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Einig im Ziel, zerstritten über den Weg

Peter Philipp13. August 2002

Die Bilanz der Gespräche zwischen der US-Regierung und irakischen Oppositionsgruppen erscheint so widersprüchlich wie das Ziel dieser uneinigen Opposition: Sie will vereint für eine bessere Zukunft ihrer Heimat kämpfen.

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Vielstimmiger Chor: Irakische Oppositionelle in WashingtonBild: AP

Während Washington sich darum bemüht, die Oppositionsgruppen zu einer Kooperation bei einem Angriff auf das Regime Saddam Husseins zu bewegen, erklären die Exil-Iraker, sie hätten Washington zur Befreiung ihrer Heimat aufgefordert und sie seien bereit, vereint dabei zu helfen. Genau dies aber ist von der irakischen Opposition nur schwer zu erwarten, denn sie war bisher zerstritten und unfähig, gemeinsame Strategien zum Sturz Saddams zu erarbeiten – das einzige Ziel, auf das diese Gruppen sich wenigstens noch einigen könnten.

Die Dachorganisation – der von der CIA gegründete und finanzierte "Irakische National Kongress" (INC) residiert in London und ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten, weil einige ihrer Führer in Korruptionsskandale verwickelt waren, auch weil einige der CIA-Gelder in dunklen Kanälen verschwanden. Eine Splittergruppe – die "INA" ("Irakische Nationale Einheit") setzt sich überwiegend aus ehemaligen Offizieren zusammen, ihr Einfluss auf das Militär im Irak dürfte aber unbedeutend sein.


Erreichtes bewahren

Straßenszene in Bagdad
In Bagdad geht das Leben seinen gewohnten GangBild: AP

Im Nordirak residieren zwei kurdische Gruppen – angeführt von Massud Barzani ("Demokratische Partei Kurdistans") und Jalal Talabani ("Patriotische Union Kurdistans"), die unter dem Schutz der alliierten Flugverbotszonen einen florierenden Fast-Staat aufgebaut haben und denen man nachsagt, dass sie mehr an der Aufrechterhaltung des status quo interessiert seien, um das Erreichte nicht zu gefährden.

Im Süden des Landes sind die Schiiten stark, die landesweit fast ein Viertel der Bevölkerung ausmachen und im sumpfigen Grenzgebniet zum Iran ihren Widerstand gegen das Regime Saddam Husseins nie aufgegeben haben. Die schiitische Gruppe ("Oberster Rat für eine Islamische Revolution") ist offen mit der iranischen Führung liiert und ihre Teilnahme an den Washingtoner Gesprächen dürfte von einigem amerikanischen Misstrauen verfolgt werden. Wie auch ihr Angebot, Tausende von Bewaffneten im Kampf gegen Saddam zur Verfügung zu stellen.


Ohne die Kommunisten

Eine letzte, unbedeutende Gruppe schließlich sind die Royalisten. Sie haben sich unter der Führung eines Cousins des 1958 ermordeten letzten irakischen Königs Faisal bereits als Helfer zum Umsturz angeboten. Wie auch im Fall der iranischen Royalisten, die unter der Führung des Schah-Sohns Reza agieren, werden diese aber von den USA kaum ernstgenommen. Andere Exilgruppen – etwa die in London beheimateten Kommunisten – sind gar nicht erst an den Washingtoner Gesprächen beteiligt. Obwohl in scharfem Widerspruch zu Saddam, lehnen sie einen Angriff im Irak ab.

Einig sind sich die Exilgruppen nur in einem Punkt: Saddam Husseins Herrschaft muss beendet werden. Schon über den Weg dahin aber herrscht Unklarheit, erst recht über das "Was kommt danach?". Jede dieser Gruppen betrachtet sich als legitimen Anwärter für die Machtübernahme und jede würde der anderen diesen Anspruch notfalls mit Gewalt streitig machen.

Und so dachte in Washington sicher auch jede Delegation an etwas anderes, als die Gastgeber ihnen erklärten, der Irak nach Saddam müsse ein demokratisches und freies Land werden. Immerhin aber schälte sich dabei eine zweite Übereinstimmung heraus: Es könne nur Aufgabe der Amerikaner sein, Saddam zu stürzen.