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Ermittlungen nach Briefbomben aus Athen

3. November 2010

Griechenland hat den internationalen Kurierdienst für 48 Stunden eingestellt. Zuvor waren mindestens zwölf Brief- oder Paketbomben in Athen und ins Ausland verschickt worden. Adressatin war auch Bundeskanzlerin Merkel.

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Das Bundeskanzleramt in Berlin, davor geht ein Polizist (Foto: AP)
Ein Bombenpaket war ans Bundeskanzleramt adressiertBild: DAPD
Das Griechische Parlamentsgebäude von außen, davor Polizisten (Foto: AP)
Auch in Athen wurden Bomben entschärftBild: AP

"Wir verurteilen es aufs Schärfste und widersetzen uns unerbittlich jedem, der mit Terroraktionen und Gewalt versucht, dem sozialen Frieden und dem Bild des Landes im Ausland zu schaden", mit diesen deutlichen Worten verurteile Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou die Anschlagsversuche der letzten Tage. Seit Mittwochfrüh (03.11.2010) haben die griechischen Behörden sogar für 48 Stunden den internationalen Luftfrachtverkehr gestoppt.

Zwei Festnahmen in Athen

Eine Eskorte von vermummten Polizisten begleitet den Terrorverdächtigen Gerasimos Tsakalos (M.) (Foto: AP)
Der Verdächtige Gerasimos Tsakalos (M.) wird abgeführtBild: AP

Damit sollen weitere Anschlagsversuche unterbunden werden. Zudem wird mit Hochdruck untersucht, wer hinter den Terrorakten steckt. Die Vermutung geht dahin, dass eine linksanarchistische Gruppe die explosiven Brief- und Paketsendungen gefertigt und an Botschaften, Regierungschefs und europäische Einrichtungen verschickt hat.

Zwei Verdächtige konnten festgenommen werden. Sie hatten zwei Bomben bei sich, die sie an die belgische Botschaft in Athen und an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy schicken wollten. Die Polizei verdächtigt einen der festgenommenen Männer, der anarchistischen Gruppierung "Verschwörung der Zellen des Feuers" anzugehören, der Dutzende Brand- und Bombenanschläge in den vergangenen beiden Jahren zur Last gelegt werden. Als weiteren Schritt veröffentlichte die Polizei in Athen Fotos von fünf Verdächtigen.

Feuer in Bologna

Zuletzt wurden am Dienstagabend auf dem Athener Flughafen zwei Briefbomben entschärft. Sie waren an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg und an Europol in Den Haag adressiert. Ebenfalls noch am späten Dienstagabend war ein an den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gerichtetes Paket auf dem Flughafen von Bologna entdeckt worden. Eine Maschine des privaten Kurierdienstes TNT, die aus Athen in Richtung Paris unterwegs war, war in Bologna zwischengelandet, nachdem die griechische Polizei die italienischen Behörden gewarnt hatte.

Berichten der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge, versuchten die Sicherheitskräfte, das verdächtige Paket zu kontrollieren. Dabei habe es Feuer gefangen, verletzt wurde jedoch niemand. Die Überreste des Pakets würden jetzt analysiert. Der Flughafen wurde vorübergehend geschlossen, sieben Flüge wurden umgeleitet.

Im Kanzleramt war am Dienstag ein Päckchen mit Sprengstoff entschärft worden. Es war als Büchersendung getarnt und an Merkel adressiert. Klar ist, dass es aus Griechenland stammte. Die deutsche Regierung sieht einen Zusammenhang mit der Briefbomben-Serie in Athen, aber nicht zu den entdeckten Luftfracht-Bomben aus dem Jemen.

Sicherheitslücken sollen geschlossen werden

Angela Merkel (M.) verlässt das Bundeskanzleramt (Foto: AP)
Konsequenzen kündigte Angela Merkel anBild: AP

Bundeskanzlerin Angela Merkel will mögliche Sicherheitslücken beim Luftfracht-Transport schnellstmöglich schließen. "Dieser Vorfall und auch das Problem, das wir gerade im Bundeskanzleramt mit einem verdächtigen Paket hatten, müssen Anlass sein, die Kontrollen für Frachtgüter innerhalb Europas, mit den Vereinigten Staaten und dann möglichst weltweit besser abzustimmen", sagte Merkel der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochausgabe).

Nach den jüngsten Paketbomben-Funden sowohl im Kanzleramt als auch in Dubai und Großbritannien müsse gehandelt werden. "Es geht vordringlich darum, weltweit strengere Kontrollen durchzusetzen, um Terroranschlägen vorzubeugen", erklärte die Kanzlerin. Die neuen Fälle zeigten allerdings auch, dass die internationale Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte funktioniere. "Der Terrorismus lässt sich nur wirksam bekämpfen, wenn wir weltweit die Kräfte bündeln." Merkel stellte die gute internationale Zusammenarbeit und die Arbeit der deutschen Sicherheitsbehörden in den Vordergrund. Mehrfach konnten so Anschläge vereitelt werden. "Trotzdem will ich nichts beschönigen - die Gefahr existiert. Jeder Einzelne ist zur Wachsamkeit aufgerufen", betonte Merkel.

Kritik aus der Logistikbranche

Gegen eine mögliche Verschärfung der Luftfracht-Kontrolle wehrt sich die Logistikbranche in Deutschland. Vor allem die Überlegung, die Kontrolle bei der Bundespolizei zu bündeln, stößt auf Kritik: "Wir halten das für unnötig", sagte Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK), der "Financial Times Deutschland" (FTD). Man habe schon "maximale Sicherheitsauflagen".

Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Eleonore Uhlich

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