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Eine Frage des Geldes

Hanno Grieß6. November 2002

Der amerikanische Verteidigungshaushalt erreicht im nächsten Jahr ein neues Rekordniveau. Die Rüstungsindustrie des Landes freut sich auf einen warmen Finanzregen. Ob der wohl den Aufschwung bringt?

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Luftaufklärung ist stark gefragtBild: AP

Die Talsohle an den Weltbörsen scheint durchschritten – mit Ausnahme der großen amerikanischen Rüstungsunternehmen. "Im Moment sind eher Kurskorrekturen nach unten zu erwarten", meint der Spezialist für amerikanische Industrieaktien der Frankfurter Dekabank, Klaus Töpper, im Gespräch mit DW-WORLD. Seit etwa neun Wochen fallen die Kurse, weil die USA verstärkt mit den Vereinten Nationen kooperieren. Und das, obwohl über einen Krieg gegen den Irak diskutiert wird und die Republikaner in beiden Häusern des US-Kongresses nun über eine Mehrheit verfügen. "Erst wenn sich zu Beginn des nächsten Jahres der Tonfall wieder verschärfen sollte, werden auch die Aktien der Rüstungsfirmen wieder steigen", erwartet Töpper.

Warmer Geldregen

"Das hohe Verteidigungsbudget hat Auswirkungen auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen", so Fonds-Manager Töpper. "Und das Umfeld ist gut, ich gehe davon aus, dass die Amerikaner ihre Ausgaben dauerhaft erhöhen." Töppers Erwartungen sind nicht ganz unberechtigt: Mit 335 Milliarden US-Dollar hat der amerikanische Präsident George Bush für 2003 den höchsten Rüstungsetat in der US-Geschichte bewilligt. Das sind fast 13 Prozent mehr als im laufenden Jahr.

Und die Verteidigungsausgaben sollen weiter steigen. Das Investmenthaus Goldman Sachs erwartet für 2007 einen Rüstungshaushalt von über 450 Milliarden Dollar. "Profitieren können vor allem Konzerne, die mit ihren Produkten gut aufgestellt sind", sagt Klaus Töpper. Der Flugzeughersteller Lockheed Martin gehört dazu. Mit Kampfflugzeugen lässt sich im Moment viel Geld verdienen. Lockheed ist der weltgrößte Hersteller in diesem Bereich und konnte seinen Umsatz in den vergangenen neun Monaten um 13 Prozent steigern. Der Gewinn explodierte um über 80 Prozent.

Gewinner und Verlierer

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Wachstumsbranche SatellitentechnikBild: DW

"Der andere lukrative Bereich ist die Luftaufklärung", meint Töpper. Hersteller wie 3L oder Northrop Grumman stünden zum Beispiel glänzend da. Die USA decken zur Zeit ihren Nachholbedarf bei der Fern- und Satellitenaufklärung. Aber auch der amerikanische Mischkonzern Alliat Technologies, der unter anderem Munition herstellt, kann vom Rüstungsboom profitieren.

Unter dieser Entwicklung leiden allerdings die Hersteller von konventioneller Technik. "General Dynamics ist mit seinen Panzern im Moment einfach nicht so gefragt", erläutert Töpper. Der Grund: Schon seit den 1990er Jahren investiert die US-Armee kaum noch in konventionelle Kapazitäten. Ihre Probleme versuchen einige durch Übernahmen und Kooperationen zu bewältigen. "Northrop Grumman und Lockheed haben in der Vergangenheit aggressiv dazu gekauft, Northrop zum Beispiel bei der Howaldswerke Deutsche Werft AG", sagt Klaus Töpper.

Kriegsangst verleiht Flügel

Kurzfristig entscheidend für die Entwicklung der Rüstungsaktien sei, ob ein Militärschlag gegen den Irak unmittelbar bevor steht. Nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 waren sie wegen der erwarteten Nachfrage nach Rüstungsgütern stark angestiegen. Im Jahresvergleich sieht es anders aus.

Der Rüstungshersteller Boeing verzeichnet ein Minus von 16 Prozent, Raytheon von 18 Prozent und General Dynamics 13 Prozent. Negativ wirken sich auch die Folgen der Anschläge vom 11. September aus. Zahlreiche Fluglinien hatten danach Aufträge storniert oder verschoben.