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Einzigartiges Frosch-Eldorado entdeckt

Ulrike Wolpers5. Mai 2009
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Internationales Forscherteam entdeckt mehr als 130 neue Froscharten auf Madagaskar
Neu, schön und geheimnisvoll. Dieses Fröschchen wurde in die Gattung Boophis sortiert.Bild: Vences/TU Braunschweig

Mindestens 130, vielleicht sogar mehr als 200 unbekannte Arten madagassischer Frösche haben Wissenschaftler eines internationalen Forscherteams unter deutscher Führung entdeckt. Zum Vergleich: In Deutschland leben gerade einmal 20 bis 22 Arten von Fröschen und Schwanzlurchen.

Damit hatte auch Prof. Miguel Vences nicht gerechnet, in dessen Arbeitsgruppe an der Technischen Universität Braunschweig, die vielen unbekannten Frösche untersucht wurden. "Viele Menschen glauben, dass wir schon längst wissen, welche Tier- und Pflanzenarten auf unserer Erde leben. Dabei hat das Jahrhundert der Entdeckungen gerade erst begonnen - die meisten Arten warten noch darauf, beschrieben und wissenschaftlich benannt zu werden."

Internationales Forscherteam entdeckt mehr als 130 neue Froscharten auf Madagaskar
Mal was anderes als Braunschweig: Prof. Miguel Vences bei der Arbeit auf Madagaskar.Bild: Vences/TU Braunschweig

In einer bislang beispiellosen Froschjagd hatten die Forscher die entlegendsten Winkel der Insel durchforstet, rund 3000 Frösche und deren Kaulquappen gesammelt und das Amphibien-Erbmaterial analysiert. Die Ergebnisse, die in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA) veröffentlicht werden, sind auch für den Naturschutz von hoher Bedeutung. Viele der neuen Amphibien-Arten sind nur aus sehr kleinen Waldgebieten in Madagaskar bekannt, die bislang nicht unter Schutz stehen.

Obwohl Madagaskar eines der ärmsten Länder der Welt ist, hatte es in den letzten Jahren vorbildliche Anstrengungen unternommen, seine einzigartige Natur zu schützen. Doch der Schutz der Regenwälder ist nicht mehr gewährleistet, seit Präsident Marc Ravalomanana Anfang des Jahres durch einen Militätputsch aus dem Amt vertrieben wurde. Selbst aus Nationalparks wie dem Marojejy-Gebirge im Norden Madagaskars werden großflächige Abholzungen gemeldet. Durch die Unruhen ist zudem der Ökotourismus, eine wichtige Einnahmequelle für das Land, weitgehend eingebrochen.

Geschützte Gebiete sind nun wieder steigendem Druck durch Tierschmuggel und Brandrodung ausgesetzt - schlechte Aussichten für die einzigartige Tierwelt der Insel. Ob Ratten-Kängurus, Feuchtnasenaffen (Lemuren), Borstenigel oder Frettkatzen - 95 Prozent der Tierarten sind endemisch, kommen also nur auf Madagaskar vor. Dieser extrem hohe Grad von Endemismus bildete sich aus, nachdem sich die Insel vor gut 100 Millionen Jahren durch Verschiebung der Erdplatten vom afrikanischen Kontinent trennte.