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Tag der Trauer in Berlin

Kay-Alexander Scholz25. März 2015

Nach dem Flugzeugabsturz hat die Bundesregierung schnell reagiert. Am Tag eins nach dem Unglück stand die Trauer im Mittelpunkt. Über die Unglücksursache gab es noch keine Aussagen.

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Deutschland Thomas de Maiziere Verfassungsschutzreform
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Der Absturz des Airbus A320 in Südfrankreich bestimmt die politische Agenda in Berlin. Angela Merkel sagte bereits am Unglückstag alle öffentlichen Termine für zwei Tage ab. Am Mittwoch ließ sie sich in der Kabinettssitzung von den Ministern Alexander Dobrindt und Frank-Walter Steinmeier über die Situation vor Ort informieren. Die Sitzung begann mit einer Schweigeminute.

Der Verkehrsminister und der Außenminister waren bereits am Dienstag zur Unglücksstelle gereist. Die Bundeskanzlerin tat dies direkt nach der Kabinettssitzung. Ihr Flugzeug machte einen Zwischenstopp in Düsseldorf, wo die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, zustieg.

Mit einem Moment der Stille begann auch eine Pressekonferenz mit dem sichtlich bewegten Bundesinnenminister in der Berliner Bundespressekonferenz. Thomas de Maiziere sagte, er sei "tief erschüttert". Sein Ministerium, alle Mitarbeiter seien in Gedanken bei den Angehörigen, den Eltern, Freunden - bei all denen, "die nun fragen, wie so etwas passieren konnte, und mit dem Verlust zu ringen haben". In Anbetracht der Katastrophe habe er von heute an für drei Tage eine Trauerbeflaggung für alle Bundesbehörden angeordnet.

Bisher keine Hinweise auf Terrorakt

Spekulationen und Mutmaßungen zur Ursache des Unglücks sollten unterbleiben, sagte De Maiziere weiter. Dies sei mit Rücksicht auf die Opfer und Angehörigen eine "dringende Bitte". Derzeit gebe es keine "belastbaren Hinweise darauf, dass die Absturzursache absichtlich durch Dritte gesetzt wurde". Selbstverständlich aber werde "in alle Richtungen mit Hochdruck ermittelt", informierte der Innenminister.

Am frühen Nachmittag landete der Bundespräsident in Berlin. Joachim Gauck hatte am Dienstag - was sehr ungewöhnlich ist - wegen des Unglücks seine offizielle Südamerikareise abgebrochen.

Der Absturz bewegt alle

Die alten und neuen Medien in Deutschland berichteten mit Nachrichten-Specials und Live-Sendungen aus Frankreich über das Unglück. Der Deutsche Journalistenverband mahnte "Respekt vor dem Leid der Angehörigen" an. Es verbiete sich laut Pressekodex, Trauernde zu bedrängen, sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken.

Bei Twitter und Facebook gab es tausende Beileidsbekundungen. Viele Bürger nutzen für ihre Trauerbekundungen auch den Facebook-Auftritt der Bundesregierung. Die Reaktionen der Politik werden dabei durchaus auch kritisiert, manche Kommentare sind dem Unglück eher nicht angemessen. Das Social-Media-Team der Bundesregierung versucht dennoch, intensiv auf die Kommentare einzugehen.

"In Millionen Einzelteile zerschellt"

Verkehrsminister Dobrindt berichtete am Nachmittag dem Verkehrsausschuss des Bundestages über erste Erkenntnisse und seinen Besuch an der Unglücksstelle. Darüber zu berichten sei auch am Tag danach noch eine schwierige Situation, sagte Dobrindt, dem das Unglück ins Gesicht geschrieben stand. Das Flugzeug sei in Millionen Einzelteile zerschellt. Das größte Teil sei ein Stück Bordwand, so breit wie drei Flugzeugfenster. Dobrindt verwies auf den gefundenen Stimmenrekorder, der Auskunft darüber geben könnte, was in den letzten Minuten an Bord passiert ist.

Der Ausschuss werde auf eine vollständige und lückenlose Aufklärung dringen, hatte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Martin Burkert, am Morgen gesagt. Die Lufthansa habe bereits erste Ergebnisse übermittelt. "Wir werden alles hinterfragen. Es geht um die Wartungspläne, es geht um die Frage der Arbeitszeiten bei Piloten, die Besatzung, aber es geht auch um technische Details." Wenn Konsequenzen gezogen werden müssten, müsse das ohne Rücksicht auf Finanzen geschehen.

Dank an die Bergungskräfte vor Ort

"Wir alle sind in Trauer vereint", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Rande eines Treffens mit seinem niederländischen Amtskollegen in Berlin. "Es tut besonders weh, dass Kinder und viele Jugendliche unter den Opfern sind." Der Außenminister dankte, wie es zuvor auch schon der Verkehrsminister und der Innenminister getan hatten, ausdrücklich den Bergungskräften vor Ort und lobte die Zusammenarbeit mit den französischen Behörden.

Im Außenministerium laufen gegenwärtig alle Informationen zusammen. Für die Angehörigen wurde eine Krisenhotline unter der Nummer ++49-30-5000-3000 eingerichtet.

Die Bundestagssitzung am Donnerstag wird mit einer kurzen Rede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und einer folgenden Schweigeminute beginnen.