizei eine Demonstration mit rund 1500 Teilnehmern mangels Versammlungsleiter auf. In einem Fall musste die Polizei nach eigenen Angaben wegen Widerstands Reizgas einsetzen.

In Sachsen hatte die rechtsextreme Kleinstpartei "Freie Sachsen" in mehr als 150 Kommunen zu Protesten gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen. In der Bautzener Innenstadt versammelten sich nach Polizeiangaben rund 650 Menschen, in Freiberg und Radebeul bis zu 1000. An einem Autokorso von Dresden nach Meißen beteiligten sich Menschen mit etwa 100 Fahrzeugen.

kle/wa (dpa, epd)