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Erdogan begeistert Türken in Deutschland

27. Februar 2011

Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat den in Deutschland lebenden Türken die Unterstützung und den Schutz der Türkei zugesichert. Er wurde bei seiner Rede in Düsseldorf von seinen Landsleuten gefeiert.

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Türkischer Ministerpräsident Erdogan am Rednerpult in Düsseldorf (Foto: dapd)
Erdogan sprach sich für Integration, aber gegen Assimilation ausBild: dapd

Zu Beginn seines Deutschlandbesuchs hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag (27.02.2011) in Düsseldorf rund 10.000 Türken und Türkischstämmige um sich versammelt, und seine Rede stieß beim Publikum auf große Begeisterung.

Türken und Türkischstämmige in Düsseldorf schwenken jubelnd türkische Fahnen (Foto: dapd)
Viel Zuspruch für "ihren" Ministerpräsidenten von Türken in DüsseldorfBild: dapd

Der konservativ-islamische Politiker rief seine Landsleute dazu auf, sich in Deutschland zu integrieren. "Ich möchte, dass jeder Deutsch lernt und die beste Ausbildung bekommt", sagte Erdogan. "Ich möchte, dass Türken auf allen Ebenen in Deutschland vertreten sind - in der Verwaltung, der Politik und der Zivilgesellschaft."

Zugleich wandte sich der türkische Ministerpräsident, wie schon bei einem Deutschland-Besuch vor drei Jahren, gegen eine Assimilierung der hierzulande lebenden Türken. "Ja zur Integration, nein zur Assimilierung. Niemand kann uns unsere Kultur wegnehmen", so Erdogan.

Mit Blick auf die Evakuierung von Zehntausenden Türken aus Libyen sagte der türkische Ministerpräsident: "Auch sie sind unter der Garantie eines großen Staates, der Türkischen Republik. Wir sind mit all unseren Möglichkeiten da und unterstützen sie, schützen sie."

Brüssel-Besuch wegen Beerdigung Erbakans abgesagt

Seinen Besuch in Brüssel bei der Europäischen Union hat der türkische Regierungschef abgesagt. Ein Sprecher von Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte am Sonntag, man werde versuchen, einen neuen Termin in den folgenden Tagen zu vereinbaren.

Als Grund für Erdogans Absage wurde der Tod des früheren türkischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan genannt. Erdogan wolle an dessen Beerdigung am Dienstag teilnehmen. Erbakan war am Sonntag im Alter von 85 Jahren an Herzversagen gestorben. Er galt als Begründer des modernen türkischen Islamismus. In den 1990er Jahren wurde er der erste islamistische Regierungschef in der modernen Türkei. Offiziell sind in dem Land Religion und Politik getrennt.

Treffen mit Merkel soll stattfinden

Besucher einer Veranstaltung mit dem türkischen Ministerpraesidenten Recep Tayyip Erdogan in Düsseldorf (Foto: dapd)
Vor rund 10.000 Landsleuten sprach Erdogan in DüsseldorfBild: dapd

Sein für Montag geplantes Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel werde aber stattfinden, sagte Erdogan bei seiner Rede in Düsseldorf. Geplant ist, dass er gemeinsam mit Merkel in Hannover die IT-Messe Cebit eröffnet. Beide wollen bei der Eröffnungsveranstaltung am Montagabend eine Rede halten, danach soll es bilaterale Gespräche geben.

Der Deutschland-Besuch Erdogans hatte im Vorfeld eine neue Diskussion über einen möglichen EU-Beitritt der Türkei entfacht. Der türkische Ministerpräsident beklagte Diskriminierung bei den Beitrittsverhandlungen. In einem am Samstag in der "Rheinischen Post" erschienenen Interview forderte Erdogan von Kanzlerin Merkel einen Kurswechsel und mehr Unterstützung bei den Verhandlungen.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder verlangte dagegen, die EU müsse die Beitrittsverhandlungen stoppen, solange die Türkei nicht die volle Religionsfreiheit gewährleiste.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, dapd, rtr, afp, epd)
Redaktion: Thomas Grimmer