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Ein Nobelpreis für Volkswagen

23. September 2016

Mal ehrlich: Was war ihr erster Gedanke bei dieser Überschrift? Glauben Sie das nicht? Es klingt hanebüchen und doch ist es wahr.

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Moderator Marc Abrahams präsentiert die begehrte Trophäe (Foto: Reuters)
Moderator Marc Abrahams präsentiert die begehrte TrophäeBild: Reuters/B. Snyder

Volkswagen ist mit dem sogenannten "Ig-Nobelpreis" gewürdigt worden. Natürlich ist es keiner der "echten" Nobelpreise und doch eine renommierte Auszeichnung, die immerhin zum 26. Mal vergeben wurde. Der Veranstalter ehrte den Automobilhersteller in der Kategorie Chemie für "die Lösung des Problems des übermäßigen Ausstoßes von Autoabgasen, indem automatisch elektromechanisch weniger Abgase produziert werden, wenn die Autos getestet werden". Wie der Moderator Marc Abrahams anmerkte, "konnte oder wollte" der Gewinner nicht bei der Verleihung an der US-Eliteuniversität Havard teilnehmen.

Erst Lachen, dann Nachdenken

Die Ig-Nobelpreise - abgeleitet von "ignoble", auf Deutsch unwürdig - werden für ungewöhnliche Dinge verliehen, sagte Abrahams, der auch Herausgeber des sponsernden humoristischen Wissenschaftsmagazin "Annalen der unwahrscheinlichen Forschung" ist. "Fast alle möglichen Preise sind für die Besten oder die Schlechtesten", so Abrahams. Das sei hier egal. Die Ig-Nobelpreise sind stattdessen für Leistungen gedacht, die Menschen zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen und so das Interesse an Wissenschaft, Medizin und Technologie wecken. Zu der Verleihung sind für gewöhnlich echte Nobelpreisträger anwesend.

Das Publikum bei der Preisverleihung (Foto: Reuters)
Mehr als 1000 Gäste besuchen die schrille GalaBild: Reuters/B. Snyder

Polyester schadet der Fruchtbarkeit

Ein kleines bisschen vom Typ "Verrückter Professor" muss wohl tatsächlich in den Preisträgern stecken, um auf ihre Forschungsthemen zu stoßen. So ist unter ihnen der bereits verstorbene Ägypter Ahmed Shafik. In seiner 1993 veröffentlichten Forschung fand er heraus, dass Ratten, die Hosen aus Polyester oder einem Baumwoll-Polyester-Gemisch tragen, sexuell weniger aktiv sind als Artgenossen, die reine Baumwoll- oder Wollunterwäsche oder gar die Variante "unten ohne" bevorzugen. Shafik vermutete, dass das Polyester elektrostatische Felder aufbaue, die bei der Impotenz eine Rolle spielen könnten. Er legte nahe, dass sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen ließen.

Zurück zur Natur

Auch das Leben wie ein Tier kann einem den Ig-Nobelpreis einbringen. Charles Foster von der Universität Oxford verbrachte Monate damit, wie ein Dachs in einem Loch zu leben, als Fuchs die Mülltonnen in London zu durchwühlen und sich als Reh von Bluthunden jagen zu lassen. Er wollte die Welt mit den Augen der Tiere sehen.

Die Ziegen-Stelzen (Foto: Reuters)
Ob das Herumstolzieren auf diesen Stelzen in den Schweizer Alpen wirklich ziegengleich war...Bild: Reuters/B. Snyder

Ein ähnliches Bedürfnis hatte Thomas Thwaites. Er baute sich Prothesen, um in den Schweizer Alpen drei Tage lang wie eine Ziege zu leben. Während des Experiments knabberte er im Schnellkochtopf vorgegarte Gräser. Der Wellcome Trust, eine der größten Stiftungen für Forschung, förderte das Unterfangen.

Alle Preisträger erhalten eine Trophäe sowie Bargeld im Wert von 10 Billionen Dollar. In quasi wertlosen Simbabwe-Dollar.

Diese weiteren Leistungen haben 2016 den Ig-Nobelpreis erhalten:

  • Eine Triologie über das Sammeln von Schwebfliegen auf einer dünnbesiedelten schwedischen Insel
  • Die Erkenntnis, dass man sich bei einem juckenden Arm Erleichterung verschaffen kann, wenn man in den Spiegel schaut und sich am anderen Arm kratzt
  • Eine Abhandlung darüber, wie anders Gegenstände aussehen, wenn man sich vornüber beugt und sie durch die Beine hindurch betrachtet
  • Eine Forschung über die Persönlichkeit von Steinen
  • Die Entdeckung, warum weißhaarige Pferde am wenigsten anfällig für Bremsen sind, und sich Libellen von schwarzen Grabsteinen angezogen fühlen
  • Eine Studie mit 1.000 Teilnehmern, die herausfand, dass junge Erwachsene die besten Lügner sind - ohne wissen zu können, ob die Probanden tatsächlich (nicht) gelogen haben

ust/rb (afp, rtr, dpa, ap, Twitter, improbable.com)