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Endlich Astronaut!

26. November 2010

Alexander Gerst gehört nach erfolgreicher Grundausbildung zum offiziellen Astronautenkorps der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Ein ambitioniertes Zukunfts-Ziel hat der 34-Jährige: Er würde gerne zum Mars fliegen.

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Der deutsche Astronaut Alexander Gerst von der European Space Agency (ESA) (Bild: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD.DE: Herr Gerst, zählen Sie schon manchmal den Countdown und sehen dabei den Start der Raumfähre im Geiste vor Augen?

Alexander Gerst: Soweit will ich noch nicht in die Zukunft schauen. Im Moment konzentriere ich mich eher auf mein Training. Wir haben gerade die Grundausbildung unseres Astronautentrainings abgeschlossen. Aber es geht natürlich weiter: Ich werde als nächstes meine Flugausbildung beginnen und weiter für Außeneinsätze im Weltraum in einem großen Pool in Houston trainieren.

Wie sah die Grundausbildung aus?

Die meiste Zeit haben wir tatsächlich die Schulbank gedrückt. Wir haben Physik, Biologie und Medizin gelernt, aber auch wie man eine Rakete baut, wie ein Raumschiff aufgebaut ist und welche Systeme es auf der Raumstation gibt. In der Orbitalmechanik ging es darum, wie sich die Raumstation in der Umlaufbahn verhält und wie man die Umlaufbahn ändern kann.

Auf unserem Stundenplan stand auch Russisch. Das müssen wir lernen, um mit unseren russischen Kollegen zu kommunizieren. Denn ab dem nächsten Jahr werden wir nur noch mit der Sojus-Kapsel (Anmerkung der Redaktion: russisches Zubringer-Raumschiff zur Internationalen Raumstation ISS) in den Weltraum fliegen können und dann spricht man mit der Bodenkontrolle natürlich Russisch.

Und natürlich hatte meine Ausbildung auch sehr viele praktische Teile. In Medizin lernen wir beispielsweise, wie man Wunden näht oder Infusionen setzt. Wir haben auch vier Stunden Sport pro Woche. Dann tauchen wir in einem großen Tauchbecken, um uns auf die Außeneinsätze vorzubereiten. Oder wir trainieren mit einem simulierten Roboterarm, der dem an der Raumstation ähnelt. Wir haben auch schon Parabelflüge durchgeführt, um uns ein bisschen an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen. Das hat mir am meisten Spaß gemacht.

Sie werden damit wohl zum Allrounder ausgebildet. Wollten Sie überhaupt jemals etwas anderes als Astronaut werden?

Es war tatsächlich immer mein Traum, Astronaut zu werden. Als Kind war ich sehr neugierig und habe mich für alles interessiert: Für Vulkane, Erdbeben oder Stürme. Als gelernter Geophysiker hat es mir auch Spaß gemacht, die Erde hier unten zu erforschen. Gerade auf meinem Spezialgebiet, der Vulkanologie, gibt es noch viel zu entdecken, weil das noch eine sehr junge Wissenschaft ist.

Nun haben Sie die Eignungsprüfung bestanden. Welche Eigenschaften bringen Sie mit für die Arbeit eines Astronauten?

Es ist wichtig, dass man immer das tut, was einem Spaß macht. Dann ist man automatisch gut darin und das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Astronaut zu werden. Was man vorher genau gemacht hat, ist gar nicht so wichtig. Das habe ich auch bei der Auswahl der ESA gesehen: Da gab es Leute, die als Piloten, Ingenieure, Wissenschaftler oder auch als Ärzte eingestiegen sind.

Traumziel Mars!

Ich habe gehört, dass es Ihnen am meisten Spaß machen würde, mal auf dem Mars zu landen. Warum?

Wir sollten als Gesellschaft diesen mutigen Schritt tun und uns auf Entdeckungsreise begeben. Der Mars kann viele wichtige Fragen für uns beantworten. Wir wissen ja bereits, dass der Mars der Erde einmal sehr ähnlich war und jetzt wüst und leer ist. Wir könnten beispielsweise lernen, wie wir verhindern, dass die Erde genauso endet wie der Mars. Oder wir könnten herausfinden, ob es vielleicht noch Leben im All gibt.

Glauben Sie an Leben auf dem Mars?

Im Moment haben wir wirklich keine Ahnung, ob es so ist. Wir wissen, dass der Mars einmal Lebensbedingungen geboten hat, die mit der Existenz von Leben konsistent sind. Wir können es wirklich nur dadurch herausfinden, dass wir hinfliegen.

Das Gespräch führte Karin Jäger
Redaktion: Judith Hartl