Ein Montag mit "Sabine"

Der Bahn-Fernverkehr läuft langsam wieder an. "Gegen zehn Uhr sind die ersten Züge des Fernverkehrs im Norden Deutschlands gestartet", teilte die Bahn mit. Schrittweise würden auch die anderen Regionen wieder angefahren, in denen "Sabine" durchgezogen sei. In Bayern und Baden-Württemberg sei bis auf Weiteres aufgrund der Witterungsbedingungen noch kein Fernverkehr möglich. Auch der regionale Bahnverkehr kommt wieder ins Rollen. 

 

"Sabine" zieht seit Sonntag mit Sturm- und Orkanböen über Deutschland und Europa. Der Süden Deutschlands ist erst am Montag mit voller Wucht erfasst worden, während sich die Lage im Norden bereits wieder entspannte.

In nahezu ganz Deutschland berichteten Leitstellen der Polizei von einer Vielzahl an umgestürzten Bäumen, die zum Teil auf geparkte Autos gestürzt waren. Bauzäune wurden umgerissen, Werbetafeln umhergeweht. In vielen Regionen hielten sich die Schäden aber in Grenzen. In Solingen klang das Aufatmen in einer Pressemitteilung der Stadt so: "Sabine war wohl doch nur ein Sabinchen."

130.000 Haushalte ohne Strom

Ganz anders in Frankreich: Dort verursachte "Ciara" - so wird der Orkan "Sabine" im restlichen Europa genannt - Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen. Rund 130.000 Haushalte waren am Montag noch ohne Strom, wie der Netzbetreiber Enedis mitteilte. Am stärksten betroffen waren demnach der Norden und Osten Frankreichs. Besonders in Ostfrankreich rückte die Feuerwehr zu hunderten Noteinsätzen aus. Dort knickten Strommasten um, Dächer wurden abgedeckt und umgestürzte Bäume versperrten Straßen. Es wurden Windböen von bis zu 200 Stundenkilometern gemessen.

In Großbritannien droht ein Schneesturm

In Großbritannien, das am Sonntag von dem Orkantief besonders heftig getroffen worden war, starb ein Mann auf einer Autobahn im Südwesten Londons. Nach Angaben der britischen Polizei wurde sein Auto von einem entwurzelten Baum getroffen. Am Montag begannen die Aufräumarbeiten. Ein Sprecher der Wetterbehörde warnte: Nun drohten eisige Winde und bis zu 20 Zentimeter Schneefall.

Nach einem Bootsunglück bei schwerer See in Südschweden mit einem Todesopfer wurde zudem ein Mensch vermisst. In Tschechien wurde ein Mann durch einen umstürzenden Baum verletzt. In 100.000 Haushalten fiel der Strom aus. In Polen starben eine Frau und ihre Tochter durch ein herunterstürzendes Dach, das von Windböen von fast hundert Kilometern pro Stunde vom Gebäude gerissen worden war. Am Montag waren zudem mehr als 55.000 Haushalte ohne Strom, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Die Feuerwehren des Landes mussten zu mehr als 1100 Einsätzen ausrücken, um unter anderem Bäume von den Straßen zu räumen.

Unerwarteter Rückenwind

Auch in Tschechien waren rund 100.000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Stromleitungen durch umstürzende Bäume beschädigt wurden, wie Energieversorger mitteilten. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern - innerhalb einer Stunde wurden landesweit mehr als 250 Einsätze gezählt.

Passagieren von British Airways und Virgin Atlantic verlieh "Ciara" indes unerwarteten Rückenwind. Das Orkantief verkürzte die Flugzeit von New York nach London auf neue Rekordwerte: Drei Maschinen schafften die Strecke von 5554 Kilometern in unter fünf Stunden, wie das Portal Flightradar24 meldete.

nob/se/qu (dpa, afp, rtr)