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Ermittler fördern immer mehr Details zutage

16. November 2015

Nach den Pariser Anschlägen verfolgt die französische Polizei eine heiße Spur nach Belgien. Gleichzeitig bleiben noch viele wichtige Fragen ungeklärt. Eine Zusammenfassung der neuesten Erkenntnisse.

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Französische Ermittler an einem der Anschlagsorte in Paris
Ermittler sichern Spuren vor dem Café Comptoir Voltaire in ParisBild: picture-alliance/dpa

Rund 48 Stunden nach den verheerenden Anschlägen mit mindestens 129 Toten können die französischen Ermittlungsbehörden mittlerweile zahlreiche Details der Geschehnisse vom Freitagabend präsentieren. So gilt mittlerweile als gesichert, dass die Attacken von insgesamt drei Terrorkommandos verübt wurden. Sie schlugen koordiniert an sechs Orten in der Hauptstadt und im Vorort Saint-Denis zu. Dabei benutzten sie Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow und trugen identische Sprengstoffwesten.

Als sicher gilt auch, dass sieben der Angreifer starben. Sechs zündeten den am Körper angebrachten Sprengstoff, einer wurde erschossen. Die Identität aller Toten ist allerdings noch nicht geklärt. Identifiziert wurde bislang ein 29-jähriger Franzose, der den Behörden nicht nur wegen mehrfacher Vorstrafen, sondern auch wegen seiner Radikalisierung bekannt war. Er fiel aber bisher nicht im Zusammenhang mit Terrornetzwerken auf.

Verbindungen nach Belgien

Zwei weitere Attentäter sollen Franzosen mit Wohnsitz in Brüssel gewesen sein, bei einem weiteren Angreifer wurde ein syrischer Pass gefunden. Noch ist allerdings nicht geklärt, ob das Dokument echt oder gefälsch ist. Nach griechischen Angaben wurde der Besitzer des Ausweises am 3. Oktober als Flüchtling in Griechenland registriert. Der 25-Jährige soll dann vier Tage später in Serbien eingetroffen sein. Allerdings konnte der Tote noch nicht eindeutig anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert werden. Nach Medieninformationen aus Polizeikreisen soll auch ein zweiter syrischer Staatsbürger unter den Attentätern sein. Hierzu gibt es noch keine offizielle Bestätigung.

Belgische Polizisten bei der Festnahme von Verdächtigen in Brüssel (Foto: dpa)
Belgische Polizisten bei der Festnahme von Verdächtigen in BrüsselBild: picture-alliance/dpa/O. Hoslet

Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass die sieben getöteten Attentäter den Angriff nicht alleine verübt haben. Dabei führen mehrere Spuren nach Belgien. Die belgische Polizei durchsuchte am Samstagabend im Brüsseler Stadtteil Molenbeek mehrere Wohnungen und nahm sieben Menschen fest. Einer der Festgenommenen soll am Freitagabend in Paris gewesen sein.

Fahndung nach Komplizen

Zudem wurde ein aus Brüssel stammender Bruder eines Attentäters international zur Fahndung ausgeschrieben. Er soll zusammen mit zwei weiteren Brüdern an der Vorbereitung der Anschläge beteiligt gewesen sein. Die Bürgermeisterin von Molenbeek, Francoise Schepmans, sprach von einem "Netzwerk" in dem Stadtteil. In den vergangenen Jahren waren Einwohner des Viertels bereits wiederholt in islamistische Anschläge verwickelt.

Fahndungsfoto des Belgiers Abdeslam Salah (Foto: dpa)
Der international zur Fahndung ausgeschriebene mutmaßliche Komplize stammt aus BelgienBild: picture-alliance/dpa/Police Nationale

Als Drahtzieher der Angriffe gilt die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Zwar konnte das im Internet veröffentlichte Bekennerschreiben der Organisation nicht verifiziert werden, doch vieles spricht dafür, dass der IS hinter den Anschlägen steckt. Augenzeugen berichten, dass die Angreifer bei ihrem Angriff auf den Musikclub "Bataclan" "Allah ist groß" gerufen und ihre Taten mit der aktuellen Situation in Syrien und im Irak begründet hätten. In beiden Ländern fliegt Frankreich Luftangriffe gegen den IS.

Viele offene Fragen

Noch ist unklar, ob durch nicht ermittelte Attentäter noch akute Gefahr besteht. Auch die Vernetzung der Täter untereinander ist noch nicht geklärt. In welcher Verbindung standen sie zueinander, wie organisierten sie sich? Und warum trug einer der mutmaßlichen aus Syrien stammenden Attentäter einen Pass bei sich? Rätsel gibt auch ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche bei einer Routinekontrolle in Oberbayern aufgegriffen wurde. Die Polizisten fanden damals in seinem Wagen Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff. Der Mann bestätigte, dass er nach Paris wollte, bestritt aber jede Kenntnis von den Waffen und erklärte, er habe lediglich den Eiffelturm sehen wollen.

djo/cr (afp, dpa, rtr)