Eine Höllenfahrt
Freiwillig macht niemand eine Reise in die Hölle. Wer dort jedoch bereits schmort, setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um wieder rauszukommen. Die Kenntnis höllischer Redewendungen mag dabei helfen.
Die Küche ist das bekannteste „Zimmer“ in des Teufels „Wohnung“, der Hölle. Sagt man von einem, er sei „in Teufels Küche geraten“, so weiß weder ein noch aus wissen umgangssprachlich für: keine Hoffnung mehr haben; ratlos sein der offensichtlich weder ein noch aus weder ein noch aus wissen umgangssprachlich für: keine Hoffnung mehr haben; ratlos sein .
Hier kocht der Chef
Was aber ist in Teufels Küche so schlimm? Wir kennen den Speiseplan nicht. Was wir dank des Volksmunds aber wissen, ist: „In der Not frisst der Teufel Fliegen. In der Not frisst der Teufel Fliegen redensartlich für: in einer unangenehmen Situation etwas tun, das man sonst nicht tun würde “ Gibt es in der Hölle denn Fliegen? Oder gab es welche und nun nicht mehr, weil der Teufel sie fraß, aus Not? Nebenbei: Im Paradies sollen Milch und Honig fließen. Auch nicht so toll. Dann wäre da ja alles verklebt, igitt!
Verklebt darf man sich auch die Hölle vorstellen. Sie besteht laut volkstümlicher Vorstellung aus brennendem Pech und Schwefel. Und die halten zusammen. Im heutigen Sprachgebrauch ist das positiv gemeint. Wer „wie Pech und Schwefel zusammenhält“, ist eng befreundet. Im Mittelalter stand das Pech uneingeschränkt für das Böse, das Schwarze, das Teuflische. Unter Höllenqualen stellte man sich damals vor, dass man heißes Pech in den Rachen Rachen, - (m.) der innere Teil des Halses, der am Ende der Mundhöhle beginnt; auch: der Schlund gekippt etwas in etwas kippen etwas z. B. aus einem Gefäß in ein anderes Gefäß schütten bekommt. Dann lieber Fliegen!
Lautstärke und „Warmmiete“
Eine weitere Qual verbirgt sich hinter der Wendung „Die Hölle ist los!“ Dann spricht man auch vom „Höllenspektakel Höllenspektakel, - (n.) umgangssprachlich für: sehr großer Lärm “ oder „Höllenlärm“. Das alles klingt eher unbehaglich: schwefeliger Gestank, Klebrigkeit, und laut ist es also auch noch. Immerhin: die Wohnung ist immer gut geheizt. Dagegen spricht nur scheinbar die Wendung: „Ich mache dir die Hölle heiß.“ Verdeutlicht wird so vielmehr, dass auch die unerträglichste Situation noch unerträglicher zu gestalten ist.
Der Teufel – auch „Beelzebub“, „der Leibhaftige“ oder „Luzifer“ genannt – wohnt indes nicht allein. Mit ihm in Wohngemeinschaft soll – Märchen zufolge – seine Oma leben, Teufels Großmutter. Selbstverständlich wohnen dort auch die Verdammten. Namen nennen wir keine, aber es sind viele: „Wenn einer Höllenpförtner wäre, er hätte ganz schön was zu schließen“, meint Shakespeare im „Macbeth“. George Bernard Shaw George Bernard Shaw irischer Dramatiker (gestorben 1950) wird konkreter: „Die Hölle ist voll von Amateurmusikern.“
Einfahrt und Ausfahrt
Amateure? Menschen, die etwas gerne tun? In der Hölle? „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert gepflastert hier: umgangssprachlich für: so, dass sehr viel von etwas vorhanden ist “, so lästerte 1775 Samuel Johnson Samuel Johnson englischer Gelehrter, Schriftsteller, Dichter (gestorben 1784) . Führen alle guten Vorsätze ins Verderben? Wir bezweifeln es, wissen es aber, ehrlich gesagt, nicht. „In die Hölle ist es überall gleich weit“, sagt eine andere „Anfahrtsbeschreibung“, die gut klingt und wenig hilft.
Und wie kommt man raus? Wer mal „in der Hölle schmort in der Hölle schmoren umgangssprachlich für: für immer und ewig verdammt sein “, der mag alles versuchen, er mag „Himmel und Hölle in Bewegung setzen Himmel und Hölle in Bewegung setzen umgangssprachlich für: alles tun, um etwas zu erreichen bzw. zu ermöglichen “, es wird ihm nichts nutzen. Höllenbewohner sind Dauergäste. Eine Beendigung des Aufenthalts ist allein durch Intervention Intervention, -en (f.) die Einmischung, der Eingriff höherer Mächte möglich, der Himmel kann „Gnade vor Recht ergehen lassen Gnade vor Recht ergehen lassen sehr nachsichtig sein und jemanden nicht bestrafen “. Allgemein aber gilt die pessimistische Begrüßung, die die Sünder in „Dantes Inferno Dantes Inferno der erste Teil der Dichtung „Göttliche Komödie“ des italienischen Dichters Dante Alighieri “ erfahren: „Die ihr eintretet, lasst fahren lassen hier umgangssprachlich für: loslassen, nicht mehr an etwas festhalten alle Hoffnung fahren fahren lassen hier umgangssprachlich für: loslassen, nicht mehr an etwas festhalten !“
Wo ist die Hölle?
Aber wo liegt sie nun genau, diese Hölle? Nicht unterm Hintern, auch wenn der ein oder andere gerne ein „höllisches“ Gerät fährt, sprich ein PS-starkes Vehikel. Selten ist die Hölle auf dem Kopf, wenn man auch beim Anblick eines Rothaarigen früher zu sagen pflegte: „Schau, dem brennt die Hölle aus dem Kopf.“ Soweit das Scherzhafte.
Die Hölle als Strafgericht, als Antipode Antipode, -n (f.) hier: ein entgegengesetzter Ort des Himmels, wird im Volksglauben irgendwo ganz unten vermutet. Intellektuelle sind anderer Meinung. „Warum die Hölle im Jenseits suchen?“, fragt Jean-Jacques Rousseau Jean-Jacques Rousseau französischsprachiger Schriftsteller, Philosoph und Gelehrter (gestorben 1778) , „sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der Bösen.“ Freilich hat beinahe jeder Mensch die Fähigkeit, einem anderen „das Leben zur Hölle zu machen“.
Wer ist die Hölle?
Die Hölle, das ist der griechische Hades Hades (m., kein Plural) (in der griechischen Mythologie) Unterwelt, Totenreich , der römische Orkus Orkus (m., kein Plural) (in der römischen Sagenwelt) Unterwelt; umgangssprachlich auch: Toilette , und im christlichen Glauben ist es der Ort der Verdammnis – nach dem Jüngsten Gericht Das Jüngste Gericht (n., kein Plural) eine Art göttliches Gericht für alle Lebenden und Toten an einem in der Bibel nicht genau definierten Datum . Ob dieser Ort konkret oder symbolisch zu verstehen ist, bleibt offen. T. S. Eliot T. S. Eliot amerikanisch-britischer Lyriker und Dramatiker (gestorben 1965) behauptet: „Die Hölle, das sind wir selbst.“ Jean-Paul Sartre Jean-Paul Sartre französischer Schriftsteller und Philosoph (gestorben 1980) hingegen: „ [...] die Hölle, das sind die andern.“ Wenn wir wissen, wer und wo die Hölle ist, melden wir uns wieder.
Eine Höllenfahrt
weder ein noch aus wissen — umgangssprachlich für: keine Hoffnung mehr haben; ratlos sein
In der Not frisst der Teufel Fliegen — redensartlich für: in einer unangenehmen Situation etwas tun, das man sonst nicht tun würde
Rachen, - (m.) — der innere Teil des Halses, der am Ende der Mundhöhle beginnt; auch: der Schlund
etwas in etwas kippen — etwas z. B. aus einem Gefäß in ein anderes Gefäß schütten
Höllenspektakel, - (n.) — umgangssprachlich für: sehr großer Lärm
George Bernard Shaw — irischer Dramatiker (gestorben 1950)
gepflastert — hier: umgangssprachlich für: so, dass sehr viel von etwas vorhanden ist
Samuel Johnson — englischer Gelehrter, Schriftsteller, Dichter (gestorben 1784)
in der Hölle schmoren — umgangssprachlich für: für immer und ewig verdammt sein
Himmel und Hölle in Bewegung setzen — umgangssprachlich für: alles tun, um etwas zu erreichen bzw. zu ermöglichen
Intervention, -en (f.) — die Einmischung, der Eingriff
Gnade vor Recht ergehen lassen — sehr nachsichtig sein und jemanden nicht bestrafen
Dantes Inferno — der erste Teil der Dichtung „Göttliche Komödie“ des italienischen Dichters Dante Alighieri
fahren lassen — hier umgangssprachlich für: loslassen, nicht mehr an etwas festhalten
Antipode, -n (f.) — hier: ein entgegengesetzter Ort
Jean-Jacques Rousseau — französischsprachiger Schriftsteller, Philosoph und Gelehrter (gestorben 1778)
Hades (m., kein Plural) — (in der griechischen Mythologie) Unterwelt, Totenreich
Orkus (m., kein Plural) — (in der römischen Sagenwelt) Unterwelt; umgangssprachlich auch: Toilette
Das Jüngste Gericht (n., kein Plural) — eine Art göttliches Gericht für alle Lebenden und Toten an einem in der Bibel nicht genau definierten Datum
T. S. Eliot — amerikanisch-britischer Lyriker und Dramatiker (gestorben 1965)
Jean-Paul Sartre — französischer Schriftsteller und Philosoph (gestorben 1980)