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Einreisestopp für Erntehelfer

25. März 2020

Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hat die Bundesregierung die Einreisebestimmungen weiter verschärft. Für Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer gilt nun ein Einreiseverbot.

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Deutschland Arbeitsmarkt Spargelernte in Brandenburg Ausländer
Bild: picture-alliance/dpa

Wegen der Corona-Krise können Erntehelfer und Saisonarbeiter aus Osteuropa seit Mittwochnachmittag (17.00 Uhr MEZ) nicht mehr nach Deutschland einreisen, um in der Landwirtschaft zu arbeiten. Die Regelung gelte bis auf Weiteres, erklärte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter, in Berlin. Die Einreisebeschränkungen dienten dazu, Infektionsgefahren so weit wie möglich zu minimieren, erklärte Alter. Es gebe gegenwärtig zahlreiche Überlegungen, wie der Ausfall der Arbeitskräfte kompensiert werden könne. Einzelheiten könne er aber noch nicht nennen, sagte der Sprecher. Pflegekräfte seien noch nicht betroffen, fügte er hinzu.

Die meisten der normalerweise knapp 300.000 Saisonarbeitskräfte auf deutschen Feldern kommen aus Rumänien und Polen. Vor allem die Helfer aus Südosteuropa kommen jedoch schon seit Tagen nicht mehr über die Grenzen Österreichs und Ungarns.

Durch die Regelung solle die Infektionsgefahr im grenzüberschreitenden Verkehr minimiert werden. Das Einreiseverbot sei mit Folgefragen verbunden, die noch in den zuständigen Ressorts geprüft würden. Zum möglichen Einsatz von Asylbewerbern als Erntehelfern gebe es derzeit vielfältige Überlegungen, so der Sprecher weiter.

Auch Schweiz und Österreich machen dicht

Der Deutsche Bauernverband forderte, der Einreisestopp müsse so kurz wie möglich gehalten werden. "Das Einreiseverbot für unsere Saisonarbeitskräfte trifft unsere Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart", erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Insbesondere unsere Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe, die auch Teil der kritischen Infrastruktur sind, brauchen dringend Arbeitskräfte."

Mit seinem harten Vorgehen steht Deutschland allerdings nicht allein da. Auch andere Regierungen ziehen mit. In der Schweiz müssen Saisonarbeiter mittlerweile über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügen, um arbeiten zu dürfen. Bauernverbände fürchten daher um die 33.000 Ausländer, die jedes Jahr auf den Feldern des Landes arbeiten.

Auch in Österreich bemüht sich die Regierung darum, Ersatz für die ausbleibenden Erntehelfer zu finden. Ähnlich wie in Deutschland wurde dazu ein Online-Portal lanciert, bei dem sich unter anderem Leiharbeiter melden können, die wegen der Corona-Krise ihre Jobs verloren haben.

Abhilfe durch Jobportal?

Auf Skepsis stoßen bei den Landwirten die Pläne von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Arbeitskräfte aus der Gastronomie, Arbeitslose oder Flüchtlinge auf den Feldern einzusetzen. Die Idee sei nicht sinnvoll, findet der Landwirt Thomas Syring, der in der Spargelstadt Beelitz bei Berlin auf 900 Hektar das beliebte Gemüse anbaut. Die Tätigkeit müsse lange erlernt werden, die Arbeiter bräuchten Erfahrung. Hinzu komme noch etwas anderes: "Das ist eine schwere Arbeit, es ist kalt, es ist draußen. Für eine rumänische oder eine polnische Kraft brauche ich fünf Deutsche."

Ministerin Klöckner hingegen blieb optimistisch und verwies auf ein Vermittlungsportal für Erntehelfer, das gerade online gegangen sei. Das Jobportal sei "schon am ersten Tag überrannt worden", sagte sie dem Regionalsender SWR. Bis Dienstagabend hätten sich mehr als 16.000 Menschen gemeldet, die in der Landwirtschaft aushelfen wollten. Sie werte das als "tolles Zeichen, wie auch Gesellschaft zusammenhält", sagte die Ministerin.

hb/ul (afp, kna, epd)