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Formel 1-Rückblick 2011

30. Dezember 2011

In seiner neuen Rolle als Nummer 1 fühlte sich Sebastian Vettel 2011 ausgesprochen wohl. Der Red Bull-Pilot raste erneut zum Titel und brach dabei mehrere Formel-1-Rekorde. Für "Schumi" und Co. lief es nicht so gut.

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Sebastian Vettel mit Siegerpokal (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Aus neutraler Sicht war 2011 eher ein langweiliges Formel-1-Jahr. Zu eindeutig dominierten Sebastian Vettel und Red Bull die Königsklasse des Motorsports. Der 24-jährige Deutsche verteidigte seine Weltmeisterschaft bereits im fünftletzten Rennen, und sein österreichisches Team sicherte sich den Konstrukteurstitel gleichfalls vorzeitig. Für die Vettel-Fans aber hätte die zurückliegende Saison kaum besser verlaufen können. Denn gleich elf Mal konnten sie den Red-Bull-Piloten ganz oben auf dem Siegerpodest bewundern. Zudem durften sie sich über mehrere Rekorde des zweimaligen Weltmeisters freuen.

"Es hat alles gepasst"

Sebastian Vettel mit erhobenem Zeigefinger (Foto: dapd)
Vettel und sein MarkenzeichenBild: dapd

Sebastian Vettel war mit einer klaren Ansage in die Saison gegangen: Er wollte seinen WM-Titel von 2010 unbedingt verteidigen. Im Vorjahr war er – nahezu abgeschlagen – im letzten Rennen doch noch Weltmeister geworden. Jetzt beherrschte er die Konkurrenz von Anfang an fast nach Belieben. Dabei war der nie gefährdete Erfolg für Vettel kein Selbstläufer. "Es war dieses Jahr enger, als man es vom Ergebnis her beurteilen würde", meinte der Hesse, der in der Endabrechnung 392 Punkte aufwies und den britischen McLaren-Piloten Jenson Button (270) deutlich auf Distanz hielt. Dritter wurde Vettels australischer Teamkollege Mark Webber (258) vor dem Spanier Fernando Alonso (257) im Ferrari. "Das Auto an sich hatte nicht die Dominanz wie 2010", meinte Vettel. "Was aber den Unterschied gemacht hat, waren wir als Team und als Einheit. Wir haben aus den großen Fehlern von 2010 gelernt, und es hat von vorne bis hinten alles gepasst."

Elf Siege in 19 Rennen

Bereits im ersten Saisonrennen war Vettel mit der prestigeträchtigen Startnummer 1 das Maß aller Dinge. Den Großen Preis von Australien gewann er mit deutlichem Vorsprung vor Ex-Champion Lewis Hamilton. Auch in Malaysia triumphierte Vettel. Erst im dritten Rennen in China musste er sich dem Briten Hamilton geschlagen geben. In der Türkei rückte der Deutsche die Rangfolge wieder zurecht und fuhr überlegen zum Sieg. Webber machte als Zweiter den ersten Red-Bull-Doppelsieg der Saison perfekt. Nach Erfolgen in Barcelona und Monaco unterlief Vettel im Regenchaos von Kanada in der letzten Runde ein Fehler, den Button zum Sieg nutzte.

Red Bull Pilot Sebastian Vettel führt das Fahrerfeld auf der Strecke an. (Foto: AP)
Sebastian Vettel in seinem Red Bull an der Spitze des Fahrerfeldes: 2011 ein gewohntes BildBild: dapd

Während Vettel in Valencia wiederum der Schnellste war, musste er in Silverstone - wenige Kilometer entfernt vom Red-Bull-Teamsitz in Milton Keynes - Alonso den Vortritt lassen. Auch das Heimspiel am Nürburgring wurde für Vettel zur Enttäuschung. Im Qualifying verpasste er zum ersten Mal in der Saison die erste Startreihe, im Rennen als Vierter erstmals auch das Siegerpodest, auf dem Hamilton, Alonso und Webber standen. Im verregneten Budapest erwies sich wie schon in Montreal Button als Regenkönig und feierte seinen zweiten Sieg. Vettel kehrte als Zweiter auf das Podest zurück. Nach drei Rennen ohne Sieg meldete sich Vettel in Spa erfolgreich zurück. Webber sorgte für den zweiten Red-Bull-Doppelsieg des Jahres.

Im Ferrari-Land Italien feierte Vettel dann seinen emotionalsten Sieg des Jahres. Auf dem Siegertreppchen von Monza verdrückte er sogar ein paar Tränen. Nach seinem neunten Saisonsieg dann in Singapur fehlte Vettel nur ein einziger Punkt zum vorzeitigen Titelgewinn. Den machte er in Japan perfekt - Rang drei hinter Sieger Button und Alonso reichte in Suzuka zur WM-Entscheidung. Es folgten Siegfahrten in Südkorea und Indien.

Ausgerechnet in Abu Dhabi aber, wo Vettel im Vorjahr seinen ersten WM-Triumph errungen hatte, fiel er mit einem Plattfuß erstmals seit mehr als einem Jahr aus. Vettel verpasste damit auch die Chance, den Siegrekord in einer Saison von Michael Schumacher aus dem Jahr 2004 mit 13 Grand-Prix-Erfolgen zu egalisieren. Beim Saisonfinale in Brasilien schließlich musste sich Vettel mit Rang zwei hinter Webber begnügen, der damit beim dritten Red-Bull-Doppelsieg seinen ersten Grand Prix der Saison gewann. "Das wird ein Jahr sein, auf das man immer zurückschaut und stolz sein kann. Alleine hätte ich das nicht geschafft", bilanzierte Vettel.

Von Rekord zu Rekord

Sebastian Vettel (M.) feiert mit Jenson Button (r.) und Mark Webber auf dem Siegerpodest (Foto: AP)
Die drei Besten: Vettel (M.), Button (r.) und WebberBild: AP

Vettel stieg durch seinen vorzeitigen WM-Triumph zum jüngsten zweimaligen Weltmeister der Formel-1-Geschichte auf. Der Heppenheimer, der sich 2010 bereits den Rekord des jüngsten Weltmeisters gesichert hatte, war bei der Entscheidung in Suzuka 24 Jahre und 98 Tage alt. Damit war er knapp ein Jahr jünger als der bisherige Rekordhalter Fernando Alonso bei seinem zweiten Triumph 2006 (25 Jahre, 85 Tage).

Zudem konnte Vettel mit der 15. Pole Position den 19 Jahre alten Rekord des Briten Nigel Mansell (14) verbessern. Bereits in Indien übertraf er auch Mansells alte Bestmarke der meisten Führungsrunden in einem Jahr. Schließlich übertrumpfte Vettel noch Michael Schumacher (17), in dem er 18 Mal in einem Jahr auf dem Podium stand.

Vettels Red-Bull-Team schaffte es zudem als sechstes Formel-1-Team, mindestens zweimal hintereinander den Fahrer- und Konstrukteurstitel zu gewinnen. Die längste Serie in der Geschichte der Königsklasse gelang Ferrari mit Michael Schumacher. Die Scuderia holte zwischen 2000 und 2004 jeweils beide Trophäen.

Schumacher und Co. enttäuschten

Michael Schumacher (Foto: dpa)
Macht Schumacher weiter?Bild: picture alliance / Sven Simon

Außer Vettel sind die anderen deutschen Fahrer unter den Erwartungen geblieben. Das Silberpfeil-Duo Nico Rosberg und Michael Schumacher schaffte es nicht einmal aufs Podium. "Ob und um wie viel ich meine Zukunft in diesem Sport verlängern möchte, muss ich zu gegebener Zeit für mich selbst entscheiden", sagte der 42-jährige Schumacher, dessen Vertrag Ende 2012 ausläuft. Rosberg hingegen verlängerte mittlerweile seinen Kontrakt mit Mercedes GP langfristig.

Marussia-Virgin-Fahrer Timo Glock blieb wie im Vorjahr ohne Punkte. Der 29-Jährige verlängerte trotzdem seinen Vertrag bei dem britischen Rennstall vorzeitig bis 2014. Vor dem Aus steht dagegen Adrian Sutil. Der 28 Jahre alte Force-India-Pilot hat immer noch keinen neuen Vertrag, obwohl er beim Saisonfinale in Brasilien immerhin auf Platz sechs fuhr. Auch für Nico Hülkenberg, Ersatzmann bei Force India, ist noch kein neuer Stammfahrer-Vertrag in Sicht. Das gilt auch für den ausgemusterten Nick Heidfeld. Der bei Lotus-Renault im Sommer aussortierte Mönchengladbacher durfte in den letzten Rennen nur noch als Zuschauer an die Strecke.

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Stefan Nestler